Siegen. Die Mittwochsakademie der Universität Siegen ist für jeden zugänglich. Kirchenmusiker Ulrich Stötzel bietet dort ein Seminar an.
Auf viele Konzerte mit seinem Bach-Chor kann er zurückblicken. Doch die Kirchenmusik dahin zurückzubringen, woher sie kommt, nämlich in den Gottesdienst, das war über fast 40 Jahre hinweg Anliegen des seit Juli pensionierten Kirchenmusikdirektors Ulrich Stötzel. Nun engagiert er sich im Rahmen der Mittwochsakademie der Universität Siegen. „Musik als Sprache: Von der Klangrede“ lautet der Titel des Seminars, das Ulrich Stötzel ab dem 30. Oktober mittwochs jeweils von 18 bis 19.30 Uhr in der Martinikirche an der Grabenstraße anbietet.
Ulrich Stötzel freut sich auf die neue Semesteraufgabe: „Alle Bürgerinnen und Bürger haben bei der Mittwochsakademie die Möglichkeit, sich fortzubilden und neue Dinge zu erfahren.“ Zum Beispiel über die Sprache der Musik. „Die Einführungen zu den Bach-Kantaten haben mir immer viel Freude gemacht und ich habe selber bei der Vorbereitung immer wieder Neues gelernt. Nun habe ich die Möglichkeit, das jeweilige musikalische Anliegen mit interessierten Menschen noch mit weniger Zeitdruck vertiefen zu können.“
Bereits vor 20 Jahren an der Uni
Der gebürtige Siegener führte 1980 die regelmäßigen Kantaten-Gottesdienste an der Martinikirche ein. „Kirchenmusik war immer für alle da, unabhängig vom sozialen Status“, sagt der 67-Jährige. „Auch an der Orgel ist es mir wichtig, Gemeinde an den Inhalten der verschiedenen Kompositionen Anteil nehmen zu lassen.“ Als Pensionär will er ein vor rund 20 Jahren gegebenes Versprechen einlösen: „Um 2000 war ich bereits für zwei Semester als Dozent bei der Mittwochsakademie tätig. Ich fand das Anliegen sehr beeindruckend und unterstützungswürdig. Doch das Aufgabenfeld für Bach-Chor und Bach-Orchester wurde seinerzeit von Jahr zu Jahr umfangreicher, so dass leider keine Zeit blieb, hier weiter zu machen. Prof. Hufnagel habe ich zugesagt, nach meiner Pensionierung zurück zu kommen.“
Jahrzehntelange Erfahrung
Seine Kantaten-Gottesdienste hätten Kirchenbesucher oft als musikalische Predigt empfunden. So soll es bei der Mittwochsakademie nicht sein: „Ich habe mich jahrzehntelang mit der Musiksprache von der Renaissance bis in die heutige Zeit beschäftigt.“ Es sei dem Musiker ein Bedürfnis, „Menschen auf Vokabular und Grammatik der Musiksprache hinzuweisen und dies nachvollziehen zu lassen“. Das Hörverhalten ändere sich. „Man hört intensiver und tiefer hin. Das Ohr wird für den Nuancenreichtum sensibilisiert. Man achtet viel mehr auf die Bereiche zwischen den Zeilen.“
Das Semester läuft bis zum 29. Januar, Stötzel doziert jeden Mittwoch – mit wenigen Ausnahmen. Die Veranstaltung fällt am 6. November aus wegen der feierlichen Eröffnung der Mittwochsakademie in der neuen Uni-Immobilie US-S am Obergraben 25, dem ehemaligen Bekleidungshaus Sauer. Auch am 25. Dezember 2019 sowie am 1. und 15. Januar 2020 findet keine Akademie statt.
Der Werdegang Stötzels
Ulrich Stötzel studierte an der Musikhochschule Frankfurt am Main. Nach seinem staatlichen A-Examen legte er das Orgel-Konzertexamen ab und erwarb das Dirigentendiplom in der Meisterklasse von Prof. H. Rilling. 1991 wurde er zum Kirchenmusikdirektor ernannt, seinerzeit als jüngster Kantor Westfalens. Seit seinem Dienstantritt im Siegerland im Jahr 1980 kooperiert er mit Rundfunkanstalten, produzierte regelmäßig mit Ensembles des Bachchores Schallplatten und CDs bei bekannten Verlagen.
Die Mittwochsakademie umfasst im Wintersemester 2019/2020 insgesamt 17 Veranstaltungen in Siegen und in Olpe. Das Programm gibt es unter uni-siegen.de/wissensstadt
Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Siegerland gibt es hier.
Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.