Bochum/Dortmund. Nach dem Unglück in Alchen gibt es mehrere Schwerverletzte und eine Tote. Experten erklären, wie die Behandlung der Brand-Opfer nun weiter geht.

Nach dem Unglück in Alchen, bei dem nach einer Explosion an einem Grillstand eine Frau gestorben ist und mehrere Personen zum Teil schwerste Brandverletzungen erlitten, werden die Opfer in Spezialkliniken behandelt. Experten erklären, wieso Brandverletzungen besonders gefährlich sind und wie die Behandlung verläuft.

Einer der Schwerstverletzten wird aktuell im Bochumer Bergmannsheil-Krankenhaus betreut. Professor Marcus Lehnhardt ist dort Leiter der Universitätsklinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte. „Die Haut stellt eine natürliche Barriere da, die uns vor äußeren Gefahren, wie Schmutz und Bakterien schützen soll“, sagt Lehnhardt. Wenn diese Barriere wie etwa durch Verbrennungen nicht mehr vorhanden ist, können Schädlinge ungehindert in den Organismus eindringen. „Wir als behandelnde Ärzte sind daher auch einer zeitlichen Not ausgesetzt. Es geht sowohl um Qualität als auch Quantität“, so der Experte.

Vier Verbrennungsgrade

Unterschieden wird in vier Verbrennungsgrade. Beim ersten Grad, der etwa durch einen Sonnenbrand hervorgerufen werden kann, schafft es die Haut sich selbst zu regenerieren. Beim zweiten Grad kommt es zu einer Blasenbildung. Entweder kann diese abheilen und der Heilungsprozess setzt von selbst ein, oder auch diese Verbrennungen gehen soweit in die Tiefe, dass ein Eingriff erforderlich wird.

Gleiches gilt für den dritten Grad. Beim letzten und stärksten Grad wird schon von einer Verkohlung der Haut gesprochen, die Verbrennungen gehen bis auf die Muskulatur. „In diesen Fällen kommt eigentlich nur noch eine Amputation in Frage“, sagt Hans Lemke, Leitender Arzt im Zentrum für Schwerbrandverletzte am Klinikum Dortmund.

„Bei einer Transplantation wird die abgestorbene Haut abgetragen und die neue Haut an der Stelle eingefügt“, erklärt Professor Lehnhardt. Diese Haut stammt vom Betroffenen selbst und wird von gesunden Körperstellen entfernt: „Ist etwa das rechte Bein betroffen, können wir vom linken Bein sehr dünn gesunde Haut abtragen und diese dann auf die geschädigte Stelle transplantieren.“ Eine gesunde Stelle kann dabei auch öfter transplantiert werden, nach etwa zwei Wochen heilt die Wunde, die vergleichbar ist mit einer Schürfwunde, wieder ab.

Nur die eigene Haut wird transplantiert

„Haut kann aber nur von dem Betroffenen transplantiert werden, oder von einem eineiigen Zwilling. Von anderen Familienmitgliedern geht es nicht, es muss eine hundertprozentige Übereinstimmung geben, sonst kommt es zu einer Abstoßung“, sagt Lehnhardt. Kritisch wird es, wenn prozentual mehr Körperfläche verbrannt ist als gesunde Haut übrig.

„Dann bleibt uns noch die Möglichkeit, Haut zu züchten“, so Lehnhardt weiter. Ein aufwendiges und kostspieliges Verfahren, welches nur im Deutschen Institut für Zell- und Gewebeersatz (DIZG) durchgeführt werden kann. „Dort können wir Hautproben einsenden, welche dann nachgezüchtet werden. Allerdings ist es sehr teuer. Für einen transplantierten Rücken kann man etwa mit 30.000 Euro rechnen“, sagt Lehnhardt.

Nicht mehr so belastbar wie vorher

Während die transplantierte Haut innerhalb von ca. 14 Tagen verschlossen ist, dauert es bis zu ein Jahr, bis sie sich angepasst hat. „Auch ist transplantierte Haut nicht wieder so belastbar wie vorher“, sagt Lehnhardt. Zudem müssen die Patienten intensiv gegen das Spannungsgefühl ankämpfen: „Die Haut zieht sich nach der Transplantation wieder zusammen. Um diesem Spannungsgefühl entgegen zu wirken und die Haut geschmeidig zu halten, muss intensiv Krankengymnastik und Therapie betrieben werden“, erklärt Lemke.

Einschränkungen bleiben

Zudem muss für ein Jahr an der betroffenen Stelle eine Silikonmaske getragen werden, die einen Gegendruck erzeugt. „Es kann bis zu zwei Jahre nach der Transplantation noch zu Veränderungen kommen, im Anschluss müssen zumeist alle Defizite als Dauerschaden hingenommen werden“, so Lemke.

Auch im Anschluss an die Therapie und Reha sind Brandopfer oftmals noch eingeschränkt. So sind bei Verbrennungen des dritten Grades zumeist Fett- und Schweißdrüsen geschädigt und auch die Pigmentschicht der Haut ist gestört. Dadurch erhöht sich das Risiko von Hautkrebs. „Betroffene müssen die Haut öfter einfetten und sollten dringend die Sonne meiden, da die Gefahr von Entartungen stark erhöht sind.“