Kreuztal/Siegen. Der „Baustellenfahrplan“ der VWS sorgt in Kreuztal für viel Ärger. Die Fahrt von Siegen nach Krombach und Littfeld kostet nun viel mehr Zeit.

Wer von Kreuztal mit der R 10 nach Siegen will oder umgekehrt, muss seit Mittwoch in Geisweid meist umsteigen und warten. Littfeld, Krombach und Eichen sind fast abgehängt: Dorthin kommt der Bus nur noch einmal in der Stunde. Die Kreuztaler – und nicht nur die – sind sauer über den Baustellenfahrplan.

Die Kritik

Eine Viertelstunde habe er in Geisweid auf den Anschlussbus gewartet, berichtet ein Teilnehmer in einer Kreuztaler Facebook-Gruppe, der dort einen offenen Brief an die Verantwortlichen formuliert hat: „Sorgen Sie dafür, dass die Straßen nicht immer voller werden und die Luft noch schlechter“ – dadurch, dass Fahrgäste vom Bus ins eigene Auto umsteigen.

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„Wenn ich noch mal nach Weidenau muss, fahre ich mit dem Zug“, schreibt ein anderer. Sie habe von Geisweid bis Krombach 90 Minuten gebraucht, berichtet eine Krombacherin: „Ich werde morgenden Zug von Weidenau bis Littfeld nehmen und dann von Burgholdinghausen den Bus nach Krombach.“ „Mit diesem neuen Fahrplan im Stundentakt von Littfeld nach Siegen geht gar nicht“, erwidert ein weiterer Teilnehmer, „so bekommt man keine Leute in die öffentlichen Verkehrsmittel.“

Die Reaktionen

Der Zweckverband Personennahverkehr (ZWS): „Wir haben uns schwer getan“, sagt Geschäftsführer Günter Padt, „aber die Baustellen kann man nicht wegdiskutieren.“ Betroffen sind vor allem die B 517 von Kreuztal nach Littfeld und die B 508 von Kreuztal nach Hilchenbach, die allerdings kaum bis 15. Januar abgewickelt sein werden. So lang soll der „Baustellenfahrplan“ zunächst gelten. „Danach müssen wir sehen“, sagt Padt. Teil des Maßnahmenpakets, das die Bezirksregierung genehmigt habe, sei auch der monatliche Rapport der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) über die Personalsituation – denn auch der Mangel an Busfahrern war Anlass für die Fahrplanänderungen. Im Gegensatz zu dem jetzt ausgesetzten Fahrplan könne der neue Plan auch tatsächlich eingehalten werden, sagt Padt. Und es gebe Alternativen: „Wir haben ja auch noch die Schiene. “ Alle 30 Minuten fahren die Ruhr-Sieg-Linien, zusätzlich stündlich die Rothaarbahn.

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Der Bürgermeister: „Die Bezirksregierung hat entschieden“, sagt Walter Kiß. Immerhin habe Kreuztal eine Verbesserung gegenüber dem ursprünglich vorgesehenen Baustellenfahrplan erreicht, dem die Stadt widersprochen habe. Dann nämlich wären auch die Schulfahrten betroffen gewesen, „es wären Wartezeiten von über einer Stunde entstanden.“ So seien zumindest die „Verstärkerfahrten“ zum Schulschluss wieder im Plan. Nicht nachvollziehen kann Kiß die Kürzung der Linie nach Littfeld – mit der Baustelle in Eichen könne die jedenfalls nicht begründet werden. „Die Umleitung in Eichen funktioniert eigentlich hervorragend.“

Die Politik: „Quatsch“, so kommentiert der Littfelder SPD-Stadtverordnete Wolfgang Otto am Donnerstag im Hauptausschuss die Baustellen-Begründung. Die Änderung des Fahrplans sei „unverhältnismäßig“. Die nördlichen Stadtteile seien früher im 20-, zuletzt im 30-Minuten-Takt bedient worden. „Es ist deutlich zu merken, dass ein wichtiger Teil der Stadt nun vom ÖPNV total abgehängt ist.“
Die Linken-Kreistagsfraktion kündigt an, dass sie ihren Antrag erneut stellen wird, den Bus-Nahverkehr zu rekommunalisieren. Die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) als privat geführtes Unternehmen hätten gezeigt, dass sie nicht in der Lage seien, zugesagte Leistungen zu erbringen, sagt Ullrich Georgi, Chef der Linken-Kreistagsfraktion. „Wenn der Kreistag dieses Verhalten duldet, macht er sich selbst lächerlich. Wir machen dabei jedenfalls nicht mit.“

Verkehrsausschuss tagt in Krombach

Mit den Perspektiven für den öffentlichen Nahverkehr befasst sich der Verkehrsausschuss des Kreistags am Donnerstag, 12. September, in Krombach. Danach, so der Vorschlag, soll ein Runder Tisch einberufen werden.

In einer Vorlage stellt die Verwaltung Alternativen für die drei Linienbündel im Kreisgebiet vor – je nach Ausgang des Rechtsstreits um die Linienkonzessionen, außerdem Möglichkeiten für eine (Re-)Kommunalisierung.

Kritik kommt auch vom Grünen-Kreisverband. Der neue Fahrplan sei „keine Lösung für das Problem, sondern die Grundlage eines weiteren“, heißt es in der Erklärung des Grünen-Kreisvorsitzenden Thomas Börger, „die Neuordnung des Fahrplans wurde ohne Beteiligung von Stadt und Bürgern und Bürgerinnen beschlossen, die eine Ausweitung im Vorfeld gefordert hatten.“

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