Kreis und Kommunen werden den Nahverkehr wieder in die eigene Hand nehmen. Dazu gibt es keine Alternative. Ein Kommentar von Steffen Schwab.

Der Rückenwind wird stärker: Nachdem schon der Kreistag im Juni es auf einmal nicht mehr ausgeschlossen hatte, dass der öffentliche Nahverkehr Aufgabe eines kommunalen Unternehmens sein könnte, gehen Wortmeldungen aus der Bevölkerungsbefragung nun in dieselbe Richtung. Der Leidensdruck ist groß genug.

Auf den politischen Auftrag, in einem Arbeitskreis gemeinsam mit Kreistagsfraktionen und VWS alle Gedankenspiele zu spielen, folgt das Votum der Bürgerschaft. Landrat Andreas Müller schafft sich den Unterbau für den Systemwechsel, den auch der Nachbarkreis Altenkirchen gerade vollzogen hat. Der Kreis wird mit einem eigenen Unternehmen die großen oder kleinen Busse so auf die Strecke schicken, dass das zu den Wünschen der Menschen und den anderen Angeboten, vom Bürgerbus und dem Dorfauto bis zur S-, Seil- und Regionalbahn passt.


Das muss keine Illusion sein. Aber das dauert – mindestens bis Ende der 20er Jahre, wenn das Privatunternehmen VWS nicht vorher seine Konzessionen zurückgibt oder bei einem erneuten Eigentümerwechsel mitspielt. Und das kostet viel Geld, das jede Bürgerin und jeder Bürger wird aufbringen müssen. Denn der Nahverkehr, über den die Menschen heute klagen, ist ja deshalb so, wie er ist, weil er nichts kosten soll: mit unzuverlässigen Fahrplänen und unattraktiven Arbeitsplätzen.


Eine Alternative gibt es aber nicht: Die Verkehrswende ist ein Teil der Wende in der Klimapolitik. An ihrem Handeln dazu werden sich die Parteien im Kreis und in den Kommunen im nächsten Herbst messen lassen müssen. Landrat Andreas Müller hat das längst gemerkt.