Den Ärger um die Situation im öffentlichen Nahverkehr dürfen nicht die Busfahrer abbekommen, meint Hendrik Schulz. Ein Kommentar.
Nachts allein als Frau mit zwei aggressiven Betrunkenen im sonst leeren Nachtbus. Die Klimaanlage bei 30 Grad kaputt, die Fahrgäste beschweren sich. Während die nach einiger Zeit wieder aussteigen, bleiben die Fahrer stundenlang im Fahrzeug. Dass sie mancherorts vor verschlossenen Toiletten stehen müssen – dies und mehr zeigt, welcher Respekt den Fahrern mitunter entgegengebracht wird. Und trotzdem sind die allermeisten freundlich. Busfahrer scheint in der Tat mehr als einfach nur ein Beruf zu sein.
Geschimpft wird viel dieser Tage, viel davon bekommen die Busfahrer ab. Sie sind die, die an vorderster Front den Kopf hinhalten – eine kriegerische Metapher, die vielleicht gerade deswegen nicht so unpassend ist. Sie arbeiten unter Bedingungen, für die sie nichts können – und für die übrigens auch nicht ihr Arbeitgeber allein verantwortlich ist. In diesem System kann das Verkehrsunternehmen auch nur Geld ausgeben, das es hat.
Also: ÖPNV kostet Geld. Im Moment jedenfalls und in ländlicheren Regionen wie dieser allemal. Gleich nebenan sind die Rahmenbedingungen anders, da funktioniert es zumindest besser. Der Kreis Siegen-Wittgenstein ist in vielen Bereichen Vorreiter – beim ÖPNV ist er es nicht. So jedenfalls wird es nichts mit einer regionalen Mobilitätswende. Die Verantwortung dafür liegt nicht in der Region allein. Aber hier vor Ort kann etwas dafür getan werden, einstweilen aus der Situation etwas Besseres zu machen. Im Sinne der Fahrgäste und im Sinne der Busfahrer.