Siegen-Wittgenstein. 2021 soll die verbesserte Verbindung von Auto, Bahn, Bus und Fahrrad geschaffen sein. Projektteams planen für alle Städte im Kreisgebiet.

Die täglichen Ausfälle von Busverbindungen vor allem im Siegener Kernraum haben möglicherweise gar nicht die Konsequenzen, die in der öffentlichen Debatte erörtert werden. „Momentan noch nicht sehr rege“ werde jedenfalls die Mobilitätsgarantie in Anspruch genommen, die Verkehrsunternehmen in ganz NRW ihren Fahrgästen geben, sagt Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbandes Personennahverkehr (ZWS): Bis zu 25 Euro pro Person fürs Taxi, nach 20 Uhr sogar bis zu 50 Euro, wenn der Bus mehr als 20 Minuten Verspätung hat. Seit 1. Juni stehen zwei hauptberufliche Qualitätstester im Dienst des ZWS: Sie sind im Liniennetz unterwegs und führen Buch über Pünktlichkeit und Ausfälle.

Bus und Bahn

Die Zweckverbandsversammlung des ZWS hat sich jetzt in Olpe mit einer ganzen Reihe von Bus- und Bahnthemen befasst. Beide Verkehrsmittel werden künftig durch Mobilstationen verknüpft, die in jeder Kommune eingerichtet werden sollen. Projektteams arbeiten an den Planungen, die im Herbst vorgestellt werden. Bis Januar sollen die Fördermittel beantragt werden, gebaut werden kann dann 2021.

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Neben einem Fahrgastinformationssystem gehört zu einer Mobilstation ein „Anschlusssicherungssystem“, das besonders für Bahnhöfe interessant wird: Der Bus soll warten, wenn der Zug verspätet einläuft. Verbesserungen an Bahnsteigen und Busbahnhöfen sind vorgesehen, ebenso Fahrradboxen, die digital gebucht werden können. Offen ist, ob Carsharing-Angebote dazugekommen.

Standorte sind die Bahnhöfe Siegen, Weidenau, Kreuztal, Hilchenbach, Erndtebrück, Bad Berleburg und Bad Laasphe, außerdem die zentralen Bushaltestellen Burbach Post, Freudenberg Mórer Platz, Wilnsdorf Zentrum, Netphen Rathaus und Neunkirchen Rathaus.

Bus

Im Busverkehr beschäftigt sich der ZWS nicht nur mit dem Rechtsstreit um die Linienkonzessionen im Siegener Kernraum und der aktuellen Debatte über eine „Rekommunalisierung“ – die im Kreis Altenkirchen übrigens gerade erfolgt ist, der deshalb auch attraktiver Arbeitgeber für aus dem Siegerland abgewanderte Busfahrer geworden ist.

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Schnellbuslinien werden neuerdings durch den Nahverkehr Westfalen-Lippe mit Landesmitteln gefördert. Für den ZWS ist das eine Gelegenheit, sich erneut um einen Schnellbus Siegen-Olpe über die Autobahn zu bemühen. „Die Verbindung war attraktiv“, sagt Günter Padt. Im neuen Nahverkehrsplan wurde sie zugunsten der Linie R 53 über Wenden gekappt: „Die Ortschaften an der Strecke sind natürlich glücklich.“ Als zweite Schnellbuslinie ist eine Verbindung von Gummersbach über Bergneustadt nach Olpe im Gespräch – da fuhr vor Jahrzehnten noch die Eisenbahn,

Straßenbaustellen stören den Busverkehr. In Ferndorf und Eichen fahren die Hauptlinien Verspätungen ein. Zum Nadelöhr für den gesamten Betrieb hat sich die Hufeisenbrücke am Siegener Bahnhof entwickelt, die auf Dauer nicht mehr stabil genug ist. Dort teilen sich beide Fahrtrichtungen eine Fahrspur, vor den Ampeln stauen sich die Busse vom und zum Busbereitstellungsplatz. Übles schwant Padt, wenn der Schleifmühlchen-Kreisel neu gebaut wird – auch den müssen mehrere Linien passieren.

Bahn

Die Bahn wird pünktlicher. „Die Tendenz ist erfreulich“, sagt Günter Padt vor allem über die beiden Problemlinien Rothaarbahn (RB 93) und Rhein-Sieg-Express (RE 9), wobei der „rsx“ mit 80,2 Prozent und die RB 93 mit 87.8 Prozent Pünktlichkeit immer noch fern vom grünen Bereich sind, der bei 90 Prozent beginnt. Die Rothaarbahn profitiert davon, dass die in Hilchenbach kreuzenden Züge nun dort gleichzeitig in den Bahnhof einfahren können, was einen aufwendigen Signalumbau erfordert hatte, und dass sie in Siegen und Betzdorf nicht mehr so oft und so lange auf den Regionalexpress warten muss, mit dem sie sich die Strecke teilt. Am pünktlichsten ist die Hellertalbahn mit 99,7 Prozent, gefolgt von Sieg-Dill-Bahn (96,7), Biggesee-Express (95,6), Lahntalbahn (92,2) und Westerwald-Sieg-Bahn (91,5). Bei den schnellen Zügen ist der Main-Sieg-Express mit 90,8 Prozent deutlich vor dem Ruhr-Sieg-Express (89,8). Mit 1,34 Prozent hat ausgerechnet die zuverlässige Hellertalbahn die größte Ausfallquote: Grund ist Personalmangel bei der Bahn, die nicht alle Stellwerke besetzen konnte.

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Ab Mitte Dezember gibt es wieder eine durchgehende Bahnverbindung nach Marburg. Probeweise werden zunächst vier Fahrten der Oberen Lahntalbahn an Samstagen – wie es in der Eisenbahnsprache heißt – „durchgebunden“: Die Züge von Marburg über Bad Laasphe fahren über Erndtebrück hinaus auf der Linie der Rothaarbahn bis Betzdorf und wieder zurück.