Netphen. Der Stadtentwicklungsausschuss soll sich noch einmal mit der Siegbrücke in der Austraße befassen. Das hat der Netphener Rat beschlossen.

Über die Siegbrücke in der Dreis.-Tiefenbacher Austraße ist das letzte Wort nicht gesprochen. Einstimmig hat der Rat das Thema zurück an den Stadtentwicklungsausschuss verwiesen. Die Auseinandersetzung um den Antrag, den alle acht Stadtverordneten des Stadtteils gemeinsam gestellt hatte, verfolgte ein großes Publikum aus Dreis-Tiefenbach. Immerhin rund 1500 Unterzeichner hatten sich für den Erhalt des Überweges ausgesprochen.

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Zuvor waren zwei Versuche gescheitert, das Thema von der Tagesordnung zu nehmen. Schon im Vorfeld hatte SPD-Fraktionschef Manfred Heinz versucht, den Bürgermeister davon zu überzeugen, dass der Stadtentwicklungsausschuss abschließend entschieden und niemand gegen diese Entscheidung Einspruch erhoben habe – sodass der Rat am Donnerstag gar nicht hätte beschließen dürfen. Klaus Kopetzki (FDP) beantragte später während der Debatte dasselbe – mit 14 gegen 13 Stimmen entschied der Rat, weiterberaten zu wollen. Erst Annette Scholl (SPD) gewann den Rat dafür, den Ausschuss erneut zu beteiligen.

Teil des ISEK-Projekts „Sieg verbindet“

„Der Rat hat ein Rückholrecht“, widersprach Bürgermeister Paul Wagener den Einwänden – doch den Beschluss des Stadtentwicklungsausschusses, der den Neubau der Brücke im März mit neun gegen acht Stimmen in geheimer Abstimmung abgelehnt hatte, wollte niemand aufheben. „Der Rat sollte das nicht wagen“, warnte Manfred Heinz (SPD), „letztlich könnten dann die Ausschüsse abgeschafft werden.“ 125.000 Euro sind die Wertgrenze, über die der Stadtentwicklungsausschuss selbst entscheidet – und das sollte auch der Preis für die neue Brücke sein. Helmut Buttler (UWG) schlug vor, den Preis auf 125.001 Euro festzusetzen: Dann wäre der Rat sowieso zuständig.

Erhard Braas (UWG) warb für die Brücke, über die der Spazierweg am neuen Siegufer leicht erreicht werde: „Ich verstehe die ganze Debatte nicht.“ Alexandra Wunderlich (CDU) regte an, dass die Bürger sich wie in Deuz in einem Netzwerk organisieren „und für sich selbst sehen, wo sie sich einbringen können“. Baudezernent Erwin Rahrbach verwies auf das ISEK-Projekt „Sieg verbindet“ mit dem Fuß- und Radweg über den Bahndamm in die Siegauen: „Die Gedanken sind alle da.“

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Im Raum steht eine Variante, statt einer neuen Brücke wieder eine alte Kranbahn auf die Fundamente zu legen und so einen Übergang über den Fluss zu schaffen. Diese Lösung sei der Stadt für 70.000, „ich sage mal eher 90.000 Euro“ angeboten worden, bestätigte Baudezernent Erwin Rahrbach. Geld dafür gebe es aber nicht mehr, betonte Kämmerer Hans-Georg Rosemann: Nach der Entscheidung im März sei der bereitgestellte Betrag mit dem Jahresabschluss verrechnet worden, nun müsse der Etat für 2020 abgewartet werden. „Erstaunlich, wie schnell das Geld futsch ist“, kommentierte Helmut Buttler (UWG), der aber noch weitere „Reste“ im Etat 2018 entdeckt hatte: 319.000 Euro für andere Brückensanierungen. „Jetzt wird ein Keil zwischen die Ortsteile getrieben, das wollten wir vermeiden“, sagte Bernhard Jüngst (CDU). Da hatte aber Manfred Heinz (SPD) schon längst verraten, dass „unter sechs Augen“ sogar einer der drei Dreis-Tiefenbacher CDU-Stadtverordneten schon eingestanden habe, dass die Brücke überflüssig sei.