Siegen. Das Studierendenwerk Siegen hat den Bauantrag für ein neues Wohnheim am Haardter Berg zurückgezogen. Die Verhandlungen mit dem BLB scheiterten.
Das neue Studentenwohnheim am Campus Adolf-Reichwein-Straße wird nicht wie geplant errichtet. Das Studierendenwerk hat den vor rund einem Jahr gestellten Bauantrag Ende Juni zurückgezogen. Grund sind „nicht akzeptable Vertragsbedingungen“, die der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW an den Verkauf eines erforderlichen Grundstücks koppelte, wie Detlef Rujanski, Geschäftsführer des Studierendenwerks, am Dienstag bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2018 erläuterte. Nun soll eine neue Planung erfolgen – und bei Null beginnen, obwohl das Projekt schon recht weit fortgeschritten war.
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Was war vorgesehen?
Das Studierendenwerk wollte auf einem eigenen Grundstück – derzeit ein Schotterparkplatz – ein Wohnheim mit 129 Apartmentplätzen errichten. Im Verbund mit den bereits vorhandenen Wohnheimgebäuden hätte sich so ein einheitliches Quartier ergeben, wobei der Neubau vor allem der gestiegenen Nachfrage nach Einzelapartments Rechnung getragen hätte. Da die Uni unabhängig davon für das Gesamtareal einen Masterplan entwickelte, der ihre Bauvorhaben in diesem Bereich unter einen Hut bringt – den so genannten Science Campus mit Laboren, neuen Gebäuden und Uni-affinen Unternehmen – stimmten beide Seiten sich ab: Weil das neue Wohnheim in einen zentralen Grünbereich hineingeragt und so das Ensemble optisch gestört hätte, spaltete das Studierendenwerk einen Riegel als separates Gebäude ab.
Keine Einigung mit dem BLB
Woran scheitert das nun?
Dritter Partner war der BLB NRW, wie Detlef Rujanski erklärt. Von diesem hätte das Studierendenwerk ein weiteres Grundstück erwerben müssen, um das Wohnheim bauen zu können. Aufgrund der Dimensionen hätte dieses recht dicht an der Grundstücksgrenze gestanden. Der BLB habe den Verkauf deshalb an eine Baulast geknüpft, also an Verpflichtungen, die das Studierendenwerk auf seinem Grundstück eingeht. In diese Kategorie fallen beispielsweise Abstandsregelungen. Das Studierendenwerk wiederum habe gesagt: „Erst Baugenehmigung, dann Baulast“, wie der Geschäftsführer betont. Zwar sei davon auszugehen gewesen, dass die Stadt die Genehmigung erteilt hätte. Damit hätten aber weitere Vorgaben einhergehen können. Im Endeffekt gab es keine Einigung. Eigentlich war eine Inbetriebnahme zum Wintersemester 2020/21 vorgesehen.
Wie geht es mit dem Wohnheimprojekt nun weiter?
Das Studierendenwerk werde nun „überlegen, was wir auf unserem eigenen Grundstück realisieren können, ohne dass wir Dritte dazu benötigen“, sagt Detlef Rujanski. Die Maximalbebauung scheide dabei aus. „Es wird kleiner, dadurch aber nicht unbedingt preiswerter.“ Und preisgünstigen Wohnraum zu schaffen habe für das Studierendenwerk höchste Priorität.
Zu wenige Wohnheimplätze in Siegen
Wie dringend werden zusätzliche Wohnheimplätze benötigt?
Nach Angaben des Studierendenwerks fehlen in Siegen nach wie vor mindestens 400 Wohnheimplätze. Derzeit sind 943 Plätze im Bestand, was bei 19.543 Studentinnen und Studenten im Wintersemester 2018/19 eine Versorgungsquote von 4,83 Prozent bedeutet. Faktisch, so Detlef Rujanski, sei aber davon auszugehen, dass zehn Prozent der Studentinnen und Studenten einen Wohnheimplatz haben möchten. Selbst bei vorsichtig angesetzten 13.500 Studentinnen und Studenten im langjährigen Mittel, die der Gesamtbetrachtung als rechnerische Basis zugrundeliegen, wären deshalb wenigstens 1350 Plätze erforderlich.
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Warum fehlen dem Studierendenwerk Siegen so viele Plätze?
Das Studierendenwerk hat im Laufe der vergangenen Jahre einige Ideen entwickelt und vorangetrieben – viele, an denen nicht-private Instanzen beteiligt waren, scheiterten aber: Die ehemalige Jugendherberge am Oberen Schloss wurde nicht zum Wohnheim umgebaut, sondern für die Schlossparkerweiterung abgerissen; das ehemalige Parkhotel durfte nicht zum Wohnheim umgestaltet werden, weil die Lärmemissionen der Siegerlandhalle als Gegenargument griffen; und beim ehemaligen Landesbehördenhaus an der Koblenzer Straße waren Studierendenwerk und BLB sich bereits einig, als das Objekt – ziemlich überraschend – unter Denkmalschutz gestellt wurde, womit die Kosten der Sanierung so massiv gestiegen wären, dass es für das Studierendenwerk wirtschaftlich nicht mehr darstellbar gewesen wäre.
Neues Wohnheim in der Friedrichstraße geplant
Gibt es aktuell noch Alternativprojekte?
Vor dem Hintergrund des Großvorhabens „Uni in die Stadt“, innerhalb dessen zwei weitere Fakultäten nach Siegen-Mitte umziehen sollen, nimmt auch das Studierendenwerk die Innenstadt in den Fokus. In der Friedrichstraße 87 wird Ende 2020 eine Immobilie frei, mit der das Studierendenwerk nach Umbau 2021 an den Markt gehen möchte: 26 neue Plätze, davon 14 Einzelapartments, zwei Dreier-WGs und zwei so genannte Doubletten. Die Suche nach weiteren geeigneten Grundstücken und Objekten läuft unterdessen weiter.
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