Siegen. Die Stadt Siegen kümmert sich um Geflüchtete, die in ihre Heimatländer zurückkehren wollen. Bei der Beratung können viele Probleme gelöst werden.

55 Geflüchtete haben innerhalb des letzten Jahres am Schreibtisch von Andreas Zahlten Platz genommen. Ihr Anliegen: die Rückkehr in ihr Herkunftsland. Seine Aufgabe: die Rückkehrberatung.

Drei eigene Fachkräfte hat die Stadt in der Flüchtlingsberatung eingesetzt, die darüber hinaus zum großen Teil an den Verein für soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen übertragen ist. Eine von dreien konzentriert sich auf die angehenden Rückkehrer – eine Dienstleistung, die andere Kommunen nicht vorhalten, wie Sozialdezernent André Schmidt feststellt.

Zahlen

Dass die Beratung stets auf Initiative des Geflüchteten und „ergebnisoffen“ erfolgt, wird an den Zahlen erkennbar, die jetzt dem Sozialausschuss vorgelegt wurden: 55 Personen wurden beraten, im Schnitt im Rahmen von sechs bis acht Gesprächen. Am Ende standen 22 Ausreisen, darunter fünf nach Serbien, vier in den Iran, je drei nach Syrien und in den Irak, je zwei in die Ukraine und nach Pakistan, je eine nach Afghanistan und in den Libanon.

Gründe

Manche gehen, um der drohenden Abschiebung zu entgehen – dann wäre ihnen die Wiedereinreise für einen Besuch verwehrt. Aber es gibt auch andere Gründe: Angehörige, die nicht im Rahmen des Familiennachzugs nachkommen dürfen. Oder das Gefühl, in dem anderen Kulturkreis nicht heimisch werden zu können. Oder, bei alten Menschen, der Wunsch, in der Heimat zu sterben. Andreas Zahlten legt Wert darauf, auch mitbetroffene Kinder, ihre Ängste und Erwartungen zu hören – und ihnen zu vermitteln, was sie erwartet.

Quote übererfüllt

In diesem Jahr hat die Stadt bisher 26 Geflüchtete neu aufgenommen; 382 Personen werden nun als Flüchtlinge versorgt, 417 waren es im Juni 2018. Weitere 1501 Personen, für die kein Asylverfahren mehr läuft, haben Siegen als Wohnsitz für drei Jahre zugewiesen bekommen. Die Aufnahmeverpflichtung wird derzeit um 548 Personen übererfüllt.

Von den 675 Plätzen in fünf belegten Übergangseinrichtungen – zwei sind nicht belegt – und 65 angemieteten Objekten werden 464 genutzt. Ein Jahr zuvor hatte die Stadt noch 872 Plätze vorgehalten.

Gehen

Der Rückkehrberater hilft bei einer Bestandsaufnahme der Situation, zeigt Fördermöglichkeiten für die Kosten der Rückkehr und den Neustart im Herkunftsland auf, unterstützt bei der Beschaffung von Pässen oder Passersatz, ohne die die Einreise nicht möglich ist. Andreas Zahlten kann auch Kontakt zu den Vertretern der Rückkehrprogramme in den jeweiligen Ländern herstellen, die wiederum ihre eigenen Drähte nutzen: bis zur Anfrage beim Bürgermeister eines Dorfes, ob die Ausgereisten dort auch gut angekommen sind. Auf der anderen Seite reagiert Zahlten aber auch, wenn zum Beispiel in sozialen Netzwerken berichtet wird, dass ein Rückkehrer nicht gut behandelt, zum Beispiel festgenommen wird. „Da hat er dann jemanden hingeschickt“, berichtet Sozialdezernent André Schmidt.

Bleiben

Die Beratung durch Andreas Zahlten kann aber auch dazu führen, dass der vermeintlich Rückkehrwillige, der in der Regel von der Ausländerbehörde aus den Weg in das Beratungsbüro findet, bleibt. Weil das, was ihn aus Siegen wegtreibt, ein an Ort und Stelle lösbares Problem ist: Wenn jemand unter Diskriminierung oder Auseinandersetzungen mit Mitbewohnern in Gemeinschaftsunterkünften leidet, kann die Stadt ihm Beratung und Unterstützung vermitteln. Gespart hat die Stadt dann nichts, im Gegenteil. „Aber das steht auch nicht im Vordergrund“, betont André Schmidt, denn die Beratung sei „sehr aufwändig“. Der Begriff „ergebnisoffen“ ist tatsächlich wörtlich gemeint.

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