Siegen. Die Gruppe „Fridays for Future Siegen“ setzen sich für Klimaschutzmaßnahmen ein – und fordern auch von der Uni Siegen.

Fridays for future und Greta Thunberg sind noch immer in aller Munde, doch nicht nur Schüler setzen sich für dieses Thema ein, auch Studierende protestieren für eine bessere Umweltpolitik, die sich an wichtige Vereinbarungen wie das Pariser Klimaabkommen hält. Die Folgen des menschgemachten Klimawandels sind irreversibel und ihr wahres Ausmaß nur schwer einzuschätzen, doch dass der steigende Meeresspiegel, die immer kleiner werdende Artenvielfalt, Umweltverschmutzung und extreme Wetterereignisse nichts Gutes sind, darin sind sich wohl alle einig. Es muss etwas getan werden und vor allen Dingen muss es schnell getan werden.

Dieser Ansicht sind die tausenden Anhänger von Fridays for Future. Auch in Siegen gibt es eine Gruppe von Studis, die der Organisation angehören und ihre Forderung nach einem besseren Umgang mit dem Klima geltend machen wollen. Im Interview erklären sie ihre Ziele. Dabei geht es um unkonkrete Forderung nach besseren Rahmenbedingungen, was die Nachhaltigkeit von Konzernen angeht, über einen früheren Kohleausstieg bis hin zu konkreter Forderung an die Siegener Universität.


Fridays for Future ist ja besonders wegen der Schülerproteste und der Problematik um die Schulpflicht bekannt. Inwieweit ist es wichtig, dass sich andere Gruppen wie Studierende ebenfalls beteiligen, bei denen nicht diese Problematik besteht?


Fridays for Future Studi-Gruppe: Die Anwesenheitspflicht von Studierenden wird nicht einheitlich gehandhabt. Sie variiert, weil es keine feste gesetzliche Regelung gibt. Insofern müssen auch viele Studierende Gebrauch von Streiks machen. Der Streik hat sich historisch als Mittel erwiesen, um auf Missstände aufmerksam zu machen und gesellschaftliche Verbesserungen durchzusetzen. Zum Beispiel in Leipzig haben Studierende freitags deshalb ebenfalls gestreikt. Studierende in NRW haben den Vorteil, dass Anwesenheitspflicht hier gesetzlich verboten ist.

Außerdem ist das Studium im Gegensatz zur Schulpflicht selbstbestimmt und Studierende sind alt genug, um an Wahlen teilzunehmen. Wir finden es in jedem Fall wichtig, dass Studierende und auch alle anderen Personengruppen die Fridays for Future-Proteste der Schüler unterstützen. Denn sie sind gerechtfertigt und es geht um die Zukunft von uns allen.


Welche Aktionen stehen im Zusammenhang mit Fridays for Future in Siegen an und wo kann man sich vernetzen und informieren?
Nach dem bundes- und weltweiten Vorbild der Fridays-for-Future-Bewegung organisiert auch Fridays for Future Siegen regelmäßig Demonstrationen, bei denen alle willkommen sind, die sich für die Umwelt und gegen eine katastrophale Klimapolitik einsetzen möchten, die unser menschliches Leben auf diesem Planeten gefährdet. Darüber hinaus halten sowohl die Studierenden als auch die Schüler Treffen ab, an denen Interessierte gerne teilnehmen können.

Kontakt zu uns kann über soziale Medien wie Facebook oder Instagram unter Fridays for Future Siegen aufgebaut werden oder auf den Demonstrationen selbst. Über kommende Aktionen entscheiden wir auf unseren Treffen gemeinsam. Die Studierendengruppe plant für die nächsten Wochen, Forderungen an die Universität Siegen und das Studierendenwerk zu richten, die sich an denen von Fridays for Future orientieren

Was erhofft ihr euch für konkrete Folgen auf eure Proteste?
Wir erhoffen uns vor allem ein Umdenken in der Gesellschaft, ein gesteigertes Bewusstsein für unsere Umwelt und eine Politisierung der Jugend als auch der Erwachsenen. Denn politische Veränderung kann nur durch unser gemeinsames Handeln gewährleistet werden. Unsere konkreten Forderungen an die Politik sind online zugänglich. Wir orientieren uns dabei an den Pariser Klimaabkommen als verbindliche Grundlage für Klimaschutzmaßnahmen und fordern unter anderem einen Kohleausstieg bis spätestens 2030 und einen Umstieg auf erneuerbare Energien.

Wäre es nicht auch sinnvoll, nicht nur gegen eine „anonyme“ (weil sehr weitgefasste) Politik zu demonstrieren, sondern auch gegen konkrete Konzerne?
Auch wenn einzelne Konzerne wie RWE aktuell ihren gefährlichen Beitrag zum Klimawandel leisten, können sie das letztendlich doch nur tun, weil ein wirtschaftliches und politisches System, in dem Profit über den Bedürfnissen der Menschen steht, sie frei gewähren lässt. Wir glauben nicht, dass das Umlenken einzelner Konzerne echten umweltpolitischen Wandel bringen kann, sondern dass es ganzheitliche Veränderung braucht.

Das heißt allerdings keineswegs, dass wir Proteste gegen konkrete Unternehmen und ihre Umweltsünden pauschal ablehnen. Wir solidarisieren uns beispielsweise mit dem zivilen Ungehorsam von Ende Gelände, der gegen die Kohleverstromung der RWE Power AG gerichtet ist.

Wie kommt es, dass sich vor allem die junge Generation in eurer Organisation einsetzt?
Es ist sicher nicht unberechtigt, bei der derzeitigen Lage von einem Generationenkonflikt zu sprechen. Gerade junge Menschen haben durch die Klimakatastrophe am meisten zu verlieren, weil ihnen noch die längste Zeit auf einem Planeten bevorsteht, auf dem das zukünftige Leben zunehmend bedroht wird.

Häufig sind es junge Menschen, die noch Hoffnung haben, dass eine andere, eine bessere Welt möglich ist. Es ist aber wichtig, dass wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen und uns ungeachtet unseres Alters für Klimaschutz einsetzen. Tatsächlich springt der Protest der Schüler ja auch zunehmend auf andere Gruppen wie Studierende, aber auch Eltern und Großeltern, über, was uns sehr freut.

Wie groß schätzt ihr die Gefahr ein, dass FFF nur der nächste große Slacktivismus ist? (Partizipation, um sich selbst sagen zu können ,ich unterstütze das‘, ohne dass Konsequenzen gezogen werden)
Alleine die globalen Dimensionen der Proteste und die Hartnäckigkeit, mit der sie seit Monaten fortgeführt werden, zeigen, wie ernst der Bewegung ihr Anliegen ist. Auf den Demonstrationen selbst sind inspirierende Entwicklungen zu beobachten: Kinder und Jugendliche organisieren und politisieren sich.

Sie halten Redebeiträge und geben einander Tipps, wie sie selbst einen Beitrag für Klimaschutz leisten können. Vor allem praktische, alltägliche Handlungsweisen spielen für sie dabei eine Rolle. Sie tauschen sich über Foodsharing oder Containern aus, aber auch über die Tätigkeit in politischen Organisationen und Bewegungen.