Siegen. Kaputte Gegenstände und Kleidungsstücke müssen nicht im Müll landen. Oft lassen sie sich reparieren. Ein Besuch im Repair Café.
Meine Lieblingshose für den Sommer ist kaputt. Doch anstatt mir eine neue zu kaufen und die alte wegzuwerfen, möchte ich eine Möglichkeit nutzen, die viele Siegener einmal im Monat in das Martini-Gemeindezentrum zieht: das Repair Café.
Eins vorweg: Hier geht es nicht darum, das kaputte Stück einfach abzuliefern und repariert zurückzuholen. „Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe an“, so Klaus Reifenrath, Koordinator des Projektes. Das bedeutet, die ehrenamtlichen Elektriker, Monteure und Näherinnen zeigen, welcher Defekt vorliegt und wie das jeweilige Problem gelöst wird. Auf diese Weise können beispielsweise kleine Dinge auch zukünftig selbst repariert werden.
Wieso wegwerfen, wenn es repariert werden kann?
An diesem Samstag ist nicht so viel los, wie üblicherweise. „Wir haben bei jedem Termin ungefähr 25 bis 30 Personen, die das Angebot in Anspruch nehmen“, so Reifenrath. Heute zähle ich um die fünfzehn Menschen. Ich fülle am Eingang einen Zettel mit Beschreibung des Problems und Daten zur eigenen Person aus und warte dann im kleinen Café (bei Kaffee und Kuchen), bis ich aufgerufen werde.
Dabei lerne ich einen Mann aus Harbach bei Niederfischbach kennen, der einen Teil seines beutellosen Staubsaugers dabeihat. „Ich bin zum ersten Mal hier“, erklärt er, „weil ich die Idee dahinter echt gut finde. Wieso sollte ich mir direkt einen neuen Staubsauger für 400 Euro holen, wenn mir hier geholfen werden kann?“ Und genau das ist das Prinzip des Cafés.
Weitere Angebote des Vereins
Der Verein ALTERAktiv bietet neben dem Repair Café auch andere Angebote an: Im Senec@fe lernen interessierte Senioren den Umgang mit PCs, Smartphones und Tablet. Die Taschengeldbörse vermittelt Jugendliche, die etwas Geld verdienen wollen, an Senioren, die Hilfe im Haushalt brauchen. Bei der Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt sind alle Interessierten willkommen, die bei der Reparatur von Rädern mithelfen wollen.
Geräten eine zweite Chance geben
Viele Besucher geben ihrem Toaster, der Lampe oder dem Backgerät eine zweite Chance. „Und wenn es dann nicht funktioniert, wissen sie wenigstens, dass nichts mehr zu machen ist und das Gerät getrost entsorgt werden kann“, so Alois Michalek, Vorsitzender des Vereins „ALTERAktiv“, zu dessen Programm das Repair Café gehört.
Eine andere Besucherin, Christiane Mahr, ist schon öfter hier gewesen. „Ich wollte mal einen Wasserkocher reparieren lassen, der nicht mehr ausging. Als der Reparateur ihn hier ausprobiert hat, funktionierte er einwandfrei, zuhause aber nicht mehr“, erinnert sie sich. Diesmal hat sie eine Lampe dabei.
Hose in nur fünf Minuten wie neu
Als ich aufgerufen werde, führt mich Marion Ortmann, selbst für Holzarbeiten zuständig, zu einer der ältesten Freiwilligen: Gerdy Müller ist 85 und schon seit der Gründung des Cafés vor vier Jahren dabei. Inzwischen sucht sie allerdings eine Nachfolgerin. Sie schaut sich meine Hose genau an, bevor sie in einer kleinen Stoffsammlung einen passenden schwarzen Flicken findet. Nach nur fünf Minuten ist sie fertig und ich bin begeistert – die Hose sieht aus wie neu, das kleine Loch ist perfekt getarnt.
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Im Nebenraum sitzt Christiane Mahr dem Reparateur Manuel Fernández del Campo gegenüber – der ebenfalls seit Anfang an dabei ist – und wartet gespannt darauf, was mit ihrer Lampe nicht stimmt. Doch dann die Überraschung: die Lampe wird eingesteckt und leuchtet wieder ohne Probleme! Marth kann es kaum fassen, Manuel Fernández del Campo grinst und erklärt: „Ich habe magische Hände!“
Nicht immer funktioniert die Reparatur
Nicht alle Besucher haben das Glück, dass ihr Schmuckstück, zum Teil liebgewonnene Dinge wie alte Radios oder massive Brotbackmaschinen, beim Verlassen des Cafés wieder funktionieren: „Häufig gelingt es, manchmal auch nicht“, resümiert Alois Michalek. Bei meiner Hose ist es gelungen – die hält jetzt auf jeden Fall mindestens noch einen Sommer länger!