Hilchenbach. Im Jahr vor der Kommunalwahl hält sich die UWG mit Bekenntnis zu Bürgermeister Holger Menzel zurück. Kulturangebot wird „unter Wert verkauft“.

„Mit Biss“ will die UWG Kommunalpolitik machen. Das steht auf den Faltblättern, die am Samstag erstmals in Dahlbruch und eine Woche später in Hilchenbach verteilt werden. Und auf den kleinen Aufklebern auf den Äpfeln, die die Kunden der Einkaufsmärkte zusammen mit der gedruckten Botschaft bekommen.

Beigeordnetenwahl lieber später

„Die Politik ist gefordert, eigene Initiativen zu ergreifen“, begründet der Müsener Ulrich Bensberg die Kampagne knapp anderthalb Jahre vor der Kommunalwahl, „egal, wer Bürgermeister ist“. Was zugleich auch bedeutet, dass die UWG über diese Personalie am liebsten nicht sprechen möchte. Eine „automatische Unterstützung“ gebe es für niemanden, sagt Bensberg auf Nachfrage, „wir können uns durchaus vorstellen, jemanden zu unterstützen, der unsere Ziel teilt. Wir warten ab, was kommt.“ 2015 hatten UWG, Grüne und FDP gemeinsam Holger Menzel nominiert, der die Wahl dann auch gewann.

Eindeutiger ist die Position der UWG zur Nummer 2 in der Verwaltungsspitze. Den neuen Beigeordneten erst nach der Bürgermeisterwahl zu bestimmen, „macht absolut Sinn“, sagt UWG-Vorsitzender Andreas Bolduan. „Im Grunde unglücklich“ sei es, dass Kämmerer Udo Hoffmann Ende Juni 2020 geht, sagt Ulrich Bensberg, „man hätte besser vorher die Politik gefragt.“ Dann hätte Hoffmann gebeten werden können, ein Jahr länger zu bleiben. Eine Vorlage der Verwaltung mit der Stellenausschreibung hatte der Hauptausschuss zuletzt vertagt.

Kultureller Marktplatz: „Nicht zufrieden“

„Wir sind mit der aktuellen Situation nicht zufrieden“, kommentiert Andreas Bolduan die Entwicklung rund um den Kulturellen Marktplatz, „die Bürger warten, dass es endlich losgeht“. Den Umgang mit den drei Millionen Euro Mehrkosten, die nun den Baubeginn im Sommer verzögern, „hätte man geschickter regeln können.“ Und nicht nur das: Schon die Umkehrung der Bauabschnitte, erst die Turnhalle neu zu bauen und dann das Theater zu erweitern, sei ein Fehler gewesen, sagt Ulrich Bensberg: „Wir sind nie gefragt worden.“ Fraktionschef Heinz Jürgen Völkel erinnert, dass auf diese Weise die Kosten für ein Haustechnik-Provisorium eingespart werden sollten. „So hat man uns das verkauft. Keiner hat gedacht, dass das zu solch einem Rückschlag führen würde.“ Nach der Planänderung hatte die Stadt mit dem Land neu über die Finanzierung verhandeln müssen.

Andreas Bolduan rückt für André Helmes nach  

Neuer Vorsitzender der UWG ist Andreas Bolduan. Der bisherige Stellvertreter rückt für André Helmes nach, der die Wählergemeinschaft und ihre Ratsfraktion verlässt. Anlass ist die Haltung der UWG im „Bilderstreit“. Bolduan bedauert Helmes’ Rückzug: „Das war bei uns noch nicht richtig zu Ende diskutiert.“ Bolduan bleibt auch Schriftführer; diesen Posten hatte Andrea Scholl zuvor schon abgegeben.

Andreas Bolduan fordert weiter ein Marketingkonzept, damit der Kulturelle Marktplatz auch lebt, wenn er denn einmal fertig ist: „Wir brauchen kompetente Beratung.“ Darüber hinaus, so Renate Becker, „müssen wir die Hilchenbacher beim Schopf packen“ – vor allem die, die Richtung Siegen an Theater und Kino in Dahlbruch vorbeifahren. „Das liegt auch an der Außendarstellung“, glaubt Andreas Bolduan, die Einrichtungen würden „unter Wert verkauft.

Straßenbaubeiträge für alle

Dauer-Thema bleibt die Straßensanierung. „Wir brauchen Millionen, nicht 170.000 Euro im Jahr“, sagt Ulrich Bensberg, „wenn wir jetzt nicht handeln, sind alle Straßen in einem Zustand, in dem wir sie überhaupt nicht mehr sanieren können.“ Die Kosten dafür müssten „gerecht verteilt werden“, sagt Bensberg, der für einen wiederkehrenden Straßenbaubeitrag für alle plädiert — als Alternative zu den Beiträgen, die nach dem jetzt noch gültigen Kommunalabgabengesetz von den jeweiligen Anliegern erhoben werden.