Hilchenbach. . Politik fasst nach dem Dahlbrucher Großprojekt die Stadtmitte ins Auge. „Graue Fläche“ soll mit Leben gefüllt werden: Thema für die Regionale?

Es gibt nicht nur den Kulturellen Marktplatz in Dahlbruch. Sondern auch den echten Marktplatz in Hilchenbach. „Eine graue Fläche“, räumt Kyrillos Kaioglidis ein, der städtische Wirtschaftsförderer, „flankiert von parkenden Autos.“ Der Stadtentwicklungsausschuss will daraus das neue große Thema der nächsten Jahre machen. „Wir brauchen dringend eine Perspektive“, fordert Ulrich Bensberg (UWG).

Neun Stationen

Den Rundgang beginnt am Seitenausgang des Rathauses:

1. Wilhelmsburg

Fachbereichsleiter Hans-Jürgen Klein lenkt den Blick auf Bücherei, Museum und Archiv: „Das Gebäude hat mehr Potenzial.“ Die Wohnung im Obergeschoss muss nicht unbedingt vermietet werden: Der Außenbereich, der in die Gerichtswiese und zu den frei gelegten Ufern des Langenfelder Bachs übergeht, könnte auch gastronomisch genutzt werden.

2. Haus Hüttenhain

Der Anbau ist abgerissen, die Zahnarztpraxis aus der Dammstraße bekommt einen Neubau, der mit dem Baudenkmal verbunden wird. „Ich bin bis heute nicht von der Begründung überzeugt, warum das Baudenkmal geworden ist“, sagt Baudezernent Michael Kleber — der Minister hatte das 2010 durchgesetzt.

So sieht das umstrittene Baudenkmal ohne Anbau aus: Das Haus Hüttenhain wird nun Teil einer Zahnarztpraxis — sofern es nicht doch abgerissen werden darf,.
So sieht das umstrittene Baudenkmal ohne Anbau aus: Das Haus Hüttenhain wird nun Teil einer Zahnarztpraxis — sofern es nicht doch abgerissen werden darf,. © Steffen Schwab

„Gebauter Müll“, sagt Dr. Peter Neuhaus (Grüne). „Immerhin konnte der Denkmalschutz verhindern, dass Aldi dort seine Zelte aufschlägt.“

3. Langenfelder Bach

„Wir gehen das wieder an“, kündigt Baudezernent Kleber an. Mit dem Eigentümerwechsel des Hüttenhain-Grundstücks hat die Stadt einen neuen Verhandlungspartner. Von ihm hängt ab, wie viel Raum der Bach neben dem Ruinener Weg bekommen kann – der Stadt gehört dort nur der Streifen mit dem Parkplatz. Neue Ufer kommen, siehe Gerichtswiese, auch in Hilchenbach seht gut an.

4. Deutscher Hof

Der Rohbau an der Stelle der Brandruine sieht fertig aus. Der Stadtentwicklungsausschuss berät später über die Gestaltungsrichtlinien, die auch für den anderen Neubau an der Dammstraße gelten werden: „Neuzeitliche Gestaltung, die sich in die Umgebung einfügt“, sagt Michael Kleber: Giebel im Fachwerkstil, das Erdgeschoss verputzt. „Ich habe was gegen Pseudo-Fachwerk“, sagt Klaus Stötzel (SPD).

5. Stadtcafé

Grünen-Fraktionschef Dr. Peter Neuhaus erinnert an einen der meistgenannten Wünsche bei allen Befragungen und in den diversen Entwicklungskonzepten: ein „vernünftiges Café“. Das, so Ulrich Bensberg (UWG), sei aber „ohne Selbstausbeutung nicht zu führen“ — wichtig sei die Kombination mit einem anderen Geschäftszweig. Das leer stehende Stadtcafé ist seit einigen Monaten als Dependance für Angebote des städtischen Familienbüros im Gespräch.

6. Lohkasten

Die Kneipe in der Gerbergasse ist zu. Das Lokal, so schlägt Dr. Peter Neuhaus (Grüne) vor, wäre für „jugendgerechte Gastronomie“ geeignet. Er schlägt einen Konzept-Wettbewerb vor. Mit einer Starthilfe könnte dem Gewinner über die ersten Monate geholfen werden. „Irgendwann trägt es sich dann. Oder es war wenigstens den Versuch wert.“

7. Touristik-Information

Ulrich Bensberg (UWG) schlägt den Auszug aus dem Rathaus vor, um erweiterte Öffnungszeiten zu ermöglichen. Bisher gibt es freitags nachmittags und samstags Prospekte in der Buchhandlung, sonntags in der Wilhelmsburg. „Ein digitaler Infopoint wäre klasse“, sagt Dr. Peter Neuhaus (Grüne). Geht nicht, antwortet Wirtschaftsförderer Kaioglidis: „Die städtische Gestaltungssatzung verbietet das.“

8. Wohnmobile

Der Stellplatz an der Rothenberger Straße wird für vier Wohnmobile ausgestattet. Die Stromsäule kommt, auf (Ab-)Wasseranschlüsse wird verzichtet. Der Platz sei für zwei bis drei Übernachtungen gedacht, sagt Kerstin Broh vom Stadtmarketing, „nicht für den Campingurlaub.“ Der einzige Hilchenbacher Wohnmobilplatz mit Entsorgungsstation ist in Dahlbruch.

9. Marktplatz

Parkplätze weg? Die Buslinie umleiten? Den Durchgangsverkehr nach 18 Uhr aussperren? Kerstin Broh vom Stadtmarketing erinnert an die vor zwei Jahren präsentierten studentischen Arbeiten: Die Grünanlagen an Kirche und Wilhelmsburg könnten durch einen mit Bäumen bepflanzten Grünstreifen über den Markt verbunden, der Marktplatz selbst könnte terrassiert werden. Das, so Ausschussvorsitzender Michael Stötzel (SPD), könne sogar ein „Leitprojekt“ für die Südwestfalen-Regionale 2025 werden. Christoph Rothenberg (FDP) ist gegen den Umbau des in den 1980er Jahren gestalteten Platzes: „Da müsste eine ganze Menge Geld fließen — so alt ist unser Markt doch noch nicht.“