Wetter, Baustellen, Personal: Immer öfter fallen Züge ganz aus. Im Westfalen-Qualitätsbericht setzt sích die Hessische Landesbahn an die Spitze.

Siegen-Wittgenstein. Nahverkehrszüge sind unpünktlich oder fallen ganz aus: Landrat Andreas Müller muss in diesem Jahr als amtierender Vorsteher des Nahverkehrs Westfalen-Lippe (NWL) das Vorwort des Qualitätsberichts unterschreiben, der federführend für das gesamte Verbandsgebiet in Siegen erstellt wird. Schön ist das nicht: „Sowohl bei der Pünktlichkeit als auch bei den Zugausfällen haben sich die Werte im Vergleich zu den Vorjahren deutlich verschlechtert.“

Ziel: Nach 19 Uhr Begleitpersonal in jedem Zug

Am Schienennahverkehr in Westfalen-Lippe sind sieben Unternehmen beteiligt. In Siegen-Wittgenstein fahren die DB Regio, die westfalenweit einen Marktanteil von 37 Prozent hat, Abellio Rail (6,3 Prozent) und Hessische Landesbahn (4,7 Prozent).

Im Ruhr-Sieg-Netz fahren in 47,54 Prozent der Züge Zugbegleiter mit. Im RE 9 beträgt die Begleitquote 67,28 Prozent, im Eifel-Westerwald-Sieg-Netz der Hessenbahn 41,19 Prozent. Im Main-Lahn-Sieg-Netz, zu dem der Main-Sieg-Express RE 99 gehört, sind in 97,9 Prozent der Züge Zugbegleiter. Der NWL gibt vor, dass bei allen Fahrten nach 19 Uhr Begleitpersonal im Zug ist.

Dass jetzt erstmals die Hessische Landesbahn mit ihren Linien im Siegener Dreiländereck den Landesvergleich gewinnt und die Abellio auf Rang 2 verweist, ändert am Gesamtbild wenig: Personal- und Pünktlichkeitsprobleme hatten beide Bahnunternehmen — am Ende hat sich nicht die Hessenbahn verbessert, sondern Abellio verschlechtert. Gepunktet hat die Hessenbahn mit dem besseren Zustand ihrer Fahrzeuge. Nach wie vor ist der Zweckverband Westfalen-Süd (ZWS) von den fünf westfälischen Zweckverbänden der mit den pünktlichsten Zügen und Siegen — in Konkurrenz mit Hamm, Bielefeld, Münster und Paderborn – der pünktlichste Bahn-Knotenpunkt Aber auch hier mit Tendenz ins Negative: Der Anteil der pünktlichen Züge im ZWS sinkt von 90,5 auf 88,6 Prozent, in Siegen von 88,3 auf 86,5 Prozent.

Regionalexpresse

RE 9, Rhein-Sieg-Express, Siegen-Köln-Aachen. 77,5 Prozent Pünktlichkeit — etwas schlechter als im Vorjahr (78,7, deutlich entfernt von der Talsohle 2017 (73,6). Die letzte verbliebene Linie der DB Regio in Westfalen-Süd. Immer noch das Schlusslicht in Westfalen-Süd, aber längst nicht in Westfalen-Lippe – da sind fünf Linien noch schlechter. Weniger als 80 Prozent pünktliche Fahrten führen zu der Bewertung „Inakzeptabel“. Als pünktlich gilt ein Zug noch mit bis zu drei Minuten und 59 Sekunden Verspätung. Ausfallquote: 5,68 Prozent (Vorjahr: 1,70 Prozent). „Ein derart rasanter Anstieg der Ausfallquote ist in den vergangenen Jahren nicht mehr vorgekommen“, heißt es im Qualitätsbericht. Schuld sind Baustellen, Personal - und Fahrzeugausfälle, Streiks und der Sturm Friederike. Dabei liegt das ZWS-Gebiet allerdings längst nicht bei den westfalenweiten Spitzenreitern. Beim „rsx“ wie bei den anderen Linien auf der Siegstrecke kam die sommerliche Sperrung für den Umbau in Niederschelden-Nord hinzu. Als „inakzeptabel“ gelten Ausfallquoten von über 5 Prozent.

RE 16, Ruhr-Sieg-Express, Siegen-Hagen-Essen. 88,4 Prozent Pünktlichkeit. Damit betreibt Abellio die pünktlichste der Regionalexpresslinien in Westfalen, allerdings unpünktlicher als 2017 (91,3) und 2016 (93,0). Allerdings: 3,83 Prozent der Fahrten kamen gar nicht erst in Siegen an, damit haben sich die Ausfälle im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt (1,76 Prozent).

RE 99, Main-Sieg-Express, Siegen-Gießen-Frankfurt. 90,4 Prozent Pünktlichkeit (Vorjahre: 92,3, 89,0). Die Hessische Landesbahn, die mit der 99 die pünktlichste Regionalexpresslinie im Vorjahr stellte, rutscht auf den zweiten Platz. Ausfallquote 0,53 Prozent (Vorjahr: 0,38)

Regionalbahnen

Die beiden pünktlichsten von 35 Regionalbahnlinien fahren im ZWS-Gebiet und werden von der Hessischen Landesbahn betrieben.

RB 90, Westerwald-Sieg-Bahn, Siegen-Au-Westerburg: 91,7 Prozent Pünktlichkeit (Vorjahre: 87,8, 92,5). Betreiber: Hessenbahn. Ausfallquote: 3,6 Prozent.

RB 91, Ruhr-Sieg-Bahn, Siegen-Hagen: 91,3 Prozent Pünktlichkeit (Vorjahre 94,3, 93,8). Betreiber: Abellio. Ausfallquote: 3,68 Prozent, (Vorjahr: 0,65).

RB 92, Biggesee-Express, Finnentrop-Olpe: 97,1 Prozent Pünktlichkeit und damit die westfalenweite Nummer 2 (Vorjahre: 99,6, 97,29: Betreiber: Hessenbahn. Ausfallquote: 1,40 Prozent (Vorjahr: 0,41).

RB 93, Rothaarbahn, Betzdorf-Siegen-Bad Berleburg: 87,8 Prozent Pünktlichkeit (Vorjahre: 83,3, 77,3). Betreiber: Hessenbahn. Ausfallquote: 5,58 Prozent (Vorjahr: 4,73). Zwei Langsamfahrstellen bremsen die Züge besonders: Solange der Bahnübergang Aherhammer in Ferndorf nicht geschlossen werden darf, wird die Bahn von 60 auf 40 km/h heruntergebremst. In Erndtebrück gilt seit Dezember Tempo 20 im Bereich einer über die Gleise führenden Lkw-Zufahrt. Änderungen sind erst nach einem Planfeststellungsverfahren möglich. In Erndtebrück ist die Modernisierung des Übergangs bis 2023 vorgesehen.

RB 94, Obere Lahntalbahn, Erndtebrück-Marburg: 81,6 Prozent Pünktlichkeit (Vorjahre 75,5, 79,3). Erneut noch die unpünktlichste Linie im ZWS-Gebiet, jetzt aber wieder von der „inakzeptablen“ in die „mittelmäßige“ Bewerbungsstufe aufgestiegen. Die Verbesserung führt der NWL auf den Einsatz moderner neuer Niederflurfahrzeuge zurück. Betreiber: ist die zur DB gehörende Kurhessenbahn. Ausfallquote: 0,7 Prozent (Vorjahr: 2,64)

RB 95, Sieg-Dill-Bahn, Siegen-Dillenburg: 96,4 Prozent Pünktlichkeit (Vorjahre: 96,3, 94,9). Betreiber: Hessenbahn. Ausfallquote: 1,09 Prozent (Vorjahr: 2,67)

RB 96, Hellertalbahn, Betzdorf-Dillenburg: 99,3 Prozent Pünktlichkeit (Vorjahre: 99,0, 98,3). Erneut die pünktlichste Regionalbahn in Westfalen. Betreiber: Hessenbahn. Ausfallquote: 4,23 Prozent (Vorjahr: 0,19).