Allenbach. . Eine Adresse auch für internationale Familien: Bilinguale Grundschule hat alle Plätze besetzt und führt eine Warteliste. Jetzt kommt der Zirkus.

„Ready, steady, go.“ An der b school klingt sogar der Zirkus ein bisschen anders. In Allenbach wird Deutsch und Englisch gesprochen. Und weil die Kinder nun einmal sehr selbstständig lernen, darf auch der Zirkusdirektor nicht einfach kommandieren. „Die Kinder können erst entscheiden, wenn sie es auch ausprobiert haben“, weiß Benjamin Thiel vom Kölner Kinder- und Jugendzirkus Soluna. Deshalb beginnt das Ein-Wochen-Projekt mit einer Show, in der die Lehrerinnen und Lehrer die zehn Nummern für die Gala erst einmal selbst vormachen.

Mittlerweile gibt es eine Warteliste

„Cool“, sagt Yvonne Melsheimer, neben Katy Novara Geschäftsführerin der b school gGmbH: Die Kids haben es geschafft, auf den roten Ball zu springen und darauf kippelnd das Gleichgewicht zu halten. Die private Schule, die im Sommer 2014 in den Räumen der ehemaligen städtischen Grundschule gestartet ist, ist eine ganz normale Schule geworden: Es gab eine Klassenfahrt — mit allen vier Jahrgängen, weil die vier Klassen jahrgangsgemischt sind, für zwei Nächte nach Beienbach. Es gibt eine — ebenfalls bilinguale – Partnerschule in Budapest, an der b-school-Lehrerin Szandra Zeffer selbst früher unterrichtet hat. Und es gibt einen Abschied: Der erste Jahrgang erreicht jetzt das Ende seiner Grundschulzeit. 17 Kinder wechseln im Sommer an eine weiterführende Schule, allein neun ans benachbarte Gymnasium Stift Keppel.

Die 17 Plätze sind schon wieder weg. „Wir haben gar nicht alle aufnehmen können“, berichtet Yvonne Melsheimer. Wichtig sei, dass die Eltern das pädagogische, an Montessori angelehnte Konzept teilen, und natürlich die Zweisprachigkeit – jede Klasse hat eine deutsch- und eine englischsprachige Lehrkraft, manche Fächer werden komplett in Englisch unterrichtet. Sachkunde heißt hier eben Science. „Nervös werden sie alle“, weiß Yvonne Melsheimer. Spätestens in der 3. Klasse, wenn Vergleiche zum Pensum an der kommunalen Schule gezogen werden. „Dazu gehört dann Vertrauen in die Entwicklung und Fähigkeiten der Kinder.“ Denn am Ende wird’s passen. Das weiß man von den ersten, die schon voriges Jahr zum Gymnasium gewechselt sind.

Hochbegabte kommen gut klar

Herumgesprochen habe sich, dass auch hochbegabte Kinder, die woanders unter Unterforderung leiden, in Allenbach gut klar kommen, berichtet Yvonne Melsheimer. Und, dass Allenbach ein guter Platz für „internationale Familien“ ist: Gemeint sind die Englisch sprechenden Kinder von Wissenschaftlern oder Ingenieuren, deren Eltern für einige Jahre an die Uni kommen oder zu einem Unternehmen im Siegerland. „Für sie halten wir immer Plätze frei.“ Die „Internationalen“ bringen neue Traditionen mit. Zum Beispiel die Teacher Appreciation Week. In den USA ist eine Woche im Jahr dem Dank an die Lehrer gewidmet. „Manche waren zu Tränen gerührt.“ In Israel hat Yvonne Melsheimer „Gaga Ball“ entdeckt. Der Gewinn im Sparkassen-Wettbewerb „Gut für Schulen“ macht den Aufbau des achteckigen Spielfeldes möglich. Bei dieser Völkerball-Variante gelten nur die Treffer knieabwärts. „Jeder kann mitmachen.“

Das Team der jungen Schule ist komplett. Nachdem Sigrid und Ulrich Kretzer, beide pensionierte Schulleiter, der b school in der Startphase geholfen haben, ist nun Dini Schmidt, die Klassenlehrerin des allerersten Jahrgangs, erste „eigene“ Schulleiterin der b school. Acht Klassenehrerinnen und -lehrer, zwei je Klasse, und zwei Fachlehrer bilden das Team. Für den offenen Ganztag mit Betreuung und Lernzeit arbeiten vier angestellte Kräfte und zehn studentische Lernbegleiter, die abwechselnd vor und nach der Schule die Fahrschüler im Zug begleiten. Lernbegleiter und Lehrer bilden für jede Klasse ein Viererteam – „das ermöglicht die Fortsetzung des Vormittags“, erklärt Yvonne Melsheimer. Auch deshalb bleiben die Kinder über Mittag, nicht nur für den wöchentlichen School Day und den Nachmittagsunterricht, den die 3. und 4. Klassen an zwei Tagen in der Woche haben.Von den 101 Kindern sind um die 90 in der OGS: „Damit hatten wir gar nicht gerechnet.“

Alle wollen Feuer spucken

„Die Kinder stehen im Mittelpunkt.“ Sagt auch Benjamin Thiel, der Zirkusdirektor. Zehn Nummern zur Wahl hat er für sie aus dem Soluna-Pool mit 21 Workshops ausgesucht.Dass alle Feuer spucken wollten, musste er ihnen dann aber doch ausreden. Mit Überzeugung hat in der Clowns-Gruppe eine Erstklässlerin ihren Auftritt: „Ich bin Robin Hood. Ich nehme es von den Armen und schenke es den Reichen.“ Ein Versprecher. „Nicht in die Zähne sprechen“, kommt die Mahnung hinterher. So anders ist die b school dann doch nicht.