Geisweid. Fahrradfahrer werden bei Dämmerung und im Dunkeln nicht immer von den Ampelanlagen erfasst. Siegener Verwaltung testet verschiedene Systeme.
Wer in Siegen nachts mit dem Rad unterwegs ist, sieht oft rot. Zum Beispiel an der Ecke Breite Straße/Weidenauer Straße. Fahrradfahrer werden an der Kreuzung von der Lichtsignalanlage nicht immer erfasst, sobald es dunkel ist. Die Konsequenz: Die Ampel bleibt rot – auch wenn die Straße ansonsten frei ist. Jan-Christoph König von der Verkehrsabteilung der Stadt Siegen ist Ampel-Experte und erklärt, woran das liegt.
Wieso wird die Ampel nicht grün?
Nicht alle Ampeln im Stadtgebiet sind gleich. Ältere Ampeln werden über die Schaltzentrale im Geisweider Rathaus gesteuert und teilweise nachts abgestellt. Sie stellen nachts für Radfahrer also kein Problem dar. Neuere Modelle sind ebenfalls mit der Zentrale verbunden, laufen aber „mit Anforderungen“ – sie reagieren also auf Signale von Induktionsschleifen oder Kameras. Hier kann es zu Problemen kommen.
Bei den Induktionsschleifen gibt es mehrere Schwierigkeiten: Zum einen werden Räder mit Aluminiumrahmen nicht erfasst, weil dieses Material nicht leitet. Denn: In der Straße ist ein Draht verlegt, der ein Magnetfeld herstellt, das von Fahrzeugen oder Radfahrern gestört wird. Über ein Kabel wird das Signal zu einem Steuergerät im Bordstein geleitet und dann verarbeitet. Aber auch wenn ein Rad zu weit am Fahrbahnrand fährt, kann es passierten, dass es nicht erfasst wird. Außerdem seien die Schleifen anfällig und gehen oft kaputt, sagt König. Dieses System wird deshalb schrittweise abgeschafft. „Ziel ist es aus der Straße herauszukommen und den Asphalt ganz zu lassen. Bei Um- und Neubauten setzen wir lieber Kameras ein. Sie sind variabler.
Henner und Frieder als Ampelmännchen
Im Dezember 2018 hatte der Rat der Stadt Siegen dafür gestimmt zu prüfen, ob Bergmann Henner und Hüttenmann Frieder als Siegens neue Ampelmänner eingesetzt werden können. Ein lichttechnisches Gutachten wurde angefordert. „Seitens der Straßen- und Verkehrsabteilung sind die Umsetzungsmöglichkeiten geklärt, es müsste jetzt seitens der Politik ein konkreter Anstoß kommen oder geklärt werden, wie die Finanzierung gestemmt werden soll“, sagt die Pressesprecherin der Stadt Dr. Sabine Schutz. Versuche, Sponsoren zu akquirieren, seien bislang nicht erfolgreich gewesen. „Eine Finanzierung aus dem städtischen Haushalt war und ist bisher nicht vorgesehen.“
Zur Erinnerung: Für rund 2000 Euro bekommt die Stadt 20 Scheibensätze, nicht weniger. Das ist die Mindestbestellmenge. Gestartet werden soll am Kölner Tor – aber auch an anderen Ampeln könnten Henner und Frieder in Zukunft dann den Fußgängerverkehr regeln.
Ampelanlagen mit Kameras können zwar einfacher montiert und repariert werden, doch auch sie haben ihre Tücken. Zum einen kostet eine Kamera rund 3000 bis 4000 Euro. Sie wird am Mast befestigt und registriert Bewegungen im zuvor festgelegten Radius. Die Dunkelheit macht ihr allerdings zu schaffen. Ist ein Fahrzeug zu dunkel, nimmt sie es nicht wahr und kann kein Signal an die Ampelsteuerung weitergeben. Übringens: Die Kameras sind so konstruiert, dass sie kein Problem für den Datenschutz darstellen. Sie speichern keine Videos, erkennen weder Kennzeichen oder Gesichter und sehen nur schwarz/weiß.
Warum schaltet die Stadt die Ampeln nicht anders?
„Die Erfassung von Fahrrädern an Lichtsignalanlagen ist allgemein ein Problem“, sagt Jan-Christoph König. Weltweit arbeiten Experten daran, sie zu verbessern. Doch kein System funktioniere in diesem Bereich zu 100 Prozent. „Es stößt an seine Grenzen.“ Eine andere Ampelschaltung würde demnach keine Verbesserung bringen.
Ist die Technik überholt?
Nein, aber an der Verbesserung der Systeme wird immer gearbeitet.
Wie viele Ampeln gibt es eigentlich in der Stadt?
In Siegen gibt es rund 145 Ampeln, sagt Jan-Christoph König. „Davon sind 130 komplett städtisch.“ Die restlichen 15 betreibe die Stadt für das Land – an den HTS-Anschlussstellen und einige außerorts.
Wie sollten sich Radfahrer am besten verhalten?
Um die Chance zu erhöhen, dass die Radfahrer von den Anlagen erfasst werden, könnte ein helles Licht hilfreich sein – genau wie ein Rad ohne Alu-Rahmen. Auch könnte es helfen in dem Bereich mittig auf der Fahrbahn zu fahren. König betont aber, dass die Stadt niemandem vorschreiben will, welches Rad oder Licht er verwende. Eine Garantie, dass es helfe, gebe es nicht. „Radfahrer sind immer ein Problem bei der Erfassung.“
Rein rechtlich gesehen, sagt der Experte, haben die Radfahrer nur zwei Optionen, wenn die Ampel nachts nicht umspringt: Entweder sie warten, bis ein Auto vorbeifährt und die Ampel das Signal bekommt. Oder die Radler steigen ab und schieben. „Das ist ziemlich unbefriedigend. Ich weiß.“
Wie reagiert die Stadt auf das Problem?
Der städtische Ampel-Fachmann bildet sich ständig weiter, geht auf Hinweise von Bürgern ein und stellt die betroffenen Ampeln empfindlicher ein. Beim Bau des neuen Fuß- und Radwegs „Billweg“ soll zudem eine neue Technik getestet werden: Fahrradfahrer werden über eine sogenannte Thermicam erfasst. Dabei handelt es sich um eine spezielle Wärmebildkamera. Sie arbeitet unabhängig von den Lichtverhältnissen. Die Körperwärme von Fußgängern und Radfahrern wird erfasst. „Das ist der nächste Schritt“, so König. Doch solche Kameras seien um ein Vielfaches teurer. Ob es wirklich helfe, werde der Test zeigen.
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