Der Kulturelle Marktplatz muss kommen. Der Weg dorthin zeigt allerdings, woran es rund ums Rathaus mangelt. Ein Kommentar von Steffen Schwab.

Die gute Nachricht: Die Hilchenbacher Politik zeigt sich standhaft. Die Kostensteigerung um ein Drittel bringt die Ratsfraktionen nicht davon ab, an der Realisierung des Kulturellen Marktplatzes festzuhalten.

Ob aus Überzeugung oder aus Opportunismus, sei einmal dahingestellt: Seit mehr als zehn Jahren, in den letzten sechs Jahren intensiv, arbeitet die Stadt an dem Vorhaben. Würde sie jetzt scheitern, wäre nicht nur die Blamage groß. Um Fördermittel, ob im Rahmen der Regionale oder anderer Projekte, müsste sie sich dann nicht mehr bemühen. Insofern ist das Durchhalten tatsächlich alternativlos.

Die schlechte Nachricht – ist eigentlich keine, weil sie längst nicht mehr neu ist: Auch diese Entwicklung macht die Abwesenheit jeglicher Dynamik, den Mehltau an Lethargie im Dunstkreis des Hilchenbacher Rathauses überdeutlich.

Niemand hat, seit Architekt Reinhard Angelis im vorigen März die 30 Prozent Mehrkosten angekündigt hat, für die aktuelle Situation vorgebaut. Schweigen bei den Haushaltsberatungen, gelegentliches Unken von Bürgermeister Holger Menzel, ob es denn überhaupt zum Spatenstich kommen werde. Man kann sich Verwaltungschefs aus anderen Kommunen im Kreisgebiet vorstellen, wie sie längst alle Hebel in Bewegung gesetzt hätten, um ihr Projekt über die Hürden zu bringen.

In dieser mit sechseinhalb Jahren quälend überlangen Ratsperiode ist in Hilchenbach eine Menge kaputt gegangen: Als „Klimakommune“ fällt die Stadt im Vergleich zurück. Bürgerschaftliches und da vor allem soziales Engagement ermattet – alles in dem Maße, in dem die professionellen Akteure von der Bühne abgezogen wurden. Dasselbe Schicksal droht der Kultur, vor allem Museum, Archiv, Kino und Theater. Vielleicht werden die Engagierten nun rechtzeitig rabiat. Dem Städtchen wäre es zu wünschen.