Dreis-Tiefenbach. . Der Stadtentwicklungsausschuss möchte in Dreis-Tiefenbach die Brücke von der Austraße zum Bolzplatz abreißen lassen. Dagegen regt sich Widerstand.

Die Brücke von der Austraße zum Bolzplatz in den Siegauen wird abgerissen und nicht neu gebaut. Oder doch? Was der Stadtentwicklungsausschuss da am 18. März über „ihre“ Brücke entschieden hat, geht nach Ansicht vieler Bürger in Dreis-Tiefenbach gar nicht. „Man wird überall auf das Thema angesprochen“, sagt Ortsbürgermeister Reinhard Kämpfer.

Gerade deswegen wirken viele an diesem Donnerstagabend ein wenig überrascht, dass der Andrang im Haus Pithan nicht größer ist. Dorthin hat der Heimatverein Alte Burg zu einem Vortrags- und Gesprächsabend über die Zukunft des vom Abriss bedrohten Fußgängerübergangs eingeladen.

Vor allem eins irritiert die Anwesenden. Nur zwei Ratsmitglieder sind gekommen. Zwei von der UWG. „Einer hat mich vorhin noch angerufen, dass er krank ist und nicht kommen kann. Von einer anderen Partei“, merkt Reinhard Kämpfer an. Was am Ende natürlich bedeute, dass fünf eben nicht da seien. „Unsere Volksvertreter“, ist aus den hinteren Reihen zu hören. Wenn es um andere Ortsteile gehe, sehe das ganz anders aus.

Das Problem liegt für die Männer und Frauen aus „Dreisbe“ aber auf einer anderen Ebene. Die Ausschussmitglieder, die seinerzeit für den Abriss gestimmt hätten, seien beim Ortstermin Ende 2018 gar nicht dabei gewesen. „Die wissen wahrscheinlich gar nicht, wo die Brücke ist“, ruft einer. „Ich wollte das vorhin nicht so laut sagen“, sagt der Ortsbürgermeister und nickt. Gerade die Grünen kommen ziemlich schlecht weg. Und die CDU.

Ganz besonderer Ausblick

Zu Beginn hat Winfried Oehm seine ganz eigenen Gedanken zur Brücke und den Siegauen und dem „Leitbild 3.0“ der Stadt Netphen vorgetragen, wo gemeinschaftliches Handeln für den ganzen Ort vorgesehen sei, wo es um Naturerlebnisse gehe und die Einbeziehung des Wassers der Sieg. Wo anders als in den Dreisber Siegauen geschehe das denn, fragt Oehm in die Runde, lobt die Neugestaltung der Flusslandschaft und kann überhaupt nicht verstehen, warum „der beste und einfachste Zugang“ nun künftig wegfallen solle. Wer, wie es in dem Leitbild stehe, „die großen naturräumlichen Qualitäten der Stadt Netphen sichern und ausbauen“ wolle, wer große Summen in den Ausbau der Siegauen gesteckt habe, der könne doch jetzt nicht diesen Zugang schließen und die Menschen zu großen Umwegen zwingen.

Allein der Blick vom bewussten „Siegsteg“ in den Fluss und auf die Landschaft sorge täglich für neue Entdeckungen und einmalige Momente, belegt der Heimatfreund anhand diverser Fotos etwa vom Sieghochwasser, das die Anwesenden zumindest an den Rheinfall von Schaffhausen erinnert.

Oehm erinnert an das größere Projekt „Sieg verbindet“, das dem Heimatverein am Herzen liege und in dessen Begründung für den Förderantrag der Steg eine wichtige Rolle gespielt habe. Da könne die Politik doch jetzt nicht einfach so für einen Abriss stimmen.

Wenn seinerzeit im Ausschuss die Rede davon gewesen sei, für das „Brückengeld“ lieber Sirenen zu kaufen, sei das ein Witz, findet nicht nur der Ortsbürgermeister, der nun wieder auf die schon einmal angedachte Unterschriftenaktion setzt. Mindestens 1000 müssten es werden, „das wären gut 20 Prozent der Einwohner; die Hälfte haben wir schon!“ Dann müsse entweder der Bürgermeister zu einem offiziellen Übergabetermin ins Rathaus laden, „oder wir machen das selbst an der Brücke und laden die Presse ein. Dann muss eben jemand von der Verwaltung da hinkommen!“ Das alles noch vor der Ratssitzung Mitte Mai.

Unterstützung von Ulf Stötzel

Immerhin kann er verkünden, dass er „am Sonntag einen Anruf von Ulf Stötzel“ bekommen habe. Der sei damals mit für den Bau der Brücke verantwortlich gewesen und zeige nun wenig Verständnis für einen Abriss, wolle sich mit allen Kräften für einen Erhalt einsetzen. Wobei die Dreisber eigentlich von einem stufenlos-barrierefreien Neubau träumen und in ihrem Vorhaben reichlich Unterstützung aus umliegenden Siegener Stadtteilen bekommen.

Wichtig sei vor allem, dass nicht der Ausschuss das letzte Wort habe, sondern der Rat, bekräftigt der UWG-Fraktionsvorsitzende Helmut Buttler. Mit Hilfe des Bürgermeisters, der ja auch für den Neubau sei, müsse das Thema dort auf die Tagesordnung und besprochen werden. Dem Heimatverein rät er, mit allen Fraktionen Kontakt aufzunehmen, aktuell sei die Stimmung gemischt. Ortsbürgermeister Reinhard Kämpfer hält es für wichtig, „mit 40 oder 50 Leuten bei der Sitzung aufzutauchen, wie es sonst die Deuzer ja auch können“.