Siegen. . Fachkräftemangel ist für Verkehrsunternehmen in Siegen-Wittgenstein nach wie vor drängend. Ein Plan ist, gezielt Fahrer im EU-Ausland anzuwerben.
Nach den Osterferien fahren die Busse wieder – alle. Bereits seit dem vergangenen Wochenende ist es nicht mehr zu Fahrtausfällen durch den zwischenzeitlich hohen Krankenstand unter den Busfahrern der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) gekommen. Die Situation, davon ging VWS-Betriebsleiter Gerhard Bettermann am Montag, 15. April, in einer Sondersitzung des Siegener Verkehrsausschusses aus, werde sich in zwei Wochen weiter stabilisiert haben. Das grundlegende Problem des Fachkräftemangels aber bleibt – und dürfte in den nächsten Jahren immer wieder zu Schwierigkeiten führen (wir berichteten).
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Die Wern-Group ist nach wie vor auf der Suche nach geeigneten Bewerbern für zehn Ausbildungsplätze im Unternehmen – wie eigentlich alle im Nahverkehr tätigen Unternehmen, auch staatliche. Zusammen mit der Bezirksregierung, die derzeit im Unternehmen die Ursachen der gehäuften Ausfälle untersucht, wolle man im EU-Ausland verstärkt nach Fahrern, die durchaus vermehrt Interesse hätten, suchen und sie gezielt anwerben, sagte Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbands Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS). „Da fehlen dann natürlich Orts- und Sprachkenntnisse“, hier sei auch die öffentliche Hand gefragt, entsprechende Weiterbildungen mitzufinanzieren. Gleichzeitig soll zusammen mit Weiterbildungsträgern und den Jobcentern Menschen qualifiziert werden.
Dabei gebe es auch Möglichkeiten, dass die Kandidaten den mehrere 1000 Euro teuren Omnibusführerschein nicht aus eigener Tasche bezahlen müssen, so Bettermann auf eine Frage Wolfgang Könens (FDP).
„Vereinzelte anonyme Kritiker“
Mehrfach und entschieden trat Bettermann den ebenso mehrfachen und entschiedenen Vorwürfen aus der Kommunalpolitik entgegen, eine größere Zahl Busfahrer sei unzufrieden mit der Situation, fühle sich unter Druck gesetzt, werde bei entsprechenden – auch öffentlichen – Äußerungen drangsaliert. „Bei den VWS hat seit 2018 kein Fahrer gekündigt, die Wern-Group haben drei verlassen.“ Diese seien aufgrund ihrer Wohnsituation zur Westerwaldbahn gegangen. Bei den Auftragsunternehmen seien es 13 Fahrer, die mehrheitlich zur Westerwaldbahn gegangen seien.
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„Ich muss diesen Vorwurf mit Vehemenz zurückweisen“, protestierte Bettermann: „Es ist ein unsagbarer Zustand, kranken Leuten nachzurufen, sie hätten keine Lust zu arbeiten.“ Bei den VWS – dort, wo die Tarifkonditionen am besten sind – seien die Krankenstände am höchsten, bei anderen Wern-Group-Unternehmen, wo die Fahrer weniger Stundenlohn erhielten, seien sie niedriger. „Ich bin seit 38 Jahren im Unternehmen, ich kenne die Leute und weiß, was dahintersteckt.“
Immer mehr Baustellen machen Probleme
Bei den Kritikern handle es sich um vereinzelte Leute, die sich öffentlich zu Wort meldeten, „und dazu die Plastiktüte über den Kopf ziehen – warum sagen die nicht ihren Namen?“, so Bettermann, „das tue ich doch auch!“ Jeder im Unternehmen dürfe seine Meinung äußern, dürfe allerdings nicht erwarten, dass die auch in allen Punkten geteilt werde. „Ich erzähle hier doch keine Märchen“, sagte daraufhin Bus-Vielfahrer Ralf Knocke (Linke): Er habe von verschiedenen Busfahrern gehört, die aufgrund des Drucks unzufrieden mit ihrer Arbeit seien.
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Problematisch für die Pünktlichkeit sei eine Zunahme bei den Baustellen, so Bettermann: Von 31 im Verkehrsgebiet lägen 14 im Großraum Siegen, darunter einige unter Vollsperrung. Er appellierte an die Politik, den Nahverkehr zu fördern und Busspuren einzurichten, um dem entgegenzutreten, auch wenn das unpopuläre, weil für den Auto-Verkehr einschränkende Maßnahmen seien.
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