Siegen. . Rund 100 Mediziner nehmen an der Auftaktveranstaltung teil. Das gemeinsame Ziel: Die Gesundheitsversorgung in der Region erheblich verbessern.

Mehr als 100 Medizinerinnen und Mediziner aus Südwestfalen und dem Kreis Altenkirchen sind zur Auftaktveranstaltung des neuen Ärztenetzwerks ANSWER in Siegen gekommen – weit mehr als ursprünglich angemeldet waren. Für Dr. Dr. Charles Christian Adarkwah, Lehrstuhl für Versorgungsforschung der Universität Siegen, ist das ein tolles Zeichen: „Es ist wichtig, dass wir vorausschauend denken und ein Setting schaffen, dass die Region interessant für den Ärztenachwuchs macht. Gleichzeitig müssen wir weitere Lösungen schaffen, die diesen Effekt unterstützen und zusätzliche Perspektiven für Patienten und Landärzte schaffen.“

Zeit effektiv für Patienten einsetzen

Das Lehr- und Forschungspraxen-Netzwerk möchte den Alltag und die Abläufe in den Praxen zielgerichtet unterstützen, damit sich Ärzte auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und Zeit effektiv für die Patienten einsetzen können. Das könne beispielsweise durch neue Berufsfelder, eine übergreifende Kommunikation unterschiedlicher Berufsbilder sowie digitale Lösungen geschehen. Es gebe bereits innovative Ansätze, die durch die neu gegründete Lebenswissenschaftliche Fakultät (LWF) der Uni Siegen und das Projekt „Medizin neu denken“ für eine medizinische Hochleistungs-Versorgung in der Region umgesetzt werden sollen. Wie Versorgungslücken auf dem Land durch digitale Technologien, Delegation und neue Gesundheitsberufe geschlossen werden können, untersucht der Modellversuch „Medizin neu denken“. Das Forschungspraxen-Netzwerk ANSWER der LWF ist Teil dieses Modellversuchs.

Problem: wenig Zusammenarbeit

Neben der Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten betrachtet es die Uni Siegen als unumgänglich, zusätzliche Ansätze für die wachsenden Herausforderungen zu finden. Prof. Dr. Veit Braun stellte in seinem Vortrag eindrücklich dar, dass ein wesentliches Problem in der mangelnden Zusammenarbeit der unterschiedlichen Beteiligten liegt. „Die hohe Spezialisierung führt dazu, dass jeder nur noch seinen Bereich kennt und Parallelstrukturen entstehen, die kontraproduktiv sind. Medizin neu denken steht für eine intensive Zusammenarbeit. Dafür benötigen wir engagierte Kolleginnen und Kollegen, die durch die Teilnahme am Lehr- und Forschungspraxen-Netzwerk ANSWER das Projekt mit zum Erfolg führen“, so Braun, Studiendekander Gesundheitswissenschaften.

Ein weiterer Schritt für die Umsetzung sei die Einführung des neuen Bachelor-Studiengangs Digital Biomedical and Health Sciences. „Im Rahmen dieses Studiengangs werden medizinnahe Berufe mit flexibel denkenden Fachkräften ausgebildet, die die Arbeitsbedingungen von Medizinern erleichtern und effektiver machen. Ziel ist die Entwicklung digitaler, technischer, naturwissenschaftlicher und struktureller Lösungen, die effizient und bedarfsgerecht die Behandlung von Mensch zu Mensch unterstützen“, erläutert Prof. Dr. Rainer Brück, Studiendekan Lebenswissenschaften.

Auch die Universität Bonn hat ihr Konzept für Lehre und Forschung im Rahmen des Kooperationsstudiengangs „Humanmedizin Bonn-Siegen“ vorgestellt. Prof. Dr. Birgitta Weltermann, Leiterin des Bonner Instituts für Hausarztmedizin, betonte die Attraktivität der Allgemeinmedizin in Forschung und Lehre. Sie zeigte sich überzeugt, dass die Trendwende hin zu mehr Hausärztinnen und Hausärzten bevorstehe.

Erste Praxen machen mit

Im Anschluss an die Vorträge, folgte eine konstruktive Diskussion. Hierzu konnten die Gastreferentinnen Prof. Dr. Erika Baum, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) sowie die Vorsitzende des Hausärzteverbands Westfalen-Lippe, Anke Richter-Scheer, Aspekte ihrer Arbeit, Erfahrungen und Zukunftsvisionen einbringen.

Erste Praxen für Forschungsvorhaben mit einem Fokus auf Digitalisierung und Delegation in der Region konnten schon gewonnen werden. „Ein Lehr- und Forschungspraxen-Netzwerk, wie es an vielen Medizinischen Fakultäten mit akademischer Allgemeinmedizin Standard ist, kann uns nun auch in Südwestfalen voranbringen“, so Charles Adarkwah. „Dabei füllen wir eine Lücke, die für zukunftsgerichtete Lösungen unerlässlich ist. Es ist uns wichtig mit Initiatoren bestehender Versorgungsstrukturen zu kooperieren und nicht zu konkurrieren“, betonte er.

Weitere Teilnehmer gesucht

Medizinerinnen und Mediziner aus der Region, die ein Interesse daran haben, die Gesundheitsversorgung der Zukunft gemeinsam zu gestalten, können sich direkt an Dr. Dr. Charles Adarkwah wenden: charles.adarkwah@uni-siegen.de