Kreuztal. Die Ernst-Moritz-Arndt-Realschule lehnt 20 Kinder ab. Betroffene nutzen die Einwohnerfragestunde der Ratssitzung, um ihren Unmut zu äußern.

Die Eltern sind sauer: Die Ernst-Moritz-Arndt-Realschule musste 20 angemeldete Schüler zurückweisen. Die Bezirksregierung Arnsberg hat die Bildung einer dritten Eingangsklasse nicht erlaubt: Nur 54 der 74 angemeldeten Kinder können aufgenommen werden. Um ihren Unmut zu zeigen und offene Fragen zu klären, sind ein Dutzend Betroffene zur Einwohnerfragestunde der Ratssitzung am Donnerstagabend gekommen.

Die Situation

Zum Stichtag, dem 5. März, hat die Stadt als Schulträgerin in Abstimmung mit Rektorin Marion Kolb einen Antrag auf Bildung einer sogenannten Mehrklasse an der Realschule gestellt. Zwei Tage später hat die Bezirksregierung den Antrag abgelehnt. Der Grund: Kapazitäten an der Gesamtschule.

Daraufhin hat die Schulleiterin unter Berücksichtigung diverser Kriterien entschieden, wer abgelehnt wird und wer nicht – zwei Kinder stammen aus Hilchenbach, 18 Schüler aus Kreuztal. Bei der Schulleitung sind daraufhin fünf Widersprüche eingegangen, die an die Bezirksregierung weitergeleitet wurden. Eine endgültige Entscheidung wurde dort noch nicht getroffen. „Nach einer ersten Einschätzung können sie jedoch keine Aussicht auf Erfolg haben und müssen zurückgewiesen werden“, heißt es im Bericht des Bürgermeisters. In der Zwischenzeit wurden die abgewiesenen Schüler wie folgt untergebracht:
Gesamtschule Kreuztal: neun Kinder,
Gesamtschule Wenden: ein Kind,
Städtisches Gymnasium Kreuztal : fünf Kinder,
Gymnasium Stift Keppel: ein Kind,
Franziskus Gymnasium Olpe: ein Kind,
Realschule Hilchenbach: drei Kinder.

Die Diskussion

Bürgermeister Walter Kiß geht zunächst auf eine Anfrage der FDP-Fraktion ein. Vorsitzender Frank Frisch hatte eine E-Mail eines betroffenen Bürgers erhalten und Passagen daraus samt eigener Fragen an die Verwaltung weitergeleitet. Konkret geht es unter anderem darum, ob beim Informationsabend der weiterführenden Schulen zugesagt wurde, dass alle Kinder einen Platz an der gewünschten Schule erhalten oder nicht. Der Bürgermeister weist das zurück. „Die Schulleitungen erklärten vielmehr, dass bei der geringen Anzahl der Übergänger insgesamt von den vierten in die fünften Klassen alle Kreuztaler Kinder an den weiterführenden Schulen in Kreuztal aufgenommen werden könnten.“

Dann ergreifen die Eltern das Wort. Ein Vater äußert seinen Unmut darüber, dass der Rat wenige Monate vor der Schulwahl beschlossen hatte, die Realschule künftig zweizügig weiterzuführen – sodass nun eine ganze Klasse abgewiesen werden müsse. Stadträtin Edelgard Blümel erklärt, dass diese Entscheidung nicht aus dem Bauch heraus getroffen wurde und trägt die Anmeldezahlen der vergangenen Jahre vor. Während die Übergangsquote der Realschule im Schuljahr 2013/14 noch bei 22,81 Prozent gelegen habe, seien es 2017/2018 nur noch 14,08 Prozent gewesen. „Die Verwaltung konnte nicht ahnen, dass die Eltern ein anderes Wahlverhalten an den Tag legen“, sagt sie. Warum „die falsche Entscheidung“ nicht korrigiert werde, fragt ein Vater. Es handle sich um einen „Schlag ins Gesicht“, dass darüber nicht diskutiert werde. Sie könne die Enttäuschung der Eltern verstehen, so Blümel, aber um eine falsche Entscheidung handle es sich nicht. „Das Wohl der Kinder sollte an erster Stelle stehen“, sagt eine Mutter, die wissen will, ob sie gegen die Entscheidung vorgehen könne. Kiß weist auf die geringen Erfolgchancen hin. Ob die Klassen restlos voll seien, fragt eine andere. „Nein, nicht pickepackevoll“, so Blümel. Die Klassenstärke wurde von 30 auf 27 verringert – wegen der fünf Inklusionskinder.

Ob ein Wechsel nach der Erprobungsphase vom Gymnasium auf die Realschule möglich sei und ob dann eine dritte Klasse gebildet werden könnte, interessierte die Gäste. „Das hängt von der Entwicklung ab“, sagt Blümel. Niemand könne wissen, was in zwei Jahren geschehe, sagt Walter Kiß. „Es tut uns auch leid. Wir sind im förmlichen Verfahren gefangen.“