Siegen. Beeindruckendes Konzert mit dem Bachorchester in der Martinikirche. Kirchenmusik-Direktor Ulrich Stölzel verabschiedet sich am Dirigentenpult.
. Eng wird es im Altarraum der Martinikirche, dem ältesten Gotteshaus Siegens. Über 100 Sänger des Bach-Chores sowie das Bach-Orchester in großer und prominenter Besetzung wollen untergebracht werden. Die Akteure sind ebenso gespannt wie das Publikum. Denn mit dem Festkonzert zum 60. Bestehen des Chores wird Kirchenmusik-Direktor Ulrich Stötzel, der charismatische Leiter des Bach-Chores, letztmalig bei einem großen Konzert auf dem Dirigentenpult stehen. Er hat sein Pensionsalter erreicht.
Vollkommene Werke der Klassik gibt es nicht viele. Bachs h-Moll Messe und Beethovens Missa solemnis gehören dazu. Und das Requiem von Johannes Brahms, auch „Deutsches Requiem“ genannt, das er im Alter von 33 Jahren schrieb und sein Meisterstück werden sollte. Die h-Moll-Messe hat Ulrich Stötzel vor genau vier Wochen mit dem Collegium Vocale, dem kleineren Ableger des Bach-Chores, aufgeführt.
Und nun als Steigerung in Sachen Klangfülle und Dramatik das Requiem von Brahms. Vom Verständnis her Musik des Todes und der Trauer, vor allem wenn man das Werk mit den Totenmessen von Verdi oder Mozart vergleicht. Doch Brahms hat weniger die Trauer, sondern mehr den Trost in den Mittelpunkt gestellt.
Der Chor
Schon den Eingangschor „Selig sind, die da Leid tragen“ entwickeln die Vokalisten vom zarten Pianissimo bis hin zum fanfarenhaften „Werden mit Freuden ernten“. Natürlich begeistert die Klangschönheit, durch feinste dynamische Abstufungen zwischen Sensibilität und musikalischer Wucht, aber mindestens ebenso die sprachliche Präzision der Choristen – bei einem so großen Ensemble keine Selbstverständlichkeit – aber durch Ulrich Stötzel in jahrelanger Arbeit zum Markenzeichen geworden. Beeindruckend auch das düstere „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“, bei dem die Männerstimmen zunächst den Ton angeben. Wenn dann alle im Fortissimo hinzukommen, könnten selbst die dicken Mauern der Martinikirche ins Vibrieren kommen. Rhythmische, fast tänzerische Passagen der Freude schließen sich an, denn Brahms war die Erlösung durch den Tod wichtiger als die Verdammnis.
Die Solisten
Klaus Mertens, vor wenigen Tagen 70 Jahre alt geworden, gilt als Bach-Spezialist. Mit seinem dramatischen und immer kraftvollen Bariton spielt er
International gefragt
Der Chor wurde 1959 gegründet. 1973 übernahm Ulrich Stötzel die Leitung. Der Chor hat aktuell etwa 140 Sängerinnen und Sänger.
Er wurde deutschlandweit zu Konzerten eingeladen. Hinzu kamen Auftritte in England, Israel, Italien, Belgien, Russland und sogar Japan.
regelrecht mit der wunderbaren Akustik der Martinikirche, lässt den Raum für sich arbeiten. Beeindruckend seine sprachliche Präzision, mit der er die Bibelworte bis in den letzten Winkel der Kirche transportiert. Die Österreicherin Miriam Feuersinger besticht durch ihre klangschöne Sopranstimme, hat jedoch ein Manko: Man kann ihre Texte nur sehr schwer und manchmal überhaupt nicht verstehen.
Natürlich darf bei einem Jubiläumskonzert ein Werk des Chor-Namensgebers Johann Sebastian Bach nicht fehlen. Ulrich Stötzel hatte zum Auftakt des Abends „Herr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott“ ausgesucht, eine der über 200 Kantaten, die der Meister für die Gottesdienste in seiner Leipziger Thomaskirche geschrieben hatte.
Der Bach-Chor und das Bach-Orchester haben einmal mehr hören lassen, welch’ außergewöhnliche musikalische Qualität in der Region zu Hause ist, und warum der Chor mit Recht als ein bedeutender Markenbotschafter der Kirchenmusik gilt.
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