Hilchenbach. . Stadt Hilchenbach kann keine Angebote mehr machen und setzt auf Reaktivierung des Hammerwerk-Geländes. 140 Arbeitsplätze in der Vorderen Insbach.

Fehlende Erweiterungsmöglichkeiten sind kein Grund für Unternehmen, Hilchenbach den Rücken zu kehren. „Mir ist kein Fall bekannt, dass in den letzten fünf Jahren eine Abwanderung aufgrund einer fehlenden Gewerbefläche erfolgt wäre“, heißt es in einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen. Deren Fraktion hatte die Ermittlung von „Suchräumen“ für neue Gewerbegebiete im Auftrag der Industrie- und Handelskammer zum Anlass genommen, nach der „Gewerbe- und Industrieflächenpolitik der Stadt Hilchenbach“ zu fragen.

Die Grünen lassen Zweifel durchblicken, dass es angesichts des Bevölkerungsrückgangs tatsächlich weiteren Flächenbedarf in dem Umfang gibt, den das von der IHK beauftragte Regionalplanungsunternehmen Dr. Jansen aus Köln ermittelt hatte: 30 Hektar bis 2040, von denen 12,4 Hektar als Reserve bereits in der Flächennutzungsplanung ausgewiesen sind, sodass 17,5 Hektar noch zu suchen sind. „Wenn die Nachfrage doch so hoch und das Angebot so knapp ist“, so Frank Luschei (Grüne), „warum hat die Stadt Flächen im Gewerbegebiet Vordere Insbach weit unter Preis verkauft?“

Die Jahre mit der Insbach

Nach Rechnung der Grünen wurden die 4,1 Hektar in der Insbach für 2,1 Millionen Euro erschlossen und für 1,55 Millionen verkauft. Dagegen hält die Verwaltung in der von Wirtschaftsförderer Kyrillos Kaioglidis verfassten und von Bürgermeister Holger Menzel unterschriebene Antwort fest, dass selbst die Bezirksregierung den ursprünglich von der Stadt verlangten Grundstückspreis für „überhöht“ gehalten habe: Der wurde zunächst von 90 auf 70 DM pro Quadratmeter einschließlich Erschließungsbeitrag gesenkt, 2007 schließlich auf 29,50 Euro. Die Rechnungsprüfer in Arnsberg hätten 2002 in dem ursprünglichen Preis einen „Vermarktungsnachteil“ gesehen, „was sich im Nachgang der damaligen Verkaufsbemühungen über mehrere Jahre auch bewahrheitet hat“.

In dem nun voll belegten Gewerbegebiet haben sich zehn Betriebe mit 140 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie die Lehrwerkstatt des Regionalforstamts angesiedelt. Zwei Betriebe mit etwa 45 Beschäftigten sind aus einer Nachbarkommune neu nach Hilchenbach gekommen.

Die Jahre danach

Konkret benennt die Verwaltung neun Interessenbekundungen auswärtiger Unternehmen, von denen sich am Ende fünf auf vorhandenen privaten Gewerbeflächen angesiedelt haben. Dadurch habe Hilchenbach

Vorschläge für neuen Regionalplan

Drei Suchräume hat die Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen ermittelt, die die Stadt zur Aufnahme als Gewerbegebiete in den neuen Regionalplan prüfen lässt: 52 Hektar Oberbach auf Herzhausener und Allenbacher Gebiet – das würde ein interkommunales Gewerbegebiet; weitere 9,6 Hektar im Insbachtal gegenüber dem vorhandenen Gewerbegebiet auf der anderen Seite der K 31; 8 Hektar auf der Heide in Hilchenbach entlang der Rothenberger Straße.

Die Stadt selbst plant mit Industriebrachen: Nutzbar gemacht werden könnten das Gelände des Hammerwerks und der Stift Keppeler Filzfabrik; beide Flächen sind im NRW-Flächenpool.

35 Arbeitsplätze in Betrieben gewonnen, die „meist aus benachbarten Kommunen“ stammten. Nicht einzuschätzen sei, wie viele Arbeitsplätze es hätten werden können, wenn genügend Flächen vorhanden gewesen wären.

2018 fragten drei Hilchenbacher Firmen, die ihren Betrieb erweitern wollen, nach Flächen. Ihnen hätten, so die Verwaltung, in früheren Jahren Grundstücke in der Vorderen Insbach angeboten werden können. Aktuell seien vier Hilchenbacher Unternehmen auf der Suche: Eine Firma will Räumlichkeiten zur Erweiterung anmieten, drei wollen ein Betriebsgebäude neu bauen. Alle vier hätten „den ausdrücklichen Wunsch geäußert, in Hilchenbach bleiben zu wollen“. Drei würden allerdings gehen, wenn ihnen in einer Nachbarkommune ein Grundstück oder eine Immobilie angeboten werde.Die Gefahr einer Abwanderung sei somit „gegeben“.

In der Antwort auf die Grünen-Anfrage betont die Verwaltung, dass die Stadt Hilchenbach „schon seit vielen Jahren bedarfsorientiert“ plane und der Innenentwicklung und der Reaktivierung von Brachen den Vorrang gebe. Zum schützenswerten Freiraum gehöre nicht nur der Wald. Auch die landwirtschaftlichen Flächen seien „beachtlich“.