Siegen. . Forscherinnen der Uni Siegen und des Instituts für Mittelstandsforschung untersuchen Ursachen. Frauen sind mit 16 Prozent unterpräsentiert.

Die Digitalisierung wird vor allem im MINT-Bereich, also der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, für große Veränderungen sorgen und Fachkräften vielfältige Perspektiven bieten. Die Zahl der Beschäftigten in diesem Bereich wächst, doch junge Frauen sind mit einem Anteil von rund 16 Prozent unter den insgesamt 3,5 Millionen jungen MINT-Beschäftigten immer noch stark unterrepräsentiert (Stand 2016). Was sind die Gründe? Wie verlaufen ihre Karrieren? Und wie kann die Situation möglicherweise verbessert werden?

Thema in Öffentlichkeit tragen

Mit diesen Fragen beschäftigen sich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Universität Siegen und des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM Bonn) im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekts „MINTdabei“. Bei einem Treffen mit Vertreterinnen aus Forschung, Industrie und Verbänden am Campus Unteres Schloss wurden erste Ergebnisse vorgestellt und diskutiert.

„Es ist wichtig, das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen, jedes Gespräch leistet dazu einen Beitrag“, sagte Juniorprofessorin und Projektkoordinatorin Dr. Kerstin Ettl. Im Rahmen des Forschungsprojekts werden zahlreiche Gespräche geführt: Einerseits wurden mittels qualitativer Interviews Gründerinnen, Unternehmerinnen und Angestellte zu ihren Karriereverläufen und den von ihnen wahrgenommenen Hürden und Herausforderungen, aber auch den Chancen im MINT-Bereich befragt. Andererseits wurde eine quantitative Datenauswertung durchgeführt, die die Beschäftigungs- und Einkommenssituation von jungen Frauen in MINT-Berufen im Mittelstand untersuchte.

Projekt läuft  noch bis 2020

Das Forschungsprojekt der WissenschaftlerInnen der Universität Siegen und des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM Bonn) im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekts „MINTdabei“ startete 2017.

Der Projektabschluss ist für das Frühjahr 2020 vorgesehen.

Erste Erkenntnisse zeigen: Viele Frauen in MINT-Berufen haben den Eindruck, mehr leisten zu müssen als ihre männlichen Kollegen. Wenn sie sich erst einmal bewiesen haben, dann erfahren sie zwar Akzeptanz – aber auch Neid und Eifersucht. Eine der Befragten formulierte es folgendermaßen: „Wenn man immer sehr konziliant auftritt, dann ist das typisch Frau, weil man ein Weichei ist. Wenn man etwas härter auftritt oder mal seine Meinung kundtut, dann hat man Haare auf den Zähnen. Also gilt es, den gesunden Mittelweg zu finden.“ Gestützt werden diese Erkenntnisse auch durch die Ergebnisse der quantitativen Datenauswertung, die Dr. Rosemarie Kay vom IfM Bonn präsentierte.

Julia Schnittker leitete Handlungsempfehlungen ab: „Es bedarf einer besseren Verteilung und Kommunikation von Unterstützungsangeboten für Frauen im MINT-Bereich. Flexible Arbeitszeitmodelle müssten etabliert werden und die Karriere- oder Berufsberatung sollte vielfältiger sowie geschlechtsneutraler werden.“