Siegen. . Prozessauftakt gegen fünf Männer, die im Oktober 2018 in der Commerzbank eine Sprengung verursacht haben sollen. Keine Aussagen der Angeklagten.

Erinnerungen an den Rotlichtprozess kommen auf im Saal 165 des Siegener Landgerichts. Lange war jene Seite nicht mehr so dicht besetzt, auf der die Angeklagten und ihre Verteidiger Platz nehmen. Fünf Männer sind es, die in der Nacht zum 3. Oktober 2018 versucht haben sollen, den Geldautomaten der Siegener Commerzbank mit Hilfe einer Gasexplosion auszurauben und später mutmaßlich Gleiches noch für die Deutsche Bank geplant hatten, dazu ein gutes Dutzend Verteidiger und mehrere Dolmetscher.

Die Angeklagten im Alter zwischen 22 und 30 stammen gebürtig aus Marokko und den Niederlanden, sind nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Mitglieder einer internationalen Bande, die sich auf das Aufsprengen von Geldautomaten spezialisiert haben soll. Drei von ihnen sind in Untersuchungshaft.

Hauptverhandlung bis Mitte Mai terminiert

Sollte es nächste Woche zu Einlassungen der fünf jungen Männer kommen, könnte das Verfahren früher zu Ende gehen. Vorerst sind weitere sieben Tage bis zum 20. Mai terminiert.

Einem der Täter wird zusätzlich vorgeworfen, mit seinem Pkw den Wagen zweier Frauen auf der HTS bedrängt zu haben.

Der 30-jährige Siegerländer T. bekam laut Anklageschrift am 1. Oktober 2018 einen Anruf aus den Niederlanden, eine Garage anzumieten, was er im Netphener Ortsteil Helgersdorf auch tat. Dort tauchten zwei Männer aus Holland auf, die am frühen Morgen des 3. Oktober 2018 die Eingangstür der Commerzbank aufhebelten und den Geldautomaten mit Gas sprengten. Bei der Explosion entstand ein Gesamtschaden von 13.000 Euro, an das Gelddepot kamen die Täter nicht heran.

Gegen Ende des Monats wurde T. wiederum telefonisch über die Ankunft weiterer Männer, darunter seine Mitangeklagten, informiert und wusste nach Überzeugung von Oberstaatsanwalt Rainer Hoppmann spätestens nun, dass eine weitere Tat bevorstand. T. schickte auf Anweisung seinen Bruder Richtung niederländischer Grenze, um die avisierten Täter abzuholen. Die Männer verpassten sich allerdings, die Gruppe kam allein ins Siegerland. Der Wagen in der Garage wurde mit mindestens einer Gasflasche beladen. Als das Trio aufbrechen wollte, griffen die Beamten zu, die bereits seit längerer Zeit observiert hatten. Einer der Verdächtigen entkam zunächst, wurde aber später ebenfalls gefasst.

Zähe Verständigungsgespräche

Zwei Männer haben zumindest bei der Polizei ausgesagt, einer bei der Entscheidung über seine Haftverschonung eine Einlassung angekündigt. Ob es möglich sei, ein gemeinsames Rechtsgespräch zu führen, will Anwalt Thomas Pusch wissen. „In Siegen ist alles möglich“, nickt Elfriede Dreisbach. Zu einer Einigung über Geständnisse gegen bestimmte Haftobergrenzen kommt es aber trotz längerer Diskussionen hinter verschlossenen Türen nicht. Die Kammer macht nach einer weiteren Pause schließlich Vorschläge, die alle Beteiligten bis zum nächsten Verhandlungstag am Mittwoch, 10. April 2019, überdenken sollen.