Ferndorf. . Heimatstube würde gern aus der alten Schule auf das Bender-Gelände umsiedeln. Mineraliensammlung gehört zu den größten in Südwestfalen.
Die jüngere Vergangenheit macht der ganz alten Vergangenheit Platz — und die jüngste Geschichte zieht neu ein. Im Ferndorfer Heimatmuseum wird umgeräumt, neu sortiert und für die Zukunft geplant.
Vergangenheit
Die mineralogische Lehrsammlung, die Dr. Günter Schmidt, einst Chefarzt im Kredenbacher Krankenhaus, dem Museum 2013 überlassen hat, war eine der jüngsten Attraktionen. Jetzt, nach dem Tod des Mediziners, ist das Museum Erbe der gesamten Sammlung. Carbonate, Phosphate, Silikate, Sulfide, Halogenide — „das gehört alles dazu“, sagt Museumsleiter Eckhard Dippel und deutet auf die 35 übereinander gestapelten Kisten, die ausgepackt und gesichtet werden müssen. Derzeit hat ein Kurs der Volkshochschule sich der Sammlung angenommen: „Die nehmen sich jedes Stück einzeln vor.“ Die Mineralien werden ihren Platz im Erdgeschoss finden, abgerundet durch die Präsentation der Grabungsfunde aus dem Zitzenbachtal und dem Alten Bruch. Eigentlich aber, findet Dippel, hätte allein dieser Bestand eine eigene Ausstellung verdient: „Eine der größten Mineraliensammlungen in Südwestfalen.“

Verzichtet hat das Museum dafür auf seine Kirchenecke. Der Altar, der bis 1887 in der Laurentiuskirche stand, hat jetzt dort wieder einen Platz gefunden. Zurückgekehrt sind auch die schmiedeeisernen Leuchter, die nach der Elektrifizierung nicht mehr gebraucht wurden. „Wir haben einen großen Teil als Dauerleihgabe zurückgegeben“, berichtet Eckhard Dippel. Die Kirche habe sich gefreut – weit weg von der alten Volksschule ist sie ja auch nicht. „Das Museum platzt aus allen Nähten.“
Andreas Schaffer ist auch fast immer da. An jedem Morgen trifft sich das kleine Team, heute ist auch Dieter Wörster dabei — der mit der unendlich großen Fotosammlung. „Es gibt immer was zu tun im Haus“, sagt Schaffer. In diesen Wochen wird vor allem sortiert. So entstehen Vitrinen mit Dokumenten aus der Kirchengeschichte, dem Kirchensitzschein von 1807 zum Beispiel, den Siegeln und einem Aufgebot von 1863. Mit Archivalien der ehemaligen Gemeinde Ferndorf, zu deren 900-Jahrfeier das Museum 1967 überhaupt erst gegründet wurde. Mit Erzeugnissen aus Ferndorfer Unternehmen, zum Beispiel dem „Westfalia-Kaffee“ aus der Westfalia Nährmittelfabrik Alfred Bähren (Wefa) in der alten Fliegerhalle.
Gegenwart
Nach dem Umräumen etwas Platz übrig zu behalten, ist die große Hoffnung des Teams: Da könnte dann das Wirtschaftswunder einziehen – beziehungsweise das, was die Geschichte von ihm übrig gelassen hat. In den 1930er Jahren endet die Ausstellung derzeit. Es wird Zeit, dem Zeitstrahl nachzueilen. Aktionstage sollen am ersten Mai-Wochenende den Auftakt machen. Reinhard Flöper aus Heinsberg stellt Exponate seiner Sammlung von Radios und Plattenspielern zur Verfügung, die Familie Heinemann fährt mit Oldtimern vor, und die passende Musik — gern auch auf dem Handy selbst mitgebrachte – kann auch gespielt werden. „Ganz viel wird sich auf dem Außengelände abspielen“, sagt Andreas Schaffer. Die Möbel für drinnen, sagt er, „müssen wir uns leihen“. Diesmal noch. Denn die 1950er und 1960er Jahre sollen auf Dauer ihren Platz im Haus beziehen.
Am Sonntag wieder geöffnet
Das Heimatmuseum Ferndorf ist an jedem ersten Sonntag eines Monats von 14 bis 17 Uhr geöffnet, das nächste Mal am 7. April.
Für die 50er- und 60er-Jahre-Aktionstage macht das Museum am Samstag, 4. Mai, von 13 bis 18 und am Sonntag, 5. Mai, von 11 bis 18 Uhr auf, außerdem noch einmal am Sonntag, 12. Mai, 11 bis 18 Uhr.
Exponate sind willkommen. Reisebügeleisen allerdings nicht mehr. Die gefühlt bleischweren Dinger müssen damals beliebte Aussteuer-Artikel gewesen sein, Andreas Schaffer hat eine Reihe unbenutzter Exemplare entdeckt. „Da ist der Karton mehr wert als der Inhalt.“ Küchenuhren waren auch so ein Fall. Eckhard Dippel erinnert sich daran, wie sie damals einer Braut einen „Linksdreher“ angedreht haben. Als die junge Frau, bei der die Uhr rückwärts lief, um Rat suchte, bekam sie einen noch zweifelhafteren Tipp: Sie möge doch die Batterie einmal andersherum einlegen.
Dieter Wörster will ab Sommer dafür sorgen, dass das Museum nicht nur jünger, sondern auch abwechslungsreicher wird. Wenn die Stadt im Juni ihre Festwoche zum 50-Jährigen begeht, startet er mit der Ausstellung seiner Foto- und Ansichtskartensammlung. Ortsansichten, Szenen aus der Stadt, aus der Landwirtschaft, zu Weihnachten natürlich Weihnachtliches. Der Fundus ist riesig. „Bei 10.000 habe ich aufgehört zu zählen.“ „Viele kennen die alten Bilder nicht mehr“, sagt Andreas Schaffer, der sich wünscht, dass auch die Jungen ihr Museum entdecken. Durchaus nicht nur zum Zuschauen. „Sie können auch eigene Ideen einbringen und umsetzen“, ermuntert Eckhard Dippel.
Zukunft
Da ist es – das Zukunfts-Thema. Eckhard Dippel, der nächstes Jahr 80 wird, hat sehr präzise Vorstellungen: Weil es nichts wird mit der barrierefreien Erschließung und dem Aufzug-Anbau, unter anderem wegen des Denkmalschutzes, wirbt er für den Umzug in das ehemalige Bürogebäude der Firma Bender am Mühlenweg. Das soll ohnehin stehen bleiben, wenn auf der einen Seite, am Bahnhof, ein neues Wohngebiet erschlossen wird und auf der anderen neue Firmen angesiedelt werden. Da wäre nicht nur Platz für die ortsgeschichtliche Ausstellung und die Mineraliensammlung, sondern auch für die städtische Kunstsammlung, die Frank W. Frisch im Auftrag des Kulturausschusses durch jährliche Ankäufe aufbaut. Im Raum steht auch die Frage nach der Trägerschaft.
Sollte die SGV-Abteilung die Verantwortung abgeben, „müssten wir uns wahrscheinlich mit einem eigenen Verein selbstständig machen“, sagt Dippel. Noch lieber wäre ihm, wenn die Stadt übernimmt: Dann gäbe es ein richtiges Kreuztaler Stadtmuseum. Zum Jahreswechsel hatte Eckhard Dippel das alles aufgeschrieben und an Bürgermeister und Fraktionsvorsitzende adressiert. Seitdem wartet er auf Antwort: „Es wäre mal interessant zu wissen, was die Politik darüber denkt.“
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