Kommentar von Florian Adam zum Besuch im Café Mayla in Siegen.

Manche Dinge scheinen von außen betrachtet banal. Ein Café für Frauen mit und ohne Migrationshintergrund? Das klingt in unserem Kulturkreis unspektakulär. Ist es aber nicht, denn unser Kulturkreis ist nicht immer das Maß der Dinge.

Bevor mich nun irgendwer verdächtigt, Deutschland-Bashing betreiben zu wollen: Das liegt mir völlig fern. Aber Begegnungen wie die, die ich beim Besuch im Café Mayla hatte, lassen einen Perspektiven überdenken, scheinbare Selbstverständlichkeiten hinterfragen. Männlich, weiß, in einem G7-Staat aufwachsen, gut ausgebildet: Da muss ich selbstkritisch einräumen, dass auch ich mir manches einfacher vorstelle, als es tatsächlich ist; dass sich zum Beispiel Frauen aus anderen Kulturen mit den Möglichkeiten, die ein demokratisches Land ihnen eröffnet, manchmal schwerer tun, als es aus meiner Perspektive naheliegend wäre.

Der aus meiner Sicht kleine Schritt, ein Café zu besuchen, kann für Menschen, die unter völlig anderen Voraussetzungen aufgewachsen sind, ein großer Schritt sein; und jeder große Schritt verdient Respekt. Hinschauen, hinhören, sich hineinfühlen schafft Verständnis. Eine banale Erkenntnis? Vielleicht ist sie so banal, dass man sie im Alltag oft aus dem Blick verliert. Und „banal“ ist nicht gleichbedeutend mit „unwichtig“. Atmen ist auch banal.

Integration hat ganz wesentlich mit Lernen zu tun. Ich habe bei meinem Besuch im Café Mayla Einiges gelernt.