Siegen. . Vor dem dritten Siegener Pflegekongress: Hoffen, dass der Berufs durch eine modernisierte generalistische Ausbildung attraktiver wird.

Seit dem ersten Siegener Pflegekongress 2015 hat sich einiges getan: Eine Pflegekammer als Berufsstandsvertretung könnte 2020 eingeführt werden, die Ausbildung wurde generalisiert und modernisiert, das Pflegepersonalstärkungsgesetz soll unter anderem die Finanzierung für mehr Stellen sichern. Pflege ist ein Zukunftsthema – immer mehr Menschen werden immer älter und benötigen Pflege; der Bedarf an Fachpersonal ist immens. Gleichzeitig hat der Beruf immer noch ein eher schlechtes Image – längst nicht alles funktioniert gut. Aber dass die Pflege auch heute schon ein attraktives Berufsfeld ist, möchten die Veranstalter des nunmehr dritten Siegener Pflegekongresses zeigen. „Wir wollen und müssen die Gesundheitsregion Siegen-Wittgenstein stärken“, sagt Landrat Andreas Müller als Schirmherr.

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Der Kongress

Im bundesweiten Vergleich hat die Siegener Veranstaltung durchaus Bedeutung. „Mitarbeiter mussten vorher häufig nach Köln oder sogar Berlin fahren, um hochkarätige Veranstaltungen besuchen zu können“, sagt Henning Klappert, Kreisklinikum. Weil ein Kongress vor Ort mit namhaften Dozenten für ein einzelnes Haus zu groß geworden wäre, kooperieren seither die vier Siegener Kliniken – auch, um die Belegschaften zu vernetzen und ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen. „Es geht um Wertschätzung von Pflege“, sagt Petra Gahr (Mariengesellschaft). Die Themen seien aus den Bedarfen des Personals heraus entwickelt worden, sagt Corinna Lemberg, DRK-Kinderklinik. Fortbildung sei ein weiteres Thema, „manches geht im hektischen Alltag einfach unter.“ Und es sollen aktuelle Themen aufgegriffen werden, sagt Frank Fehlauer (Diakonie).

  • Termin ist Mittwoch, 10. April, ab 9 Uhr im Kulturhaus Lyz, St. Johann-Straße 18 in Siegen. Infos und Anmeldung: www.pflege-kann-siegen.de

Die Themen

Berührung: „Die Qualität der Berührung ist wichtig“, so Corinna Lemberg – nicht nur im Umgang mit Frühgeborenen, wo die Pflegekraft Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen sollte. Eine bewusste und reflektierte Kontaktaufnahme sei unbedingt erforderlich, könnte Trost spenden, Mut zusprechen, Vertrauen vermitteln. Ähnliches gelte für persönliche Gespräche, die professionell geführt werden sollten, was auch entlastend für die Mitarbeiter wirke.

Demenzversorgung im Krankenhaus: „Wir beobachten einen deutlichen Anstieg von Patienten mit Demenz“, sagt Petra Gahr. „Eine riesige Herausforderung, die für Pflegende zum Problem werden kann – was nicht sein muss.“ Inzwischen setze man auch Altenpflegepersonal in Krankenhäusern ein, weil die besser geschult seien. Auch in den Siegener Kliniken gebe es einige Projekte, um die Situation für Patienten, Angehörige und Personal zu verbessern und so zu einer deutlichen Entlastung im pflegerischen Alltag zu kommen.

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Pflegeberufegesetz: „Wir werden in der Region künftig um jede Pflegekraft kämpfen“, sagt Frank Fehlauer. Weil die Verweildauer in Krankenhäusern immer kürzer werde, gewinne die ambulante Pflege an Bedeutung. Hier setze das neue Gesetz an, mit dem Alten-, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege in einer generalistischen Ausbildung zusammengeführt werden. Zudem stärke es das Pflegepersonal gegenüber anderen Berufsgruppen. „Wir hoffen, dass sich die Reform positiv auf Bewerber auswirkt“, so Fehlauer. Schon heute sei der Großteil der Pflegeschulabsolventen zufrieden mit seiner Berufswahl.

Pflegeberufekammer. Dank einer Berufsstandsvertretung ab 2020 „kommt man an der Pflege nicht mehr vorbei“, so Henning Klappert – auch weil einer solchen Körperschaft öffentlichen Rechts wichtige hoheitliche Aufgaben übertragen würden.