Siegen. . Grünflächenabteilung plant, auch Insektizide im Kampf gegen den Borkenkäfer einzusetzen. Noch deutlich schwerere Auswirkungen erwartet.
Im Kampf gegen den Borkenkäfer wird die städtische Grünflächenabteilung in diesem Jahr auch Insektizide einsetzen. Der Ausschuss für Umwelt, Landschaftspflege und Energie gab dafür nun einstimmig grünes Licht.
Ist in diesem Jahr mit mehr Schäden durch Borkenkäfer zu rechnen als gewöhnlich?
„Die Borkenkäferkalamität wird in diesem Jahr deutlich stärker als im vergangenen Jahr“, sagte Stadtförster Jan-Marc Heitze mit Verweis auf Prognosen von Experten. Erst, so ist in der Vorlage erläutert, fegte am 18. Januar 2018 Sturmtief Friederike über Deutschland hinweg und hinterließ massive Schäden. Später folgte ein langer Sommer „mit außergewöhnlich hohen Temperaturen“. Das Resultat: Die Sägewerke waren bereits mit dem Sturmholz ausgelastet, so dass die vom Borkenkäfer befallenen und zu verarbeitenden Holzmengen „nicht oder nur zögerlich abgenommen werden konnten“. Für eine Steigerung der Borkenkäferpopulation kommen also mehrere Faktoren zusammen: Ideale klimatische Bedingungen, großes Nahrungsangebot und ungestörte Vermehrung, weil ihre Brutstätten nicht im erforderlichen Umfang beseitigt werden können.
Waldbesitzer müssen zusammenarbeiten
Der Kampf gegen ausufernde Borkenkäfer-Populationen sei grundsätzlich „eine gemeinschaftliche Angelegenheit benachbarter Waldbesitzer“, schreibt die Verwaltung.
Die fliegenden Insekten können nämlich Distanzen von rund 500 Metern überwinden. Damit geht von Befall in einem Waldstück auch Gefahr für angrenzende Bereiche aus.
Gibt es zum Einsatz von Gift keine Alternativen?
Der Stadtförster stellt in der Vorlage zwei grundsätzliche Wege der Borkenkäfer-Bekämpfung gegenüber.
Ohne Insektizide. Dafür kommen drei Methoden in Frage: Einschlag und Abtransport des befallenen Holzes, Einschlag und Entrindung vor Ort oder Einschlag und Polterung – also gestapelte Lagerung –, wobei die Stapel mit schwarzer Folie abgedeckt werden.
Mit Insektiziden. Auch hier gibt es drei Vorgehensweisen: Einschlag und Lagerung, wobei die Holzpolter „begiftet“ werden; Einschlag und Lagerung bei Abdeckung mit begiftetem Netzgewebe; und „Errichtung von begifteten Fangholzhaufen zum vorbeugenden Fang von Borkenkäfern“.
Ohne Gift geht’s nicht?
Nach Einschätzung von Jan-Marc Heitze „werden wir wahrscheinlich dazu übergehen müssen, im Frühjahr Insektizide einzusetzen“. Im vergangenen Jahr, das geht aus der Vorlage hervor, habe die Verwaltung auf die giftlosen Methoden Einschlag und Abtransport sowie Einschlag und Entrindung gesetzt. Doch aus den zuvor genannten Gründen „hat sich der direkte Abtransport des Holzes als schwierig beziehungsweise nicht durchführbar erwiesen“. Die Entrindung wiederum – viele Käferarten ernähren sich von Bestandteilen der Rinde – ist sehr zeit- und personalintensiv. „Der Gifteinsatz ist die allerletzte Wahl, die ich treffen werde – davon können Sie ausgehen“, versprach Jan-Marc Heitze im Ausschuss. Aber im Ernstfall „sollten wir auf jeden Fall Handlungsmöglichkeiten haben.“
Besteht eine Gefahr für den Menschen?
Die gespritzten Holzstapel werden mit Hinweisschildern gekennzeichnet, kündigt der Stadtförster an. Die Konzentration des Giftes sei außerdem so gering, dass sie lediglich für ganz kleine Organismen tödlich ist.
Und für andere Tiere und Insekten?
Als Lockstoff werden Pheromone eingesetzt, also Sexualbotenstoffe, die aufgrund ihrer hohen Spezifität nur auf Borkenkäfer anziehend wirken. Es sei deshalb nur mit „Beifängen in äußerst geringem Umfang“ zu rechnen – etwa, wenn sich andere Insekten zufällig auf den begifteten Flächen niederlassen.
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