Siegen. . Beim AWO-Aktionstag zur Woche gegen Rassismus referiert Jasmin Mouissi in Siegen über Apartheid – und über die Situation in Deutschland.
Es sollte ein Tag einer friedlichen Demonstration werden. Rund 10.000 Südafrikaner gingen in Sharpeville auf die Straße, um gegen die Passgesetze zu demonstrieren. Doch der 21. März 1960 veränderte das Leben vieler Südafrikaner – der Tag veränderte die Geschichte.
„Die Südafrikaner waren Gefangene in ihrem eigenen Land, in ihrer Heimat“, sagt Jasmin Mouissi beim AWO-Aktionstag zur Internationalen Woche gegen Rassismus. Farbige Personen waren verpflichtet, sich jederzeit ausweisen zu können. Ihre Herkunft, ihre Körpermerkmale oder auch ihre Gewohnheiten wurden in dem Dokument erfasst. Die Regierung verfolgte eine Rassentrennung. Viele Südafrikaner wurden nach einer Klassifizierung zwangsumgesiedelt, Ehen wurden verboten. Sie gingen am 21. März 1960 auf die Straße, um friedlich gegen die Klassifizierung zu demonstrieren. „Doch die Polizei eröffnete das Feuer und schoss den Demonstranten in den Rücken“, sagt Mouissi. 69 Menschen starben.
Gesellschaft sensibilisieren
Seit 1966 gilt der 21. März als Internationaler Tag gegen Rassismus. „Die Apartheid hat tiefe Narben in der Geschichte hinterlassen“, erzählt die Dozentin der Universität Siegen. Eine neue Verfassung trat 1994 in Kraft. „Das offizielle Ende liegt nicht weit zurück. Man denkt immer, Deutschland sei so weltoffen, aber auch hier existiert Rassismus“, sagt Mouissi. Dass Rassismus nur individuell, bewusst und gegen Andere stattfinde, sei eine Illusion. „Viele reproduzieren Rassismus, ohne dass sie es wahrnehmen“, erläutert die Dozentin.
Menschen mit einer weißen Hautfarbe seien ihre Privilegien nicht bewusst: „Sie erfahren weniger Kontrollen im öffentlichen Raum, bekommen passende Make-Up-Produkte zur Hautfarbe, werden nie gebeten, für alle Weißen zu sprechen, und alle Personen im Fernsehen oder der Zeitung tragen ihre Hautfarbe“, erklärt Mouissi, „Bei weißen Personen wird kein Fehlverhalten auf ihre Hautfarbe zurückgeführt.“ Sich dieser „unangenehmen Wahrheit“ zu stellen, sei besonders wichtig, so die Dozentin. „Die eigene Stellung in der Mehrheitsgesellschaft sollte jedem bewusst werden.“
Die Gesellschaft sensibilisieren
Ein eindeutiges Statement setzt der AWO-Vorstandsvorsitzende Karl-Ludwig Völkel: „Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.“ Die AWO nimmt an der Internationalen Woche gegen Rassismus teil, um ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und für eine weltoffene Gesellschaft zu setzen. Da Rassismus oft subtil und unauffällig stattfinde, sei es wichtig, die Gesellschaft zu sensibilisieren: „‘Ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber...’ ist nur eine von vielen Floskeln, die Betroffene genauso hart treffen können wie körperliche Gewalt“, sagt Völkel.