Siegen. . Betriebskonzept sieht einspurigen Verkehr und Beschränkung auf 30 Tonnen vor. Bis 2028 soll Ersatz geplant sein. Auch andere Brücken überprüft.
Die Hufeisenbrücke ist baufällig. Bis 2028 will die Stadt entscheiden, wie die Brücke neu gebaut werden kann — oder ob sie ersatzlos abgerissen werden soll. Für beide Varianten müssen Vereinbarungen mit der Deutschen Bahn getroffen werden. Themen bei den weiteren Untersuchungen sind auch die Belange von Bahn, ÖPNV, Fußgängern und Radfahrern sowie die jeweiligen Fördermöglichkeiten.
Die Hufeisenbrücke
Damit die Brücke bis dahin hält, hat die Stadt ein Ingenieurbüro mit der Erarbeitung eines Betriebskonzepts beauftragt. Das sieht vor, dass der äußere Fahrstreifen gesperrt wird, ebenso der äußere Gehweg für größere Menschenansammlungen. Als Zuschauertribüne für den Firmenlauf hat die Brücke damit ausgedient. Die zulässige Belastung des inneren Fahrstreifens wird auf 30 Tonnen begrenzt.
In einer Vorlage für den Bauausschuss, der am Dienstag, 26. März, tagt, schildert die Verwaltung den Fall: Bei der letzten „Bauwerkshauptprüfung“ im Jahr 2014 hat die Brücke mit der Nummer 3008 die Note 4 bekommen — das bedeutet „ungenügend“. 2016 wurden nach einer weiteren Sonderprüfung lose Betonteile entfernt „und die Gefahr für den Bahnbetrieb vorerst beseitigt“.
Jeden Monat wird nachgemessen
Als weitere Sicherheitsmaßnahme sieht das Betriebskonzept für die Hufeisenbrücke vor, dass das Bauwerk monatlich vermessen wird, um eine Verformung „zeitnah erkennen zu können“.
Vierteljährlich wird die Brücke auf Abplatzungen und Risse untersucht.
An dem Auftrag, die Belastbarkeit der Brücke zu berechnen, scheitert das Ingenieurbüro: Für die 55 Jahre alte Brücke seien im Archiv der Stadt Siegen keine Schal- und Bewehrungspläne vorhanden, heißt es in der von Abteilungsleiterin Anke Schreiber unterzeichneten Vorlage. Deshalb sei auch eine Sanierung nicht möglich: „Es fehlt jegliche Grundlage, auf der ein dauerhafter sicherer Betrieb der Brücke gewährleistet werden könnte.“
Die anderen Brücken
Lkw-Verkehr: Vorgelegt wird dem Bauausschuss auch die Beurteilung 15 anderer städtischer Brücken, die nicht nach heute gültigen Normen gebaut wurden, die stark von Lkw befahren werden und von denen angenommen wird, dass sie heute stärker belastet werden, als dies bei ihrem Bau vorherzusehen war. Bei allen Brücken passen Brückenklassen und das Ziellastniveau von 60 Tonnen zueinander, sodass die Statik nicht neu berechnet werden muss.
Betrachtet wurden die Brücken auf der Achse Niederschelden-Dillnhütten, zum und vom Hauptbahnhof, außerdem im Zuge von Achenbacher, Glückauf-, Eiserntal-, Haupt- und Breite Straße. Alle Brücken sind für den Ortsverkehr mit weniger als 32,5 Schwerverkehrsanteil am Lkw-Verkehr eingestuft.
Spannbeton: Darüber hinaus wurden die Unterlagen für alle Spannbetonbrücken geprüft, die zwischen 1950 und 1978 gebaut wurden. Bei zwei Spannstahlsorten, die in dieser Zeit hergestellt wurden, besteht die Gefahr von Spannungsrissen durch Korrosion. Für die Beurteilung wichtig war das „Vorankündigungsverhalten“: Das sind Risse, die das Versagen des Bauwerks so früh ankündigen, dass rechtzeitig Maßnahmen zur Sicherung ergriffen werden können. Hat eine Brücke dieses Ankündigungsverhalten nicht, könne dies „im ungünstigsten Fall zu einem Einsturz des Bauwerks führen“
In diesen Brücken wurde der kritische Stahl verbaut:
Tiergartenstraße/Sieg: Ankündigungsverhalten nachgewiesen, seit 1992 keine neuen Risse.
Goldammerweg/Sieg: Korrosionsgefährdeter Stahl nur in unkritischen Bereichen.
Welterstraße II/Bahnstrecke: Ankündigungsverhalten nachgewiesen, seit 1992 keine neuen Risse.
Glückaufstraße/Bahn: Ein Ankündigungsverhalten wurde festgestellt, die Brücke wird verstärkt untersucht.
Rinsenau/Karl-Barth-Straße: Kein Ankündigungsverhalten, die Stadt lässt ein Betriebskonzept erarbeiten.
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