Siegen. . Kreis schafft Basis für Car-Sharing in Siegen. Drei Autos werden durch Flinkster-Astras ersetzt. Nach Feierabend für private Nutzer buchbar.

Flinkster probiert in den nächsten zwei Jahren aus, ob Car-Sharing in Siegen funktioniert. Drei Opel Astra sind an der Aral-Tankstelle auf der Hammerhütte stationiert, für deren Grundauslastung die Belegschaft der Kreisverwaltung, gegenüber auf der anderen Straßenseite, sorgen wird.

Wie sieht das Siegener Modell aus?

Flinkster, ein Unternehmen der Deutschen Bahn (DB Connect), hat eine Vereinbarung mit dem Kreis Wittgenstein, der die Pkw montags bis freitags von 7 bis 17 Uhr nutzt. Danach und an den Wochenenden stehen die Fahrzeuge auch allen anderen Teilnehmern des Car-Sharing-Anbieters zur Verfügung.

Warum macht der Kreis das?

„Wenn etwas ins Rollen kommen soll, muss man sich in Bewegung setzen“, sagt Landrat Andreas Müller. Soll heißen: Es brauchte einen Anstoß, um das System in Siegen zu installieren – bisher sei die Stadt „für die großen Anbieter nicht attraktiv genug“ gewesen, sagt Müller. „Wir wollen die Verkehrswende, und wir wollen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“ Wer bei Bedarf kurzfristig ohne Formalitäten ein Auto leihen kann, so die Idee, braucht den eigenen Zweit- oder Drittwagen nicht mehr. Die drei Astras fahren übrigens, nicht ganz so klimafreundlich, mit Benzin. Man kommt nach Bad Berleburg und wieder zurück.“

Wie funktioniert das für Privatkunden?

Autos ausleihen kann, wer sich als Teilnehmer bei dem Car-Sharing-Unternehmen registriert hat — unter anderem auch mit der Vorlage des Führerscheins. Über die Smartphone-App bucht der Kunde das Auto am gewünschten Standort, kurz vor dem geplanten Start erfährt er das Autokennzeichen per SMS. Am Fahrzeug hält der Teilnehmer seine persönliche Chipkarte oder das Handy an die Windschutzscheibe, er wird vom Sensor erkannt, die Tür öffnet sich und damit der Zugang zum Zündschlüssel im Handschuhfach-Tresor. Dort befindet sich auch die Tankkarte. Nach der Fahrt kommt die Rechnung. Nur im unangenehmen Fall auch noch mehr Post. Denn weil jeder Fahrer und jede Fahrerin vor dem Start im Logbuch notiert, ob es Beschädigungen am Wagen gibt, sind Verursacher von Unfällen eindeutig feststellbar.

Kann man die Autos woanders abgeben oder die Buchung verlängern?

Abgegeben werden muss das Auto wieder an der Kreishaus-Station –

Autovermietung oder Car-Sharing?

Wer mit geliehenen Autos fahren will, hat die Wahl zwischen klassischer Autovermietung und dem Car-Sharing.

Beim Vermieter wird für jeden Verleih ein Vertrag geschlossen und das Fahrzeug voll getankt zurückgegeben; einmalige, längere oder mehrtägige Fahrten sind meist Fälle für die Vermietung.

Car-Sharing ist etwas für ständige Kunden, die manchmal auch spontan und oft für kurze Strecken immer wieder mal ein Auto brauchen, in das am liebsten gleich an Ort und Stelle einsteigen – ein klassisches Angebot für autolose Großstadtmenschen.

sonst funktioniert das mit den Buchungen nicht. „Bei uns ist Verfügbarkeit garantiert“, sagt Jörn Elberfeld, Regionalleiter bei DB Connect. Wer länger wegbleibt als gebucht, bekommt das zwar auf die Rechnung gesetzt. Den Betrieb der Kreisverwaltung wird er dadurch nicht lahm legen. „Wir haben ja auch noch die E-Bikes“, sagt Klaus Irle, Sachgebietsleiter für die internen Dienste im Kreishaus. Genau drei Stück.

Wie rechnet sich das für den Kreis?

„Es ist nicht teurer“, sagt Landrat Andreas Müller. Denn im Gegenzug hat der Kreis drei seiner insgesamt 16 Dienstfahrzeuge, die jetzt durch Neuwagen hätten ersetzt werden müssen, abgeschafft. Kalkuliert habe der Kreis mit einer Leistung von 23.000 Kilometern im Jahr, sagt Michael Haßler, Leiter des auch für die internen Dienste der Verwaltung zuständigen Amtes. „Für den Kreis ist das ein Test.“

Warum kommt Flinkster erst jetzt?

„Uns hat der Ankermieter gefehlt“, sagt Jörn Elberfeld, „jetzt ist die Basis geschaffen, in Zukunft mehr zu tun.“ Das Siegen-Wittgensteiner Modell probiert das Unternehmen seit vorigem Jahr bereits mit dem Kreis Herford aus. Bundesweit bedient die Bahn-Tochter mit dem 2012 gegründeten Flinkster 350.000 Kunden mit insgesamt 4500 Fahrzeugen an 2500 Stationen in rund 400 Städten — Tendenz: steigend. „In den letzten anderthalb Jahren erleben wir einen Wahnsinns-Hype“, sagt Elberfeld. Nur eben in Siegen und wohl auch sonstwo auf dem Land nicht, wie Andreas Müller einräumt: „Es gab auch auf unsere Ausschreibung keinen Sturmlauf.“