Siegen-Wittgenstein. Landrat will Frage zur Zentralisierung der Notarztwagen erst nach dem Neubau der Rettungswachen neu stellen. Knappe Mehrheit für Bedarfsplan.
Der größte Streitpunkt ist ausgeräumt: Die Zentralisierung der Notarztstandorte — und damit der Abzug der Notarztfahrzeuge aus Netphen und Kreuztal — erfolgt frühestens dann, wenn die sechs neuen Rettungswachen gebaut und genügend hochqualifizierte Notfallsanitäter zur Verfügung stehen. Darüber werde dann, mit Blick auf die dann aktuellen Einsatzzahlen, politisch neu beraten: „Vielleicht erst nach der Laufzeit dieses Rettungsdienstbedarfsplans“, sagte Landrat Andreas Müller am Mittwoch im Gesundheitsausschuss — das wäre dann nach 2024.
Neue Rettungswachen, mehr Rettungswagen
Kern des Rettungsdienstbedarfsplans ist der Neubau von Rettungswachen in Hilchenbach, Deuz, Bad Laasphe, Niederschelden, Kreuztal und auf der Freudenberger Wilhelmshöhe. Die Zahl der Rettungswagen wird von 15 auf 22 erhöht. Langfristig sollen Kreuztal und Netphen ihre Notärzte abgeben.
Trotzdem blieb der neue Bedarfsplan umstritten. Nur mit 7 gegen 6 Stimmen wurde das Werk nach einer Sitzungsunterbrechung dem Kreistag empfohlen, zwei Stimmenthaltungen kamen von Grünen und Linken. Die CDU wollte das Thema vom März- auf den Juli-Kreistag verschoben sehen, zumindest auf eine Sondersitzung des Gesundheitsausschusses in der nächsten Woche. Bernd Brandemann (CDU) forderte Klarstellungen zum Notarztkonzept, eine deutlichere Formulierung für den Einsatz von Tele-Notärzten und die Vorlage von Stellungnahmen, insbesondere der Kommunen. Hermann-Josef Droege (CDU) zeigte sich „irritiert“ über das Ausmaß des Veränderungsbedarfs: „Hatten wir bisher Murks, und wer hatte dafür die Verantwortung?“
Fakten schon seit Jahren bekannt
Dr. Thomas Gehrke (SPD) hatte eine Erklärung für die gestiegenen Einsatzzahlen: „Die Leute holen schneller den Rettungswagen“ – erst recht seit der Schließung des Kredenbacher Krankenhauses. Die Behauptung des Gutachters, bei der letzten Planung im Jahr 2010 hätten Einsatzzeiten und -wege nicht so genau berechnet werden können, ließ der damals zuständige Dezernent Henning Setzer nicht unwidersprochen. Dass die Netphener Wache nach Deuz gehöre und ein Standort im Siegener Süden fehle, sei „nichts Neues“. Und bei der Verlagerung der Wache von Kredenbach nach Ferndorf war „allen klar, dass das nur ein Kompromiss war“.
Landrat Andreas Müller zitierte die vermeintliche Einigkeit über einen optimalen Rettungsdienst: „Das stelle ich mal in Frage.“ Denn dieser Prämisse sei der Kreis „bisher noch nie gerecht geworden“, weil politische und andere Erwägungen den Vorrang bekommen hätten. Dass Rettungswachen an der falschen Stelle stünden, sei ein „Organisationsverschulden“,
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