Müsen. . Nach dem Wohnhaus-Klau in Kreuztal ist auch die Dorfgemeinschaft im Nachbarort alarmiert. Beratung in der Dorfgemeinschaft.
Eine Frau will die Doppelhaushälfte ihrer verstorbenen Mutter verkaufen. Noch bevor der Kaufvertrag wirksam geworden ist und der Eigentümer der anderen Haushälfte sein in Anspruch genommenes Vorkaufsrecht durchsetzen kann, schafft der „Käufer“, der nichts bezahlt, vollendete Tatsachen: Der Hausschlüssel, den er sich unter einem Vorwand verschafft hat, ermöglicht ihm den Zutritt. Er vermietet das Haus an um die 20 Personen, die vorwiegend aus Rumänien stammen und lässt sich die Miete vom Jobcenter überweisen. Kinder und kranke Frauen, werden wie ein Schutzschild präsentiert,wenn die Eigentümerin ihr Recht durchsetzen will. Erst mit Unterstützung der Polizei und der Stadtverwaltung, die dem Haus das Wasser abdreht, gelingt es ihr nach Monaten, die Räumung des inzwischen innen verwüsteten Hauses durchzusetzen.
Das Problem
Die Geschichte ist so passiert, erst vor wenigen Wochen in einem Kreuztaler Stadtteil. Der Mann, der sie im Müsener Bürgerhaus erzählt, will öffentlich nicht mit seinem Namen genannt werden — zu groß ist die Angst vor Racheakten aus dem Umfeld von Käufer und Makler. Den Müsenern, die ihn zu ihrem Dorfgespräch eingeladen haben, fällt es wie Schuppen von den Augen: Derselbe Geschäftsmann ist auch in ihren Ort aktiv – ihm
Müsen investiert in die Dorfausstattung
„Er kommt“, kündigt Monika Paersch an – und meint damit den mobilen Backes. Beim Bürgerhausfest am 21. und 22. März 2019 „steht er vor der Tür“, kündigte sie beim Dorfgespräch an. Und danach am 26. Mai 2019 beim Gässchenfest. „Wer mitbacken möchte, ist herzlich eingeladen.“
Weiteres Thema ist der „Dorffibrillator“: Den Defibrillator, der bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand Leben retten kann, will die Dorfgemeinschaft anschaffen.
gehört auch der ehemalige Müsener Hof, den Bau- und Jugendamt des Kreises im November 2017 hatten räumen lassen. „32 Rumänen waren da drin“, erinnert der ehemalige Stadt- und Kreisbrandmeister Armin Setzer, „mit einem einzigen Klo.“ Ein Zuhörer bringt den Saal auf den aktuellen Stand: „Da wird schon wieder gehaust.“
Das Müsener Bürgerforum hat den Gast aus der Nachbarstadt nicht ohne Grund eingeladen. „Wir haben ähnliche Befürchtungen hier im Ort“, sagt Verena Hof-Freudenberg, die sich mit weiteren Mitstreitern für den Erhalt historischer Bausubstanz im Dorf einsetzt. „Es passiert bereits“, stellt Andreas Bolduan fest. Der UWG-Stadtverordnete und Initiator des Bürgerforums „Müsener für Müsen“ ist nicht der einzige, dem Häuser einfallen, in denen hoch betagte Menschen allein wohnen. Wenn die einmal sterben, „was geschieht dann mit den Wohnungen?
Die Lösungen
1. Information: Volker Paersch fragt: „Was können wir tun?“ Verena Hof-Freudenberg berichtet über Überlegungen, eine Wohnungsgenossenschaft zu gründen. Man könnte sich auch mit mehreren zusammentun und gemeinsam ein Haus zum Vermieten kaufen, „als Geldanlage“. Rainer Fränzen bringt eine Immobilienbörse ins Spiel: „Gemeinsam könnten wir das schaffen.“ „Es gibt viele junge Leute, die auf der Suche nach einem Haus sind“, weiß Frank Luschei, „die Kunst besteht darin, Käufer und Verkäufer zusammenzubringen.“ „Früher konnte man das in der Kneipe besprechen“, sagt Andreas Bolduan. Ulrich Bensberg bietet eine diskrete Alternative an: Den Dorfbriefkasten des Bürgerforums im Informationspark. „Es ist nicht jedermanns Sache, seine Immobilie öffentlich mit Adresse und Telefonnummer anzubieten.“
2. Beratung: Der Zustand der meist alten Häuser, für die neue Besitzer gesucht werden, sei oft „ein ganz großes Problem“, sagt Verena Hof-Freudenberg: „Viele junge Menschen haben Angst davor.“ Angst vor unübersehbarem Renovierungsaufwand, Angst vor der Pflege übergroßer Grundstücke. Dabei gebe es Fachleute im Dorf, die bei Sanierung und pflegeleichter Gestaltung des Grundstücks („wir haben doch auch die Gehölzfibel“) beraten „und den jungen Menschen die Angst nehmen können“. Architekten, Schreiner zum Beispiel – „ich fände das toll, wenn mehr Leute sich engagieren würden“.
3. Zusammenhalt: „Sobald der Schlüssel weggegeben ist, ist das Haus weg.“ Die Müsener haben die Warnung des Kreuztalers im Ohr. „Wir haben gedacht, dass wir die einzigen sind“, hatte der Besucher auch noch berichtet und empfohlen, „besser aufeinander aufzupassen“. Vor allem auf die, die so in Not sind, ihre Immobile loszuwerden, dass sie anfällig für Angebote von Männern mit großen Autos und dicken Geldscheinbündeln sind. Denn deren Geschäftsmodell, einen durchaus guten Preis zu zahlen und den durch maximale Belegung und Mieteinnahmen wieder hereinzuholen, tut weder dem Haus noch der Nachbarschaft gut. Manfred Klein, der langjährige Vize-Bürgermeister, deutet an, dass es am Miteinander hier und da schon hapert: „Viele stellen sich nicht mehr vor, wenn sie einziehen — keiner weiß dann, wer das ist.“ Der Gast aus Kreuztal deutet ein Ende an, das zuversichtlich stimmen könnte: „Die Behörden sind jetzt wach geworden, und das Dorf ist zusammengerückt.“ In Müsen tun sie das, mit Glück, bevor ein Mann mit dem Geldkoffer zuschlägt.
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