Siegen. . Das Apollo wünscht sich eine Erweiterung für seine Kinder- und Jugendsparte JAp. Intendant Magnus Reitschuster schlägt Wachstum in die Höhe vor.

Die Jugend soll dem Apollo aufs Dach steigen – weil darunter zu wenig Platz ist: Intendant Magnus Reitschuster stellte gestern die Idee einer Erweiterung in der Höhe vor, um genügend Kapazität für das Junge Apollo (JAp) zu haben. Das „Jugend- und Kindertheater über den Dächern der Stadt“ sei „eine große Vision“. Aber keine unrealistische, ist er überzeugt.

Vom Prinzip her sollte das Apollo ausreichend Probenraum zur Verfügung haben, weil es einerseits seinen großen Saal samt Nebenräumen hat und andererseits die Aula des Gymnasiums Am Löhrtor, ehedem „Bühne der Stadt Siegen“, nutzen darf. Für Letzteres ist allerdings eine Abstimmung mit der Schule Voraussetzung. Und in allen Fällen gilt, dass das Apollo ursprünglich von anderen Bedingungen ausging. „Wir haben uns verrechnet“, sagt Magnus Reitschuster. Vor der Eröffnung sei die Sorge gewesen, ob das Haus am Scheinerplatz die erforderliche Zahl an Besuchern anziehen würde. Doch statt der damals kalkulierten 45.000 sind es mittlerweile 95.000 pro Jahr. Bei vollem Spielplan und vollem Haus aber „steht die Bühne als Probenraum nicht zur Verfügung“, erklärt der Intendant. „Die erfreuliche Entwicklung hat dazu geführt, dass wir nun Probleme haben.“

Große Ensembles bei Eigenproduktionen

Inzwischen ist mit dem JAp, das im September 2017 mit Werner Hahns Wechsel vom Theater Hagen nach Siegen startete, der Bedarf weiter gestiegen. Ähnlich wie das Apollo insgesamt setzt auch dessen Junge Sparte unter Werner Hahns Leitung auf eine Mischung aus Gast- und Eigenproduktionen, und das oft im XL-Format. „Unser Konzept ist, möglichst große Ensembles zu formieren“, erläutert Der JAp-Chef. Der Wunsch nach großen Projekten mit vielen Beteiligten sei dabei keine Kopfgeburt, sondern basiere auf der Nachfrage. Bei allen Inszenierungen, Aktivitäten und auch den Aufführungen außer Haus „haben wir gemerkt, dass es eine theaterenthusiastische Region ist“, sagt Werner Hahn. Das gelte sowohl für das Zuschauen als auch für das Agieren auf der Bühne.

Sind aber – wie bei der zweiten JAp-Eigenproduktion „Auch der Opa fährt im Hühnerstall Motorrad“ im September 2017 – beispielsweise 100 Grundschüler beteiligt, wird es eng. Und erst jüngst bestätigte sich das beim „Weißen Rössel“ mit dem Siegener Uni-Chor. Platzprobleme aber „können dazu führen, dass das Engagement junger Leute gebremst wird“, so Prof. Herbert Landau, Vorsitzender des Apollo-Trägervereins.

Nicht mit Steuergeldern allein

„Die offene Frage ist die Statik“, räumt Intendant Magnus Reitschuster ein. Um eine neue Etage zu tragen, müsste sie verstärkt werden.

Die Erweiterung erfordere außer öffentlichen Mitteln „auch ein breites bürgerschaftliches Engagement“, konstatiert der Apollo-Trägerverein.

In der Vergangenheit halfen in einigen Fällen Projektpartner mit Probenräumen aus. Das bedeute aber logistischen Aufwand, außerdem „wollen wir die jungen Leute ja ins Apollo holen“, betont Werner Hahn. Für die Erweiterung am eigenen Haus präsentiert Magnus Reitschuster nun zwei Skizzen. In der „kleinen Variante“ wird eine neue Etage auf das Dach des Apollos gesetzt, in der Probenräume und ein Studio für 50 bis 60 Personen untergebracht werden können. In der „großen Variante“ gibt es zusätzlich einen Anbau auf dem Dach des Parkhauses Morleystraße. „Ich will da nicht von ,Sieg-Philharmonie’ sprechen“, sagt der Intendant. Aber „auch städtebaulich wäre das eine große Vision“.

Nächster Schritt: Machbarkeitsstudie

Ohne zumindest die kleine Lösung lasse sich der ambitionierte – aber angemessene – künstlerische Anspruch nicht halten, sind die Theaterleute überzeugt. An der physischen Realisierbarkeit hegt Magnus Reitschuster keine Zweifel: „Ich bin da seit einem Jahr dran. Das ist kein Wolkenkuckucksheim, was wir vorschlagen.“ Er habe die Möglichkeiten mit den Bühnen- und Haustechnikern erörtert. Zahlen bezüglich der Kosten könne er nicht nennen, er gehe aber von einem vertretbaren Rahmen aus. Technische, künstlerische und organisatorische Synergieeffekte mit dem architektonisch verbundenen Apollo würden die Kosten außerdem begrenzen.

Nur mit Unterstützung der öffentlichen Hand sei eine Umsetzung möglich, räumt die Theaterleitung ein. Angesichts des Erfolgs und des Renommees, dass das Apollo vorweisen kann, höre er aber immer wieder „dass viele sagen: Seid doch zufrieden, es läuft doch alles“, berichtet Magnus Reitschuster. Gelten lassen mag er dieses Argument nicht: „Ich möchte warnen vor zu viel Selbstzufriedenheit.“ Bürgermeister Steffen Mues zeigt sich übrigens aufgeschlossen: „Dem Projekt stehe ich grundsätzlich positiv gegenüber“, kommentiert er auf Anfrage. „Wenn es nur um ein Probenhaus geht, muss ich allerdings dazu sagen, dass dies nicht erforderlich ist, da dafür ja extra die alte Bühne freigehalten wird.“ Bisher sei er „immer davon ausgegangen, dass es sich schwerpunktmäßig um eine Art Jugend-Theaterwerkstatt beziehungsweise -bühne handelt, die natürlich auch für Proben genutzt werden kann.“ Er könne noch nicht sagen, ob das Ganze baulich, städtebaulich und finanziell möglich sei: „Um dazu Aussagen zu treffen und die Finanzierung darzustellen, müsste meines Erachtens das Theater eine Machbarkeitsstudie beauftragen.“ Die möchte das Theater ebenfalls — gegebenenfalls mit Hilfe von Sponsoren.

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