Siegen. . Dr. Jörg Hinrichs vom Kreisklinikum: Welche Auswirkungen Luft-Schadstoffe auf die Gesundheit genau haben, ist noch nicht klinisch erforscht.

Der im Passivsammler in der Sandstraße gemessene Stickoxid-Wert ist durch die veränderte Ampelschaltung im Jahresmittel gesunken (wir berichteten). Welche Auswirkungen das Einatmen der Gase auf die Gesundheit beispielsweise von Anliegern belasteter Straßen hat, war auch Thema einer öffentlichen Debatte, in der sich der Lungenarzt Dieter Köhler zu Wort gemeldet hatte: Das mit dem Feinstaub und den Stickoxiden sei halb so wild, so seine These, die von einigen weiteren Pneumologen gestützt wurde. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, kam es wohl in Köhlers Argumentation zu Rechenfehlern – aber welche Auswirkungen haben Stickoxide – Stickstoffmonoxid (NO) und Stickstoffdioxid (NO2), zusammengefasst als NOX – auf die Gesundheit?

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„Sicher sagen kann man es nicht“, sagt Dr. Jörg Hinrichs, Chefarzt für Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin am Kreisklinikum Siegen. Unter den Pneumologen – das hat ja auch die Diskussion gezeigt – gebe es unterschiedliche Sichtweisen auf das Thema, Es existierten noch keine klinischen, wissenschaftlichen Studien, die belegen, wie schwer der Schaden für die Gesundheit ist, welche Auswirkungen zu erwarten sind und wie wahrscheinlich eine Erkrankung nach Einatmen einer bestimmten Menge Stickoxide ist, so der Siegener Lungenarzt.

Entzündungsreaktionen

Es gebe zwar eine erhöhte Sterberate unter Menschen, die an vielbefahrenen Straßen leben – aber dafür könne es auch andere Ursachen geben, das sei eben statistisch nicht erwiesen. „Natürlich sind Stickoxide schädlich, aber wie viele Jahre des Lebens sie kosten, lässt sich derzeit nicht sagen“, so Dr. Jörg Hinrichs. Zumal eine Vielzahl von Schadstoffen in der Atemluft enthalten sei. Vor allem Patienten mit Atemwegserkrankungen seien gefährdet, so der Pneumologe: Wenn sie häufiger exponiert seien, führe das Einatmen von Stickoxid zu Entzündungsreaktionen, weil sich die Bronchien verengten.