Wilnsdorf/Frankfurt. . Das Startup „Get Green Plus“ aus Wilnsdorf produziert Lebensmittel: einfach, schnell und gesund.
Am besten: selber machen. Lebensmittel frisch einkaufen und zubereiten. „Wenn das nicht geht: Wir sind die zweitbeste Option“, sagt Hans-Christian Kämpfer. Mit Verena Landau, ebenfalls aus Wilnsdorf, hat er das Startup „Get Green Plus“ gegründet. Die Produkte: gesunde Lebensmittel; Getränke, Suppen, Proteinshakes. Ohne Zusatzstoffe, Zucker, oder Salz, „100 Prozent Gemüsepower“, sagt Prokuristin Landau. Die Idee: Auch wer keine Zeit zum Kochen hat, soll sich gesund ernähren können. Eine Marktlücke. Denn „wir sind selbst unsere allerbesten Kunden“, sagt Kämpfer.
Die Idee
Von 2013 bis 2015 lebte Kämpfer in New York. In dieser Zeit wurde sein Sohn geboren, der Job war anstrengend – „zwischen Familie, Kind und Arbeit war es sehr leicht, mich ungesund zu ernähren“, grinst er. Frische Lebensmittel einkaufen, frisch verarbeiten – das blieb auf der Strecke. Zu dieser Zeit wurde der „Cleansese“-Trend – so frisch wie möglich, keine Zusätze, Nährstoffe erhalten – immer größer. Kämpfer versuchte es einige Tage lang, auch dank seiner fitness- und gesundheitsaffinen Frau „und es hat gut geklappt“, sagt er. „Ich habe mich viel besser gefühlt.“ Sie kehrten nach Deutschland zurück, auch hier wurde gesunde Ernährung immer wichtiger.
Kämpfer und Landau trafen sich in Frankfurt wieder – und stellten fest, dass sie quasi das gleiche Problem hatten. Die beiden kennen sich seit dem Kindergarten, gingen zusammen zur Grundschule, aufs Gymnasium. „Als Mutter von zwei Kindern ist die Zeit immer knapp, die Ernährung bleibt oft auf der Strecke“, erzählt Verena Landau. Sie sahen das Potenzial, taten sich zusammen, mieteten eine Küche, probierten stunden- und tagelang herum, tauschten sich mit Ernährungswissenschaftlern, Köchen, Lebensmittelchemikern aus, testeten Rezepte, erstellten das Sortiment, analysierten den Markt. Ende 2017 wurde „Get Green Plus“ angemeldet, Anfang 2019 ging der Online-Shop an den Start. „Wir hätten nicht gedacht, dass es so lange dauert“, sagt Verena Landau.
Die Firma
„Wir wollten ursprünglich komplett von Wilnsdorf aus arbeiten“, sagt Verena Landau – aber es fand sich keine geeignete Immobilie. Neben der Produktionsküche braucht Get Green Plus auch Logistikflächen, die Entscheidung fiel also für Frankfurt. „Mit unserem Produkt sind wir im urbanen Raum ja auch ganz gut aufgehoben“, findet Landau. Beide Gründer haben ihre Berufe aufgegeben, jetzt sind sie Unternehmer, beschäftigen zwei weitere Vollzeitkräfte in Produktion und der Logistik. Die Produkte werden vor allem über den Onlineshop vertrieben, inzwischen ist Get Green Plus aber auch in einem Frankfurter Bio-Supermarkt gelistet, Gastrobetriebe im Bankenviertel bieten ihre Suppen und Getränke an. „Der Plan ist, dass man uns auch im Siegerland kaufen kann“, sagt Geschäftsführer Kämpfer – die Zahlen würden jedenfalls in die richtige Richtung gehen, so die Prokuristin Landau. Ideen, das Sortiment ausbauen, gibt es reichlich. Aber ein Unternehmen am Markt zu positionieren ist enorm viel Arbeit. „Erstmal bringen wir ordentlich auf den Markt, was wir haben und bauen das dann langsam weiter aus“, sagt Kämpfer.
Die Herstellung
Die Produkte sind vegan, ohne Zusätze und so hergestellt, dass keine wertvollen Nährstoffe zerstört werden: Alles von Hand geschält und gekocht, mit einem Hochleistungsmixer püriert – die Faserstoffe bleiben
Das Sortiment
S
uppen: Süßkartoffel-Lauch, Sellerie-Meerrettich, Karotte-Fenchel, Blumenkohl-Lauch.
G etränke: Green Drink (Smoothie-artig, mit Gemüse, Kräuter, Ingwer, Apfel, Zitrone); Ingwer-Shot (in den Sorten Rote Bete-Fenchel, Mango-Ananas, Petersilie-Apfel).
erhalten. Entscheidend ist das Verfahren, um die Lebensmittel haltbar zu machen: „Bei einer Pasteurisierung werden Lebensmittel erhitzt – das macht die Nährstoffe kaputt“, erklärt Verena Landau. Sie verzichten darauf, statt dessen wird das sogenannten High Pressure Processing (HPP) angewendet: Die Lebensmittel werden für ein paar Minuten einem Wasserdruck von 6000 Bar ausgesetzt. Bakterien überleben das nicht, Vitamine schon. Dafür sind die Produkte auch nicht so lange haltbar wie pasteurisierte Suppen und Getränke – aber immerhin ein paar Wochen. „Das ist recht aufwendig, aber die einzige Möglichkeit, die Frischequalität zu erhalten“, betont Kämpfer. Das hat zwar seinen Preis, „aber selbst Zeit und Geld in Einkauf und Zubereitung zu stecken ist auch nicht günstig“, meint Kämpfer.
Die Produkte
Landau und Kämpfer ist klar, dass sie keine „Mainstream“-Lebensmittel produzieren. „Wir können und wollen den Massenmarkt nicht erreichen“, sagt Landau – ein Fenchel-Rote-Beete-Shot auf Ingwerbasis ist wohl nicht jedermanns Sache. Aber die Shots zum Beispiel (siehe Infobox)
schmecken überraschend gut, „die Getränke und Suppen enthalten alle Nährstoffe, die der Körper benötigt: Ballaststoffe, Vitamine, Proteine. Der Körper wird nicht auf Mangel umgestellt“, betont Landau.
„Wir sind keine Missionare, wir sagen nicht ,Nie wieder Pommes’“, sagt Geschäftsführer Kämpfer. Er ist ein stattlicher Kerl mit entsprechend Appetit, „wenn ich abends einen halben Liter von unserer Suppe esse, bin ich satt.“ Die Produkte können für eine Cleanse-Kur genutzt werden, als regelmäßige Mahlzeit oder einfach ab und zu. „Wir sind ja alle irgendwo disziplinlos“, sagt Kämpfer grinsend – man weiß, dass man sich gesund ernähren will und muss, aber irgendwie klappt’s dann doch nicht. „Wir bieten eine geringe Hürde. Einfach machen – und ich tue mir etwas Gutes“, sagt der Geschäftsführer. Im Büro ein Glas Suppe in die Mikrowelle statt des Food-Snacks, meint Landau. „Als ob ich selbst gekocht hätte. Oder Oma.“