Siegen. . Trotz Eröffnung einer dritten Gesamtschule erhalten 102 Kinder keinen Platz. Kindern aus Netphen werden auf dem Siegener Giersberg angemeldet.
Nach dem Ende des Anmeldeverfahrens ist die Stadt fast wieder da, wo sie vor der Eröffnung ihrer dritten Gesamtschule auf dem Geisweider Schießberg war: 102 Kinder haben keinen Platz in einer der 14 5. Klassen gefunden. Ihre Eltern haben die Absagen bereits im Briefkasten — die mit den Zielen Giersberg und Eiserfeld anders als in den letzten Jahren ohne den Hinweis, es noch einmal in Geisweid zu probieren. „Das macht keinen Sinn mehr“, sagt Schuldezernent André Schmidt. Denn auch dort ist nun alles voll.
Inklusion begrenzt Kapazität
Im vorigen Jahr hatte es besser gepasst: 43 Kinder mussten nur noch abgewiesen werden, von denen manche schließlich doch auf dem Schießberg einen Platz bekamen. Mit 3343 Kindern ist der aktuelle 4. Jahrgang der Grundschulen fast genauso stark wie im Jahr zuvor (3338). „Wir hatten nicht mit solchen Veränderungen gerechnet“, sagt der Dezernent.
Die vollständige Auswertung der Anmeldungen im zeitlich vorgezogenen Verfahren der Gesamtschulen liegt noch nicht vor. Dafür will die Siegener Verwaltung noch die Zahlen der anderen weiterführenden Schulen abwarten, die bis Ende dieser Woche Anmeldungen entgegennehmen. Schon jetzt gibt es aber deutliche Signale, dass die Katerstimmung schon vor Aschermittwoch vor allem in Netphen ausbrechen wird: Allein von dort sind 42 Kinder auf dem Giersberg angemeldet worden – das entspricht zwei der neun 4. Grundschulklassen in Netphen, die im Sommer zu weiterführenden Schulen wechseln. 34 werden aufgenommen. Im vorigen Jahr gab es aus Netphen nur 19 Anmeldungen, die — bis auf zwei – auch alle angenommen wurden. Auch in Wilnsdorf wird wenig Freude herrschen: Der Andrang von dort in Eiserfeld ist leicht gestiegen.
Dass Kinder aus Nachbargemeinden aufgenommen und Kinder aus der eigenen Stadt zurückgewiesen werden, ist nicht zu ändern. Wer die gewünschte Schulform nicht in der eigenen Gemeinde besuchen kann, wird den einheimischen Anmeldungen gleichgestellt – die angewendeten Kriterien bei der Aufnahme gelten für alle gleich. Bei Gesamtschulen spielt zum Beispiel die Mischung von Kindern mit Haupt-, Real- und Gymnasialempfehlung eine Rolle,
Verknappt wird das Angebot an Schulplätzen durch die Inklusion, und das gleich doppelt: Zum einen wird die Aufnahmekapazität von 30 auf 27 Kinder je Klasse reduziert. Zum anderen werden Plätze für die Kinder mit Förderbedarf an den Schulen freigehalten, die ihnen empfohlen worden sind: je 15 auf dem Giersberg und in Eiserfeld, zwölf in Geisweid. „Die allermeisten sind auch schon angemeldet“, sagt Schuldezernent André Schmidt. Aktuell werden bis zum Ende des Anmeldeverfahrens an den anderen weiterführenden Schulen noch drei Plätze auf dem Giersberg und zwei in Eiserfeld reserviert, auf die möglicherweise noch Kinder ohne Förderbedarf nachrücken könnten.
„Wir halten ein Schulangebot vor, das im Umland sehr beliebt ist“, stellt André Schmidt fest und erneuert seine Forderung, „endlich zu einer regionalen Schulentwicklungsplanung zu kommen“. Erzwingen kann das die Stadt Siegen allerdings nicht. In Zugzwang kommen könnten allerdings Unlandgemeinden, die ihre eigenen Schulen nicht mehr füllen können. Während Netphen und Burbach/Neunkirchen für Sekundarschulen entschieden haben, bieten außer Siegen die Städte Kreuztal und Freudenberg Gesamtschulen an. Im Siegerland halten nur noch Hilchenbach und Wilnsdorf am gegliederten Schulsystem fest.
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