Kreuztal.. Kreuztaler Rat akzeptiert Planung am Ferndorfer Bahnhof. CDU: „Wir hätten uns eine phantasievollere Gestaltung gewünscht.“
Einstimmig hat der Rat den Weg für ein Wohngebiet auf dem ehemaligen Bender-Areal beim Ferndorfer Bahnhof freigegeben. Beschlossen hat der Rat die Einleitung des Verfahrens zur Änderung des Flächennutzungsplans, um einen Teil des Gewerbegebiets in ein Wohngebiet umzuwandeln, und die Aufstellung des neuen Bebauungsplans Mühlenweg für Ein- und Mehrfamilienhäuser zwischen Bahnlinie und Ferndorfbach.
Alternativ geprüft werden soll, ob ein 40 Meter breiter Streifen am Mühlenweg, auf dem das jetzt vorhandene Bürogebäude erhalten wird, als städtebauliches Mischgebiet ausgewiesen wird. Das hatte die FDP-Fraktion angeregt. „Damit hätten wir eine Chance für eine optimale Nachbarschaft zwischen Wohn- und Gewerbegebiet“, sagte Felix Viehmann (FDP). Seine Fraktion hatte die Sorge geäußert, dass die Nähe der neuen Wohnbebauung Einschränkungen für die gewerbliche Nutzung nach sich zieht. Diese Pufferfunktion sollte nach der bisherigen städtischen Planung das Bürogebäude übernehmen, das bereits dem neuen Wohngebiet zugeschlagen würde, in dem aber ausnahmsweise auch gewerbliche Nutzung zugelassen werden sollte. „Im Grunde haben wir dasselbe Ziel“, fand Bürgermeister Walter Kiß.
Die Vorgeschichte
Die 1917 gegründete Firma, die Rohre hergestellt hatte, hatte 2015 ihren Betrieb eingestellt. Ende 2017 wurden die Weichen für die künftige Nutzung des Geländes gestellt: Östlich des Mühlenwegs kaufte die Sparkassen-Tochter S-Bauland das Gelände, über das weitere, bisher nicht nutzbare stadteigene Gewerbeflächen erschlossen werden sowie nicht mehr benötigte Flächen von Thyssen Krupp Steel, die im Besitz der Thelen-Immobilien sind. 2,2 Hektar westlich des Mühlenwegs hat die Stadt gekauft, um nach Abschluss der Altlastensanierung ein Wohngebiet zu erschließen.
Nachdem die Stadt dafür bereits den Regionalplan hatte ändern lassen, setzte in Kreuztal im vorigen Sommer eine kontroverse Diskussion ein: Harald Görnig (CDU) brachte die Idee ein, in den Bender-Hallen eine Eventhalle und ein Gründerzentrum einzurichten und unter anderem den städtischen Bauhof auf das Gelände zu verlagern. Auch die FDP regte an, die Industrie- und Gewerbeflächen nicht aufzugeben. Aus den Reihen der SPD kam die Anregung, zumindest die älteste Halle von 1917 als Industriedenkmal zu schützen.
Die Debatte
„Wir hätten uns eine phantasievollere Gestaltung dieses Areals gewünscht“, sagte Harald Görnig (CDU) – dem Konzept mit Wohnbebauung stimme seine Fraktion nur zu, „weil es nicht mehr anders geht“. Der Verwaltung warf Görnig vor, die „Fakten lange Zeit verborgen“ zu haben. Das hatte CDU-Fraktionschef Arne Siebel auch in seiner Haushaltsrede zum Thema gemacht. Erst auf Forderung seiner Fraktion hätten die Ausschüsse eine schriftliche Ausarbeitung erhalten. Dass die SPD dies als „Affront“ gegenüber der Verwaltung kritisiert habe, nannte Siebel „völlig überzogen“. Warum die Mehrheitsfraktion „derartig dünnhäutig überreagiert, lässt Fragen offen“.
Auch Reinhard Lange (UWG) sprach das Thema in der Haushaltsdebatte an: Erst durch ihre Vorlage habe die Verwaltung „verständlich gemacht, dass es auf diesem Areal nur einen sozialen Wohnungsbau geben darf“. Die Verwaltung hatte darauf hingewiesen, dass westlich des Mühlenwegs schon wegen der herangerückten Wohnbebauung eine neue industrielle Nutzung kaum noch Chancen auf Genehmigung hätte. Durch die neue Nutzung des Bender-Areals würden überdies 7,5 Hektar Gewerbeflächen erschließbar, erinnerte Andreas Müller (SPD). 14 Hektar Gesamtbedarf werden der Stadt für den neuen Regionalplan zugestanden, der nun „sehr wahrscheinlich realisierbar“ werde. SPD-Fraktionschef Karl-Heinz Schleifenbaum sah in dem Gewerbe- und Wohnumbau-Gesamtpaket die Weichen gestellt, „um im Standortwettbewerb mit anderen Kommunen und Regionen bestehen zu können“.
Kreuztaler Rat verabschiedet Wohnbaulandkonzept
Das Bender-Gelände ist Teil des städtischen Wohnbaulandkonzepts, das der Rat ebenfalls einstimmig verabschiedet hat. Zu den „Potenzialflächen“ gehören auch:
Am Weinberg in Kredenbach;
Zimmerseifen in Ferndorf – beide Flächen blieben außen vor, weil der Rat 1998 beschlossen hatte, nur Gebiete zu erschließen, in denen die Stadt einen Großteil der Grundstücke besitzt;
Am Hanker in Eichen – möglich nach der Stilllegung der Brauerei, von der Geruchsbelästigungen ausgingen;
Sportplatz Eichen – in diesem Bebauungsplangebiet am Stendenbacher Weg hat die Stadt ein Grundstück, auf dem Mietwohnungen gebaut werden könnten;
Osthelden – dort hatte der Bürgerverein im Rahmen der Erarbeitung des Integrierten Entwicklungskonzepts (IKEK) einen Bereich zwischen Alter Weg und Ostheldener Straße vorgeschlagen;
Limbach-West in Littfeld – dort sind noch die Bereiche Zum Bühl und Alte Wiese zu erschließen;
Rotenseifen in Littfeld – bisher ist das noch landwirtschaftliche Fläche;
Sportplatz Buschhütten – Gelände für Mietwohnungsbau als Teil einer „Neuen Mitte Buschhütten“.
Die Grünen drängten darauf, dass die Stadt selbst in den Bau bezahlbarer Mietwohnungen einsteigt. Durch die Erhöhung des Angebots, so Björn Eckert, „wäre es nach und nach möglich, den stetigen Mietpreiserhöhungen in unserer Stadt etwas entgegenzusetzen.“ Dieter Gebauer (Grüne) nannte es „bedauerlich“, dass Wohnungsbau „zunehmend Renditeobjekt“ werde: Angesichts der Zinsflaute sei die Investition in hochpreisige Immobilien anscheinend „die einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen“.
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