Krombach. . Nadja Köbernik ist Brauerin und Mälzerin bei der Krombacher Brauerei. Als erste Frau seit 22 Jahren hat sie die Ausbildung hier abgeschlossen.

Was bei Bier alles schiefgehen kann. Nadja Köbernik zählt auf: Im Sommer eine Kiste zu lange im Kofferraum und das war’s. „Auch nach dem Runterkühlen irreparabel geschädigt“, sagt die 21-Jährige. Das gleiche, wenn die Kiste im Getränkemarkt zu lange im Licht stand. Grüne Flaschen sind lichtdurchlässiger, das Bier oxidiert, verändert seinen Geschmack. Die Zapfanlage nicht ordentlich gereinigt, den CO2-Wert falsch eingestellt in Bezug auf Länge und Durchmesser der Leitung, Temperatur des Fasses, ... „oder einfach ein schlechtes Rezept“, sagt Köbernik.

Sie ist dafür zuständig, dass das Krombacher Pils auch nach Krombacher Pils schmeckt. Stark verkürzt gesagt. Köbernik ist seit 22 Jahren die erste Frau, die bei der Brauerei die Ausbildung zur Brauerin und Mälzerin abgeschlossen hat – mit Bestnoten. Sofort nach der Ausbildung wurde sie übernommen, jetzt arbeitet sie in der Qualitätssicherung, chemisch-technische Analyse.

Labor analysiert alle Produkte

Man muss das Produkt schon mögen, sonst ist man in dem Beruf falsch. Mag sie auch, „ich bin mit Krombacher aufgewachsen. Sozusagen ein Bierkind“, sagt die Niederdielfenerin und grinst. Wobei es längst nicht nur um Bier geht. Die komplette Produktpalette der Brauerei; alles, was in Krombach abgefüllt wird, analysiert das Labor, in dem Nadja Köbernik mit ihren Kollegen arbeitet.

Sie überprüft alle chemisch-technischen Parameter des Produkts – das Bier, die Fassbrause, die Limonade muss immer gleich schmecken. Stimmt der pH-Wert, die Würze, die Hefezellenzahl? Von jeder Abfüllungsmarge wird eine Kiste ins Labor geschickt, auf die Arbeitsplätze verteilt. Und dann wird gemessen: Schwebstoffe, Schaumstabilität, Forciertest (für die „Trübungsstabilität“), Bitterstoffanalytik. Und noch viel mehr.

Die Arbeit im Labor fand sie schon in der Schule faszinierend. Köbernik interessierte sich für Lebensmittel, für Biologie und Chemie, ihre Leistungskurse waren Bio und Mathe. „Ich kam da gut klar“, sagt sie. Das Logische, richtig oder falsch. Nach dem Abi kam ein Studium für sie nicht infrage, „zu theoretisch“, sie mochte den praktischen Unterricht im Labor.

Nadja Köbernik hat also ihren Traumberuf gefunden.

Auf den Beruf des Brauers und Mälzers stieß sie mehr oder weniger zufällig, im Internet. „Bis dahin wusste immer nur, was ich nicht machen wollte“, sagt sie. Die Ausbildung klang interessant, sie machte Praktika, bewarb sich bei Krombacher auf eine Lehrstelle und wurde genommen. Köbernik schloss als Jahrgangsbeste nach zweieinhalb Jahren die Ausbildung ab – die Lehre hatte sie um sechs Monate verkürzt. 93 Prozent erreichte sie in ihrer Abschlussprüfung, die höchste Punktzahl NRW-weit. Ministerpräsident Armin Laschet ehrte sie als landesbeste Auszubildende. Eine Aufgabe in der praktischen Prüfung verhagelte ihr den Notenschnitt, ein Prüfer brachte sie kurz durcheinander, sonst wäre sie noch besser gewesen.

Was muss man tun in einer praktischen Prüfung zur Brauerin und Mälzerin? Eine Schankanlage aufbauen und den richtigen CO2-Wert berechnen, zum Beispiel; ein Biermischgetränk herstellen, mithilfe einer Computersimulation Malz schroten – für jede Aufgabe eine halbe bis eine Stunde Zeit. „Die Krombacher-Azubis sind immer weit vorn in der Brauerprüfung“, sagt Brauerei-Pressesprecher Peter Lemm.

Gleich nach der Ausbildung wurde Nadja Köbernik in die Anlernzeit übernommen – die Aufgaben im Labor sind so vielfältig, um sich da in die Details einzuarbeiten, braucht es einiges an Zeit. Jeder Kollege hat in der Abteilung quasi sein Spezialgebiet, kennt sich aber auch bei den anderen Aufgaben gut aus. Bald übernimmt Köbernik ihren Bereich vollständig in Eigenverantwortung.

Der professionelle Gaumen bleibt

Der Job ist ein klassischer Männerberuf – zumindest gibt es nur wenige Frauen. Obwohl Nadja Köbernik seit 22 Jahren die erste Brauerin und Mälzerin bei Krombacher ist, habe es nie irgendein Problem gegeben, sagt sie. Im Gegenteil: Die Kollegen seien sehr hilfsbereit und zuvorkommend. Man muss halt ein bisschen was abkönnen, findet sie. „Den Beruf ergreifen und dann nicht machen wollen, weil man dreckig werden könnte ...“ Das gehört halt dazu. Zimperlich ist sie nicht, das haben die Männer in der Abteilung schnell gemerkt. Köbernik packte überall ordentlich mit an, einmal musste sie in der Mälzerei mit einem Schlosser unter die Rollbretter kriechen, auf denen die Gerste keimt und zu Malz wird. Eins war undicht, bis auf die Haut waren sie voller stinkender nasser Körner. Gehört dazu.

Kann man eigentlich noch leichthin Bier trinken? Den professionellen Gaumen abschalten? Schwierig, meint Nadja Köbernik. Wenn es auf einer Fete schlecht gelagertes Bier gibt, trinkt sie es lieber nicht. Sie schmeckt halt immer hin, Berufskrankheit sozusagen. Ihr Lieblingsbier? Krombacher Pils, wie aus der Pistole geschossen, und das sage sie nicht ihres Arbeitgebers wegen. „Es gibt viele besondere Biere, die auch sehr lecker sind. Aber unser Pils ist dauerhaft süffig, bekömmlich, nicht zu herb.“