Siegen. . MINToringSI soll jungen Menschen den Weg in ein MINT-Studium ebnen. Florian Otto hat das Programm von zwei Seiten schätzen gelernt.

Mit 29 Schülerinnen und Schülern ist der neue Jahrgang von MINTtoringSi gestartet. Drei Jahre lang begleiten Studenten – als Mintoren — die jungen „Mintees“ beim Übergang von der Oberstufe in ein naturwissenschaftliches Studium. Was genau das Programm von Universität Siegen und dem Verband der Siegerländer Metallindustriellen (VdSM) den Beteiligten bringt, ließ sich Florian Adam von Florian Otto schildern: Der 27-Jährige hat in beiden Rollen mitgemacht.

Wann war Ihnen klar, dass Sie ein MINTstudium aufnehmen wollen?

Otto: Ich wusste das schon mit 13 oder 14 Jahren. Spätestens, als ich ab 2009 an MINTtoring teilnahm, stand es fest. Ich wurde in meiner Entscheidung bestärkt.

Wie kamen Sie in das Programm?

Am Gymnasium Wilnsdorf hat ein Lehrer ein paar Schülerinnen und Schüler angesprochen und gesagt: Bewerbt Euch mal.

Damals lief es noch über die Stiftung der Deutschen Wirtschaft?

Ja, bis 2013. Danach haben die Universität Siegen und der Verband der Siegerländer Metallindustriellen die Idee übernommen, die Strukturen aber neu aufgebaut. Die Bezirksregierung Arnsberg ist als dritter Partner dabei.

Wie war’s für Sie, mitzumachen?

Ich fand es ganz toll, dass ich an der Uni Siegen in Veranstaltungen und Vorlesungen reinschauen konnte. Es gab auch kleine Tagesprojekte an der Uni.

Was hat Ihnen das gebracht?

Die gesamte Orientierungsphase, die man sonst im ersten Semester durchläuft, konnte ich schon vorher erleben. Der Mehrwert ist, dass man schon während des Abiturs viel zusätzlichen Input generieren kann. Ich wäre zwar wohl auch so bei einem Informatikstudium gelandet. Aber vielleicht hätte ich gesagt, dass ich es nicht unbedingt in Siegen machen muss. MINTtoringSi brachte mir einen Bezug zur Region. Und nicht nur mir: Viele Absolventen fangen im Anschluss ein Studium in Siegen an.

Ein Durchgang dauert jeweils drei Jahre. Was passiert in dieser Zeit?

Fast die Hälfte der Teilnehmer studiert in Siegen

MINT ist die Abkürzung für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

Bis 2012 hieß das Programm MINToring und wurde bundesweit von der Stiftung der Deutschen Wirtschaft koordiniert. Seit 2013 macht die Region Siegen-Wittgenstein autonom weiter mit MINToringSi. Beteiligt sind die Uni Siegen, der Verband der Siegerländer Metallindustriellen und die Bezirksregierung Arnsberg.

Seit 2013 haben 195 Schülerinnen und Schüler das Programm durchlaufen. Davon haben knapp 40 Prozent ein Studium an der Uni Siegen aufgenommen. „Alle Programmpartner sehen das als enormen Erfolg“, betont Dr. Bernd Klose, bei der Uni für das Programm zuständig.

Mehr Infos zum Projekt und zum Bewerbungsverfahren gibt es auf mintoringsi.de

Im ersten Jahr geht es vor allem um Teaming. Die Gruppe lernt sich kennen. Wir sind damals mit unseren Mintees zum Beispiel ins Deutsche Museum in Bonn gefahren. Und es gab natürlich Veranstaltungen an der Uni. Im zweiten Jahr müssen die Teilnehmer ein technisches Projekt mit anderen Mintees realisieren: sich ein Thema überlegen, Material organisieren, recherchieren, Kontakte an der Universität und zur Wirtschaft herstellen. Und dann gibt es auch eine Präsentation der Projekte im festlichen Rahmen.

Welchen Umfang haben solche Projekte?

Das entspricht schon einer halben Bachelorarbeit.

Puh.

Es macht Spaß, das in der Gruppe zu realisieren. Wir waren fünf oder sechs Mintees im Team – und die haben später alle eine Informatikstudium angefangen.

Das klingt alles total unlustig.

Wir hatten eigentlich immer sehr viel Spaß! Das, was sich nach Leistung anhört, ist nur der eine Aspekt. Man kann sich die Themen ja nach Interesse aussuchen. Und es gibt sehr viel persönlichen Austausch. Bei einer Fahrt nach Berlin – als Mintees – etwa haben wir damals übers Wochenende andere Projektgruppen aus ganz Deutschland getroffen. Dort gab es auch Seminare zu Selbstorganisation und Zeitmanagement oder Selbstbewusstseinstraining.

Sorry, jetzt geht’s an die Vorurteile: Ist so ein MINT-Programm nicht eine reine Nerd-Veranstaltung?

Gar nicht. Wenn man sich für Technik interessiert – klar, dann kann man sich auch viel alleine erarbeiten. Aber bei MINTtoringSi geht es gerade um den sozialen Aspekt. Man muss aufeinander zugehen, zusammenarbeiten und kommunizieren. Zusammenarbeiten ist schließlich später in der Wirtschaft ganz wichtig.

Bisher sprachen wir über das erste und zweite Jahr. Was geschieht im dritten?

Das ist das erste Jahr an der Uni – sofern die Absolventen ein MINT-Studium an der Uni Siegen aufnehmen. Die Mintoren stehen weiter als Ansprechpartner zur Verfügung.

Selbst nach dem dritten Jahr blieben Sie dem Programm erhalten. Sie waren im Durchgang 2014 bis 2017 Mintor. Was hat Sie dazu veranlasst?

Ich habe von einem Freund erfahren, dass er Mintor ist – und habe dann Dr. Bernd Klose, der seitens der Uni für das Projekt zuständig ist, gefragt, ob noch Leute gebraucht werden. Ich habe als Mintee viel von dem Programm gehabt. Da ist man gewillt, etwas zurückzugeben.

Haben Sie auch als Mintor etwas gelernt?

Auch das hat mir viel gebracht. Ich konnte noch mehr Kontakte an der Universität aufbauen. Und man hat die Möglichkeit, interdisziplinär zu arbeiten – also genau das zu tun, was wir auch den Mintees vermitteln möchten. In jedem Durchgang gibt es um die 30 Mintees und sechs Mintoren, wobei es einen aus jedem Fachbereich geben sollte. Ich war für Informatik und Elektrotechnik zuständig. Die Mintoren planen und organisieren das Programm und die Exkursionen, betreuen die Projektgruppen, sind Ansprechpartner. Sie werden natürlich von Dr. Bernd Klose unterstützt – und von Julia Förster vom VdSM.

Für wen ist MINTtoringSi besonders geeignet?

Vor allem für Schülerinnen und Schüler, die Lust auf naturwissenschaftliche Themen haben, aber noch nicht genau wissen, wo sie hinwollen. Viele merken in der Oberstufe, dass Ihnen Mathematik, Biologie, Physik oder Chemie liegen – aber es fehlt oft noch der Horizont, welche Spezialisierungen es gibt. Viele studieren dann auf Lehramt. Da spricht auch gar nichts gegen. Aber es lohnt sich, nach links und rechts zu schauen, was es noch alles gibt.

Ist das Leben als Mintee nicht anstrengend?

Gerade wegen G8 haben die Abiturienten nicht mehr so viel Zeit für außerschulische Aktivitäten. Aber die Teilnahme am MINTtoringSi-programm ist Zeiteinsatz, der sich lohnt, denn man hat dadurch beim Eintritt ins Studium eine Entlastung. Als ich zum Beispiel an der Uni meine erste Seminararbeit geschrieben habe, ging mir das dank meiner Erfahrungen als Mintee recht leicht von der Hand. Und man weiß einfach viel besser, was auf einen zukommt. Die Ernüchterung einer Mathematikvorlesung hat man dann zu Schulzeiten schon erlebt – und sieht schon dann, ob einem das liegt.

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