Eichen. . Familie sei wichtiger als Maloche: Rund 250 Menschen machen bei TKS-Streik in Eichen mit. Gefordert werden unter anderem sechs Prozent mehr Lohn.

„Wir wollen den Spieß umdrehen: Familie hat einen höheren Wert, als nur zur Maloche zu gehen!“ Andree Jorgella, Erster Bevollmächtigter der IG Metall, spricht am Dienstagmorgen auf dem Werksgelände von Thyssenkrupp Steel Europe (TKS) in Eichen. Die Gewerkschaft hatte die Arbeiter um 10 Uhr zum rund 30-minütigen Warnstreik mit Kundgebung aufgerufen. Rund 250 von etwa 1000 Kreuztaler Beschäftigen, die im Schichtbetrieb arbeiten, sind dem Aufruf gefolgt. „Alle Anlagen stehen“, so Andree Jorgella. Das sei wichtig. Auch eine Delegation aus den Deutschen Edelstahlwerken machte mit.

Forderungen

Die dritte Tarifverhandlung für die Beschäftigten der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie wurde am 1. Februar ohne Ergebnis abgebrochen. Das sind die Forderungen der Gewerkschaft:

1. Gefordert sind sechs Prozent mehr Entgelt mit einer Laufzeit von zwölf Monaten.

2. Auch eine zusätzliche tarifliche Urlaubsvergütung von 1800 Euro soll es für die Angestellten geben. Diese soll bei Bedarf auch in freie Tage umgewandelt werden können.

3. Eine Verlängerung der Tarifverträge zu Altersteilzeit, Beschäftigungssicherung und Werkverträgen steht ebenfalls auf der Wunschliste der Gewerkschaft.

Streik in Eichen.
Streik in Eichen. © Jennifer Wirth

4. Die IG Metall fordert zudem eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen sowie die Vereinbarung einer Verhandlungsverpflichtung zu Dual Studierenden. Die zusätzliche Urlaubsvergütung für Auszubildende soll 600 Euro betragen.

Positionen

Gesprochen hat am Dienstagmorgen außer Andree Jorgella auch der Vorsitzende des TKS-Betriebsrats Helmut-Rudi Renk.

Der Betriebsrat: „Sechs Prozent mehr sind absolut gerechtfertigt“, sagte Renk. „Die Kollegen in der Weiterverarbeitung bekommen nebenan mehr.“ Das sei ein Unding. Die Forderungen der IG Metall seien zukunftsgerichtet. Man solle dem Fachkräftemangel vorbeugen und den Beruf für junge Menschen attraktiv halten.

Streik in Eichen.
Streik in Eichen. © Jennifer Wirth

Am 10. Januar sei zum ersten Mal verhandelt worden, am 23. Januar zum zweiten Mal – ohne Erfolg. Auch Runde drei sorgte für Unmut: Immer wieder seien weitere Erklärungen gefordert worden. „Wir sind kein Erklärbär.“ Nach 17 Minuten seien die Gespräche abgebrochen worden. Nun folge der Streik an verschiedenen Standorten. Ein großer Knackpunkt sei die gewünschte Umwandlung des Urlaubsgeldes in freie Tage. „Die wissen nicht, was sie das kostet“, so Renk. Der Konzern stehe nicht so schlecht dar. „Wir sind vielleicht nicht mehr im Hoch wie früher, aber im Plus.“

Die Gewerkschaft: Die Lücke zur Metall- und Elektroindustrie müsse geschlossen werden, sagte Jorgella. „Wir sind stark im Stahl!“ Selbstbestimmte Arbeitszeit sei zeitgemäß – der Arbeitgeber hingegen nicht, wenn er dies nicht anbiete. Sollte sich die wirtschaftliche Lage verschlechtern, „werden wir kämpfen“, so Jorgella. „Aber wenn es Brei regnet, dann halten wir die Schüssel raus.“ Sollte der Konzern nicht einlenken, müsse die Gewerkschaft die Taktik ändern. „Wieso nicht 24 Stunden streiken? Plötzlich und überraschend. Wir können auch viel mehr.“