Müsen. . Rainer Fränzen aus Müsen steckt Herzblut in Sanierung der Alten Menage in der Dorfmitte. Er sucht dringend private Investoren.
„Hier müssen wir ein bisschen aufpassen. Auf diese Balken kann man treten; dorthin eher nicht“, sagt Rainer „Zipp“ Fränzen und zeigt auf den teilweise maroden Boden im Dachgeschoss der Alten Menage. Es ist dunkel, der Boden knarrt. Hier und da geben die kaputten Dielen den Blick auf die darunterliegende Etage frei. Auch das Dach hat schon viele Jahre auf dem Buckel. Verrottet würden die einen sagen. Für Rainer Fränzen ist das Gebäude ein ungeschliffener Diamant. Hier, wo es weder elektrisches Licht noch eine Heizung gibt, möchte der Müsener bald sein neues Zuhause einrichten. Mehr noch: Der Alten Menage, die einst Bergarbeitern als Unterschlupf diente, möchte er neues Leben einhauchen – als Wohnhaus, Büro und Eventlocation soll sie dienen. Eine Aufgabe fürs Leben.
Der Kauf
Der Filmschaffende hat das denkmalgeschützte Gebäude in der Müsener Mitte im Sommer 2017 für den symbolischen Betrag von einem Euro gekauft. „Die Stadt wollte mehr“, sagt Fränzen. Aber er habe hart verhandelt und den Verantwortlichen eine lange Liste mit Dingen präsentiert, die gemacht werden müssen. „Sie haben eingesehen, dass es keine andere Chance gibt, das Gebäude zu retten.“ Bereits seit 2004 war das ehemalige, 1856 errichtete Zechenhaus der „Grube Stahlberg“ und spätere Heimatmuseum in Müsen nur noch ein Lagerraum. Seit 2010 steht es leer – rund zehn Jahre lang hatte die Stadt versucht, das 1986 komplett unter Denkmalschutz gestellte Gebäude zu veräußern. Doch niemand traute sich das zu – außer Rainer Fränzen.
Der Zeitplan
Bis wann der Müsener seine Pläne alle in die Tat umgesetzt hat, ist noch nicht absehbar. Eigentlich hatte er sich vorgenommen bis Sommer 2018 mit dem Gröbsten fertig zu sein – „dann kam die Realität“, sagt Fränzen und grinst. Schon beim Entkernen hätten sich viele Überraschungen offenbart: marode Decken, vergammelte Böden, versteckte Durchgänge, ein Giftfass. „Die modernen Bausubstanzen haben alles kaputt gemacht.“
Mit dem Verantwortlichen vom Denkmalschutz der Stadt arbeitet Rainer Fränzen eng zusammen. „Das ist nachhaltiger, aber auch anstrengend“, so der Bauherr. Das Projekt sei sehr kompliziert, es gebe Vieles zu beachten. Oft würden sich die Gesetze nicht leicht im Sinne des Denkmalschutzes umsetzen lassen – ein Beispiel seien Fluchtwege. Den Bauantrag hat Rainer Fränzen bereits im Februar 2018 eingereicht – und jüngst die Genehmigung erhalten. Er kann jetzt endlich mit den Arbeiten starten – zuvor ging es nur schleppend voran.
Die Finanzen
Bisher hat Rainer Fränzen bereits 30.000 Euro investiert für die Entsorgung des Giftfasses, die Entrümpelung und neue Materialen. Aber das ist nicht alles: „Das sind wahnsinnige Kosten, mit denen ich nicht gerechnet habe“, sagt Rainer Fränzen. Die Rede ist vom Brandschutzkonzept, der statischen Berechnung des Hauses sowie einer Prüfstatik. Kosten, die anfallen, bevor im Inneren überhaupt richtig gearbeitet werden kann. Und das Budget ist klein, Geld von der Bank bekommt Fränzen als Freischaffender in der Medienbranche nicht so leicht.
Gerne möchte er deshalb Fördermittel beantragen – damit könnte er dann im Oktober die Sanierung des Dachs stemmen. Sollte das Geld nicht fließen, wird es schwieriger. „Das müssen wir uns etwas einfallen lassen.“ Eine Idee wäre Crowd-funding, also eine Gruppenfinanzierung. Ideal sei aber ein privater Investor. Insgesamt, so schätzt Fränzen, „ist es unter 250.000 Euro nicht möglich“. Allein das Dach werde 100.000 Euro schlucken.
Die Motivation
Eigentlich stammt Rainer Fränzen „aus der Ecke Düsseldorf“ und kam 2004 nach Siegen und 2005 nach Müsen durch einen Zufall. Irgendwann habe ihn Jenny Bensberg auf die Alte Menage aufmerksam gemacht. Er sei skeptisch gewesen, das Haus sei zu groß für ihn allein. Doch dann kam ihm die Idee zu etwas Größerem: „Ich habe mir den Schlüssel geben lassen und es sah katastrophal aus. Aber ich habe das Potenzial gesehen.“ Das Gebäude erhalten und mit Histotainment wieder attraktiv machen. „Ich will meine Kreativität ausleben und die anderer Menschen unterstützen und erhalten“, sagt Rainer Fränzen. „Die Leute sollen das Gebäude auch von innen erleben können.“
Der Plan
Im Grunde ist es eine One-Man-Show: Fränzen ist zwar kein Bauexperte, aber er packt an und schaukelt das Projekt größtenteils allein – neben seinem eigentlichen Job. Er nutzt jede freie Minute. Bisher seien es rund 400 Stunden pure Arbeit gewesen, plus die Planungszeit. „Das ist eine große Belastung.“ Viel Unterstützung erfährt er aus dem Dorf und von Freunden, wofür er sehr dankbar ist.
Einiges hat sich in den alten Haus bereits getan. Neue Leitungen, verputzte Wände, neue Böden und Decken – auch die Heizungsanlage soll bald stehen. Insgesamt gibt es 36 Zimmer in dem Gebäude, verteilt auf drei Etagen:
Dachgeschoss – Wohnen: Im Dachgeschoss soll eine Wohnung für den Filmemacher entstehen. In diesem Bereich ist noch nichts passiert: Fränzen fehlt das Geld für die Sanierung des Daches.
Erster Stock – Wohnen und Arbeiten: Im ersten Stock entsteht eine Wohnung zum Vermieten. Dort sind zusätzlich das Büro und ein Studio von Rainer Fränzen geplant.
Erdgeschoss – Fundus und Unterhaltung: Im Erdgeschoss hat sich bereits einiges getan – teilweise ist schon Farbe an den neu verputzten Wänden. Hier legt der Filmemacher einen Fundus für seine vielen Requisiten an sowie einen Heizungsraum; eine Werkstatt und auch einen angeschlossenen Schuppen gibt es.
Außerdem entsteht im Erdgeschoss der Eventbereich: mit einem Salon für Live-Rollenspiele oder andere Veranstaltungen, so Fränzen. Denkbar sei auch, den Raum als Außenstelle des Standesamtes fit zu machen. Ideen hat der Filmemacher viele. Besonders spannend sollen die zwei Escaperooms werden, in denen Rätsel auf die Besucher warten. Einer soll das Büro eines Bergbaudirektors darstellen, der andere ein typischer Schlafraum von Bergarbeitern. Die Ideen entwickelt er mit Freunden, die „genauso kranke Ideen haben wie ich“. Später können Besucher hier in Gruppen Rätsel lösen.
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