Hilchenbach. . Die Stadt Hilchenbach zieht Zwischenbilanz: Am wichtigsten sind eigener Verdienst und eigene Wohnung für Flüchtlinge.
Vor knapp einem Jahr hat der Rat das Integrationskonzept für die Stadt beschlossen. Die Verwaltung hat jetzt einen Zwischenbericht vorgelegt. Das sagt der Sozialausschuss dazu:
Was die Stadt tut
Ehrenamt: „Da sollte schon etwas mehr geschehen“, sagt Katrin Fey (Linke) über den nur noch vierteljährlichen „Treffpunkt Ehrenamt“. „Uns wurde vermittelt, dass der Bedarf nicht da ist“, erwidert die stellvertretende Fachbereichsleiterin Silvia Schwarzpaul. Das, so Katrin Fey, könne auch an der Gestaltung der Zusammenkünfte liegen. Frank Luschei (Grüne) regt an, „die zu fragen, die sich verabschiedet haben“. Ungeeignet, um Ehrenamtliche einzubinden, sei jedenfalls das wöchentliche Koordinationstreffen in der Verwaltung: „Montags von 10 bis 11 – das können viele Ehrenamtliche nicht wahrnehmen“, sagt Tomas Irle (CDU).
Kontakt zu Arbeitgebern: „Noch nicht erfolgt“, steht in dem Bericht. „Wir mussten Prioritäten setzen“, sagt Silvia Schwarzpaul, „und das stand nicht ganz oben.“ Sie weist auf die Zuständigkeit des Jobcenters hin. Katrin Fey findet das „echt ganz schwach“.
Mehrzahl nicht mehr im Asylverfahren
Die Stadt betreut aktuell 100 Personen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, darunter 76 mit Aufenthaltsgestattung und 24 mit Duldung, sowie 153 anerkannte Schutzberechtigte.
In der ehemaligen Hauptschule und in der Winterbach wohnen je sieben Personen. 239 leben in von der Stadt angemieteten Wohnungen. 53 sind „Fehlbeleger“, die eigentlich selbst eine Wohnung mieten müssten.
Kultur und Freizeit: Katrin Fey lobt den Busch-Kreis, der beim Silvesterkonzert zehn kostenlose Plätze für Geflüchtete reserviert hat: „Das fand ich super.“
Kommunale Strukturen: Ziel ist, mehr Mitarbeitende mit Zuwanderungsgeschichte in der Verwaltung zu haben. Gelungen ist das bei Praktikanten (drei im vorigen Jahr) und 2017 und 2018 bei Bundesfreiwilligen. 2019 nicht. „Wir haben niemanden gefunden, der es machen will“, sagt Silvia Schwarzpaul.
Was die Geflüchteten bewegt
„Hat man eigentlich mal bei den Geflüchteten selbst nachgefragt, wie die sich Integration vorstellen?“, fragt Tomas Irle (CDU). Hat man. In der Sitzung stellt Sozialarbeiterin Verena Simonazzi das Ergebnis ihrer Befragung vor, an der sich 114 von 253 in Hilchenbach lebenden Erwachsenen „mit Fluchthintergrund“ beteiligt haben. Unter ihnen sind 63 in der Altersgruppe 25- bis 39-Jährige. Ein großer Teil – 42 – hat nur eine Aufenthaltsgestattung, das ist der schwächste Aufenthaltsstatus. Schon die äußeren Bedingungen zeigen die Defizite auf:
Wohnen: Nur 30 wohnen in einer selbst gemieteten Wohnung — „das wäre für Integration eigentlich zwingend notwendig“, sagt Verena Simonazzi. Die meisten anderen sind noch in städtischen Unterkünften. Teils, weil sie nicht anderes finden. Teils, weil ihnen ihr Aufenthaltsstatus das selbstständige Anmieten einer Wohnung nicht erlaubt.
Arbeiten: Nur 25 arbeiten, drei machen eine Ausbildung, zwei besuchen eine Schule. Ihre Schulabschlüsse werden in der Regel nicht als gleichwertig anerkannt. „Da müsste man ein bisschen flexibler sein“, findet Katrin Fey. Viele von ihnen bringen eine handwerkliche Ausbildung mit, Friseure und Kfz-Mechaniker sind stark vertreten. „Ihre Wünsche stimmen mit ihren bisherigen Erfahrungen nicht überein“, sagt Verena Simonazzi. „Sie haben keine speziellen Wünsche, wollen einfach arbeiten und Geld verdienen.“ Zu aufwändig erscheine ihnen eine Berufsausbildung. „Vielen erscheint das abschreckend, sie sind dazu nicht bereit.“ Sie starten dann bei Leiharbeitsfirmen.
Sprache: Die meisten sind erst auf dem Startniveau, das ihnen die Verständigung im Alltag mit einfachen Sätzen ermöglicht. 43 müssten einen Integrationskurs besuchen — ob sie das tun, kann die Stadt nachprüfen. Katrin Fey merkt an, dass Plätze in den Kursen frei bleiben. Betty Roth (SPD) erkundigt sich nach den Frauen. „Die meisten haben Kinder“, antwortet Verena Simonazzi — auch das kann ein Hinderungsgrund sein, einen Integrationskurs zu besuchen. „Wir stoßen immer wieder an Grenzen“, stellt Vorsitzende Susanne Kues-Gertz (Grüne) fest. Die Befragung habe „Handlungsbedarf aufgezeigt“.
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