Hilchenbach. . Der Hauptausschuss stimmt auf Initiative einer Bürgereingabe für einen Gedenktag mit Kranzniederlegung im Zentrum. Datum: 28. Februar.

Die Stadt Hilchenbach will sich an das Schicksal ihrer Juden erinnern, die Opfer des nationalsozialistischen Regimes geworden sind: Ab sofort soll es jährlich eine Kranzniederlegung am Gedenkstein unterhalb der evangelischen Kirche in Hilchenbachs Mitte geben. Dafür hat sich der Haupt- und Finanzausschuss nun einstimmig ausgesprochen. Auch ein Datum steht schon fest: der 28. Februar.

Die Initiative

Die Initiative ging vom CDU-Ehrenvorsitzenden Wolfgang Ruth aus, der sich mit einer Bürgereingabe an Bürgermeister Holger Menzel gewandt hatte. „Nach meiner Auffassung sollten wir die ermordeten Hilchenbacher Juden nicht vergessen“, schreibt Ruth. 20 Hilchenbacher wurden damals Opfer des nationalsozialistischen Regimes. Auf ein „gebotenes ehrendes Gedenken“ habe die Stadt bisher verzichtet, so Ruth. Als positives Beispiel führte er Kreuztal an – die Stadt veranstaltet am Fred-Meier-Platz eine jährliche Gedenkfeier, um an den ermordeten Fred Meier zu erinnern.

Das Datum

Den 28. Februar hatte Wolfgang Ruth ins Spiel gebracht. Es ist der Deportationstag von Gerti Holländer und ihrem zehnjährigen Sohn Lothar. Sie wurden am 28. Februar 1943 zur Ermordung nach Auschwitz gebracht. Wolfgang Ruth hatte im vergangenen Jahr erfolglos angeregt, die Hindenburgstraße in „Paul-Benfer-Straße“ umzubenennen. Auch ein Antrag der Linken, die den „Gerti-Holländer-Weg“ angeregt hatten, wurde mehrheitlich abgelehnt. Ruth bezeichnete die Beibehaltung der Bezeichnung als „Steigbügelhalter von Adolf Hitler“, als „bemerkenswert und peinlich“.

Bürgermeister Holger Menzel begrüßte die neue Idee des CDU-Ehrenvorsitzenden. Es sei sinnvoll, ein solches Gedenken stattfinden zu lassen, sagte er und stellte zur Debatte, ob der 28. Februar oder der 27. Januar, der Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, als offizieller Tag des Gedenkens terminiert werden solle. Die Mehrheit sprach sich für den Termin im Februar aus.

Die Meinungen

Klaus Stötzel (SPD) wies den Vorwurf, die Stadt hätte nichts unternommen, von sich. So seien 2008 Stolpersteine verlegt worden, es habe eine Gedenkfeier gegeben und auch ein Gedenkstein sei 2013 aufgestellt worden. Dennoch: „Ich möchte mich bei Wolfgang Ruth bedanken. Die Idee hätte auch aus unserem Kreis kommen können.“ Auch Renate Becker (UWG) sprach von einer „guten Anregung“ und merkte an, dass es zudem die traditionelle Gedenkfeier auf dem jüdischen Friedhof am Volkstrauertag gebe.

Dem gesamten Rat sei es wichtig, dass der ermordeten Juden gedacht werde und dass die Erinnerung an nachfolgende Generationen weitergehen werde, fügte André Jung (CDU) an. Peter Neuhaus (Grüne) regte an, dass Gedenken so zu gestalten, dass es auch junge Menschen anspreche. Kooperationen mit Schulen, der jüdischen Gesellschaft oder dem Jungen Theater seien denkbar – „um nicht so eine sterile Veranstaltung zu haben“. Dieser Vorschlag kam gut an.