Wilnsdorf. . Widerstand gegen Suchraum „Aufm Esel“ aus Rinsdorf. Industriegebiete Kühheide, Höhwäldchen und Lehnscheid VII könnten hohen Bedarf decken.

Die Gemeinde Wilnsdorf braucht neue Industrie- und Gewerbeflächen, dringend. Im Gebiet „Auf’m Esel“ zwischen Rinsdorf und Wilden entstehen jedenfalls wohl keine: Kommunalpolitiker aus Rinsdorf haben im Bauausschuss erbitterten Widerstand angekündigt, sollte das gut 12 Hektar große Areal in Betracht gezogen werden für jegliche Erschließung als Gewerbefläche. Stadt- und Regionalplaner Dominik Geyer und Hermann-Josef Droege, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK, stellten der Politik vier Suchräume in Wilnsdorf für die Gespräche mit der Bezirksregierung über die Fortschreibung des Regionalplans vor – jetzt sind es noch drei.

Weiter Flächen suchen

Der Bereich „Auf’m Esel“ wurde aus den Suchräumen für die Gespräche zur Regionalplanung mit der Bezirksregierung herausgenommen. Stattdessen soll die Gemeinde weiter nach anderen Potenzialflächen suchen und sich verstärkt auch um interkommunale Gewerbegebiete bemühen.

Die IHK will sich verstärkt dafür einsetzen, dass sich Gewerbe entlang von Autobahnen ansiedeln kann – denn die Bereiche sind ohnehin emissionsmäßig vorbelastet, so Hermann-Josef Droege. Derzeit sei das aber von der Landesplanung nicht gewollt.

Der Bedarf

Rund 31 Hektar benötigt Wilnsdorf bis zum Jahr 2040, 12 für Gewerbe, 19 für Industrie, hat das Planungsbüro Jansen im Auftrag der Industrie- und Handelskammer und der Kommune ermittelt. Über 13 Hektar Reserve verfügt Wilnsdorf noch, ist also 18 in den Miesen. So gut wie alle Kommunen in Südwestfalen haben Schwierigkeiten, ihre Bedarfe nach Industrie- und Gewerbeflächen zu decken, erläutert Dominik Geyer, Planungsbüro Dr. Jansen in Köln: Umweltrelevante Bindungen, Probleme beim Grunderwerb, Nähe zu Siedlungen, Topografische Enge – „es ist extrem schwierig, Flächen für Betriebe zu finden.“

Man müsse diskutieren, ob es richtig sei, dass der Wald ein Tabu ist, mahnte Droege: Bei einem Waldanteil von über 60 Prozent sei man gegenüber rheinischen Kommunen mit um die 10 Prozent Wald im Nachteil.

Der Regionalplan

Der Regionalplan ist wesentliche Voraussetzung für die kommunale Bauleitplanung. Er beschreibt die Nutzung von Flächen, auf seiner Basis können Verwaltungen etwa Verfahren für Flächennutzungspläne aufstellen. Der derzeit in Aufstellung befindliche Regionalplan sei eine „wesentliche Weichenstellung für die nächsten 15 bis 20 Jahre“, so Droege.

Die identifizierten Suchräume spannen zunächst einen weiten Rahmen, auf dessen Grundlage die Suche nach geeigneten Flächen erst noch spezifiziert wird. Man wolle der Politik Wahlmöglichkeiten bieten, Entscheidungsspielräume. Die drei noch verbleibenden Suchräume haben eine Gesamtfläche von rund 45 Hektar, von denen im Idealfall nach der Konkretisierung schließlich die 18 Hektar übrig bleiben werden, die Wilnsdorf bis 2040 noch fehlen. „Wir müssen mehr Brutto in die Diskussion werfen um letztlich bei Null zu landen“, betont Droege.

Die Suchräume

Lehnscheid VII: Lage südlich des Industrie- und Gewerbegebiets Lehnscheid III in unmittelbarer Nähe der A45-Anschlussstelle Wilnsdorf, etwa 6,9 Hektar groß. Weitere 2 Hektar in diesem Bereich sind bereits im Regionalplan als Gewerbe- und Industrieansiedlungsbereich ausgewiesen. Aktuelle Nutzung: Wald (Landschaftsschutzgebiet), mittlerer bis hoher Erschließungsaufwand, geeignet für Handwerk sowie kleinere bis mittlere Gewerbebetriebe. Priorität: hoch.

Auf der Kühheide/B 54: Lage nördlich des Gewerbegebiets Lehnscheid I im Landschaftsschutzgebiet, gut 18 Hektar groß. Aktuelle Nutzung überwiegend Wald, städtebaulich nicht eingebunden, hoher Erschließungsaufwand. Niedrige Priorität.

Höhwäldchen/L 723: Lage nördlich der Sportanlage Höhwäldchen Wilnsdorf im Landschaftsschutzgebiet, gut 20 Hektar groß. Aktuelle Nutzung: Wald, städtebaulich nicht eingebunden, mittlerer bis hoher Erschließungsaufwand. Priorität: niedrig.

( Auf’m Esel/L 723: Westlich angrenzend an Gewerbegebiet Lehnscheid VI/Wilden-Nord, etwa 12 Hektar groß. Aktuelle Nutzung: Wald (Landschaftsschutzgebiet), geringer Erschließungsaufwand, geeignet für größere Betriebe und Logistik.)

Die Meinungen

„Die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit der Waldgenossenschaft Wilnsdorf steht durch eine Nutzung der Fläche Auf’m Esel als Gewerbegebiet auf dem Spiel. Rinsdorf als kleinster Ortsteil hat schon überproportional viel Fläche für Gewerbeflächen zur Verfügung gestellt. Das gilt auch für Lehnscheid VII: Die Grundstücke in Wilden-Nord stehen nicht zur Verfügung.“

Matthias Rink, FDP, Rinsdorf

„Irgendwann spielen unsere Kinder zwischen Fabrikhallen. Im Ort herrscht helle Aufregung, dass man uns das letzte noch nehmen will. Rinsdorf wird nichts abgeben, wir werden durch alle Instanzen dagegen vorgehen.

Gerhard Moss, SPD, Ortsvorsteher Rinsdorf

Die Zahlen für die Flächen werden immer mit einem Bedarf begründet, aber nicht näher spezifiziert. Wer ist eigentlich bereit, die Kosten für den hohen Erschließungsaufwand zu tragen?“

Ekkehard Blume, Grüne

„Gewerbegebiete sind dringend nötig, Gewerbesteuern eine wichtige Einnahmequelle der Gemeinde. Wenn Firmen abwandern, wäre das eine Katastrophe für Wilnsdorf.“

Stefan Leyener, SPD

Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass das Leimbachtal einmal so aussieht wie heute? Es wurde immer behauptet, bei den Erschließungskosten könne das nie erfolgreich sein. Bei allem Verständnis für örtliche Betroffenheit – will Wilnsdorf weiter eine Industriegemeinde sein? Die Betroffenheit kommt später, wenn es konkreter wird. Sie haben jede Freiheit, sich damit politisch zu beschäftigen. Wenn Sie entscheiden, Flächen auszublenden, dann ist das so.

Hermann-Josef Droege, stv. IHK-Hauptgeschäftsführer