Siegen. . Zunahme der Fälle in Siegen-Wittgenstein und Umgebung seit dem Jahr 2014 um ein Drittel. Besonders die Zahl der betroffenen Mädchen nimmt zu.

Die Zahl der jugendlichen Komasäufer, die vom Rettungsdienst oder Freunden in die DRK-Kinderklinik Siegen eingeliefert werden, hat 2018 stark zugenommen. 2014 waren 54 Patientinnen und Patienten jünger als 18 Jahre, die wegen Alkoholvergiftung von den Fachkräften der DRK-Kinderklinik versorgt werden mussten. 2018 waren es aus demselben Grund bereits 74 Jugendliche, die stationär aufgenommen wurden. Dies entspricht einem Anstieg von mehr als einem Drittel.

Kostenlose Beratungsangebote

Dabei handelt es sich um Patienten, die aus dem gesamten Einzugsgebiet der Kinderklinik, somit auch aus den umliegenden Kreisen, zur Erstversorgung nach Siegen gebracht wurden. „Das mag im Vergleich zu den Zahlen bei Erwachsenen in der Region immer noch keine dramatisch hohe Zahl sein. Uns jedoch ist es Anlass genug, wie schon in den Jahren zuvor darauf hinzuweisen, dass der Umgang mit Alkohol bei Jugendlichen doch maßvoller erfolgen sollte“, sagt Kliniksprecher Arnd Dickel.

Es gibt sogar „Wiederholungstäter“

Das sind die Zahlen: 2011 behandelte die DRK- Kinderklinik auf dem Wellersberg 53 Patienten unter 18 Jahren mit Alkoholvergiftung, davon vier intensivmedizinisch. 2012 waren es 63 (3 intensiv), 2013: 36 (1 intensiv), 2014: 54 (1 intensiv), 2015: 48, darunter zwei „Wiederholungstäter, 2016: 67 (34 Mädchen, 33 Jungen).

Seit Jahren sei es nicht nur die Gesamtzahl der Fälle, die aus Sicht der Klinik bedenklich erscheine, teilt die Klinik mit. Auch andere Tendenzen gäben Anlass zum Nachdenken und zum Auseinandersetzen mit dem Thema „Alkohol und Jugend“. So zeigten die internen Statistiken der DRK-Kinderklinik, dass inzwischen ein nahezu ausgeglichenes Geschlechterverhältnis bei den behandelten Patienten vorliegt – das heißt: In den letzten Jahren hat besonders die Zahl der betroffenen Mädchen zugenommen. Auch das „Einstiegsalter“ sei immer weiter gesunken. Auch 13-jährige Patienten mit schweren Symptomen nach übermäßigem Alkoholgenuss seien 2018 wieder aufgefallen.

Mitarbeiter unterliegen der Schweigepflicht

Der Ratschlag der Klinik: Jugendliche sollten sich nicht dem Gruppenzwang beugen und auch eine Stärke aus dem ‘Nein zu Alkohol’ für sich ableiten.“ Neben der medizinischen Versorgung, die bei Kindern und Jugendlichen manchmal aufwändiger ausfallen muss, arbeitet die Klinik seit vielen Jahren mit den Mitarbeitern des Projektes „HaLT“ (Hart am LimiT) des Kreises Siegen-Wittgenstein erfolgreich zusammen, um aktiv etwas gegen diese Entwicklung zu tun. Diese bieten Jugendlichen und deren Eltern Unterstützung an.

Gewünscht wird eine stärkere Nutzung dieses kostenlosen Angebotes: „Es kann immer hilfreich sein, mit einer neutralen Person die Situation zu klären.“ Die Kinderklinik weist darauf hin, dass auch die Mitarbeiter im Projekt der Schweigepflicht unterliegen. Früher Einstieg in den Konsum und starker Missbrauch von Alkohol können die Entwicklung der Jugendlichen langfristig negativ beeinflussen, warnt die Klinik.