Siegen. . Gutachter stellen die Weichen: Die lange angekündigte Intercity-Verbindung Frankfurt-Siegen-Münster soll alle zwei Stunden auf die Strecke gehen.
Der Intercity kommt. Aber nicht nur der. Das neue Schlagwort heißt „Zielfahrplan 2030 +“: Den hat der Bundesverkehrsminister vom Zukunftsbündnis Schiene, in dem Politik, Wirtschaft und Verbände vertreten sind, bereits Ende 2018 vorlegen lassen. Gutachter haben bis ins Detail erarbeitet, wie der Schienenverkehr in Deutschland im Jahr 2030 funktionieren soll – einschließlich der Fahrpläne für jede Regionalbahnlinie.
Verträge mit Bahnfirmen laufen bis 2030
Für die geplanten Änderungen im Bereich der Siegstrecke brauchen die Zweckverbände die Zustimmung der Verkehrsunternehmen, falls sie schon vorzeitig umgesetzt werden sollen: Die Deutsche Bahn ist mit ihrem Rhein-Sieg-Express bis 2025, die Hessenbahn mit den anderen Linien im Dreiländereck bis 2030 unter Vertrag.
Öffentlich geworden ist davon wenig. Thema war der Deutschland-Takt im Dezember beim rheinland-pfälzischen Zweckverband SPNV-Nord, der unter anderem das „Nachfolgeprodukt“ für den Rhein-Sieg-Express begrüßt hat. Der neue Expresszug auf der Siegstrecke mache „durchaus Sinn“, sagt auch Markus Stirnberg, stellvertretender Geschäftsführer des Zweckverbands Westfalen-Süd: Das wäre dann das Pendant zu den Linien des Rhein-Ruhr-Express, die im nächsten Jahrzehnt den Bahnverkehr zwischen den Metropolen beschleunigen sollen. Die Zweckverbände in NRW, so Stirnberg, stecken noch mitten in den Beratungen über das Papier aus Berlin.
Das wird neu
Hinter dem Kürzel „FR 34“ – die Buchstaben stehen für „regionalen Fernverkehr“ — verbirgt sich die schon lange angekündigte Intercity-Verbindung Frankfurt-Siegen-Münster, der vor allem außerhalb Südwestfalens schnell ist: Alle zwei Stunden soll der Schnellzug auf die Strecke gehen, der zwar in Weidenau, Kreuztal, Altenhundem, Grevenbrück, Finnentrop, Werdohl, Altena und Letmathe hält, aber um Hagen und Gießen einen Bogen macht. Von Letmathe geht es direkt über Witten nach Dortmund, von Wetzlar direkt nach Bad Nauheim.
„E 9“ — „E“ für Express – mit dem Zusatz NW“ für Nordrhein-Westfalen ist der neue Rhein-Sieg-Express, der künftig nicht in Siegen, sondern in Kreuztal startet und endet. Zwischen Siegen und Eitorf gibt es den Zug künftig geteilt: Von Siegen aus fährt der erste Zugteil vor und hält an allen Stationen, der zweite fährt als Express 20 Minuten später mit den nächsten Stopps nur in Betzdorf und Au hinterher, in Eitorf werden die Zugteile vereinigt. Ob es ab Köln wie bisher weiter nach Aachen oder zu einem anderen Ziel geht – früher war es Krefeld – ist offen. Auf dem Rückweg geht es dann umgekehrt: Der Express fährt voraus und ist 20 Minuten vor dem anderen Zugteil in Siegen. Dass der „Express“ auch nicht schneller als heute, eben in anderthalb Stunden Fahrtzeit von Siegen aus Köln erreicht, muss Markus Stirnberg zugestehen. Aber von einer 2030 durchgehend zweigleisig ausgebauten Siegstrecke auszugehen, „wäre sehr optimistisch“. Der stellvertretende ZWS-Geschäftsführer weist aber darauf hin, „dass wir gleich mehrere Probleme aus der Welt schaffen.“ Das eine sind die Anschlüsse in Siegen von und nach Frankfurt, die nach dem neuen Konzept besser erreicht werden. Das andere hat mit der Rothaarbahn zu tun.
„N 94 NW“ — N steht für Nahverkehr — soll die künftige Rothaarbahn sein. Nicht mehr von und nach Betzdorf, sondern nur noch, wie früher, zwischen Siegen und Bad Berleburg, wie das die Kritiker das 2015 eingeführten neuen Konzepts fordern, das die Rothaarbahn neben den Rhein-Sieg-Express zu den landesweiten Schlusslichtern in Sachen Pünktlichkeit gemacht hat. Den Ersatz zwischen Siegen und Betzdorf bietet die Bummelzughälfte des E 9.
Das bleibt
„N 28 RP“ – RP für Rheinland-Pfalz – ist eine stündliche Verbindung von Siegen über Betzdorf, Au und Altenkirchen nach Westerburg und Limburg; derzeit fährt sie unter dem Namen „Westerwald-Sieg-Bahn“ mit der Nummer RB 90.
N 40 NW“ ist die Sieg-Dill-Bahn von Siegen nach Dillenburg, von wo sie aber in Zukunft als „N 29 HE“ — He für Hessen — über Gießen nach Frankfurt weiterfährt. Damit, mit dem neuen Intercity und dem künftigen „E 4 He“, das ist der jetzige Main-Sieg-Express RE 99, werden Siegen und Frankfurt im Halbstundentakt verbunden.
Bei den anderen Linien ändern sich allenfalls die Namen:
Aus der Ruhr-Sieg-Regionalbahn RB 91 Siegen-Hagen soll die N 91 NW werden, aus dem etwas schnelleren Ruhr-Sieg-Express RE 16 von Siegen über Hagen nach Essen der E 16 NW, der allerdings dann, im Wechsel mit dem Intercity, nur noch alle zwei Stunden fährt.
Die Hellertalbahn RB 96 zwischen Dillenburg und Betzdorf steht als N 41 HE im neuen Plan, der Biggesee-Express RB 92 von Finnentrop nach Olpe wird zur N 92 NW, die Obere Lahntalbahn RB 94 von Erndtebrück nach Marburg wird zur N 43 HE.