Siegerland. . Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt, Schneemassen, Verkehrschaos: Vor 42 Jahren hält der extreme Winter das Siegerland wochenlang im Griff.

Der Schnee war schon da. Aber um den Jahreswechsel 1978/79 wurde es extrem: Das Thermometer sank im Siegerland abrupt weit unter 0 Grad. Die Polizei sprach damals von der „ruhigsten Silvesternacht seit Jahren“. In den folgenden Wochen: Schnee, Eis, Glätte, Verkehrschaos. Selbst Schneepflüge kamen Berge nicht hoch, die in Siegen stationierten belgischen Soldaten setzten sich am Fischbacherberg auf die Autos, damit die den Anstieg hochkamen. Ein Blick ins Zeitungsarchiv.

Bier in Müsen gefroren: Außer kleineren Karambolagen ereignete sich kaum etwas in der Silvesternacht 1978/79 – es lag schon kräftig Schnee, dabei wurde es so kalt, dass Streusalz nicht mehr wirkte. Bei manchen Feiern froren die Sektflaschen in den Natur-Eisschränken – und in Müsen das Bier. Hier wurde der 900. Geburtstag des Orts gefeiert. Zudem fehlten Bedienungen, die im Schnee steckenblieben, schließlich froren auch noch die Bierleitungen in der neuen Fabrikhalle der Firma Karl Bastian. Der Feier tat das keinen Abbruch.

Immer wieder kommt der Verkehr, hier auf der A45, zum Erliegen.
Immer wieder kommt der Verkehr, hier auf der A45, zum Erliegen. © Friedrich Lück


Kinder freuen sich: Während Autofahrer stöhnten und Streudienste fluchten, freuten sich die Kinder: Schlittenfahren, mitten in der Stadt. Schnee gab’s genug – und keine Autos. Skilift Lützeln und Eishalle Netphen waren ausgelastet.

Verkehrschaos: Am 4. Januar stellten sich drei Sattelzüge auf der A45 zwischen Siegen und Freudenberg quer und blockierten die Autobahn – unter diesen Bedingungen war die Bergung extrem schwierig.

Wasserrohrbruch gefriert: Am 9. Januar erwischte es den Kraftfahrer Heinz Kunde und seine Familie: Nach einem Ausflug stellten sie fest, dass es im selbst renovierten Haus in Geisweid zu einem Wasserrohrbruch gekommen war – alles überflutet und dann gefroren, die Wohnung unter einem dicken Eispanzer.

Seemöwen in Siegen: Die Vögel flohen vor der noch extremeren Kälte an der Küste ins Landesinnere.

Arbeiten rund um die Uhr: In den folgenden Tagen schneite es immer wieder kräftig, die Räumkommandos – die Stadt Siegen verfügte damals über 18 Fahrzeuge – waren rund um die Uhr im Einsatz, mehr als hundert „Handstreuer“ arbeiteten gegen Schnee und Eis mit Kleintraktoren, Schaufeln und Salz. Ein Arbeitsloser, der nach Siegen kam, stand in klirrender Kälte auf der Straße, weil alle Obdachlosenheime überfüllt waren, berichtete am 10. Januar diese Zeitung. In Netphen wurde einige Tage nach seinem Verschwinden ein Obdachloser erfroren aufgefunden, der in einer leeren Baracke übernachtet hatte.

Bäume stürzen auf Stromleitungen: Am 12. Januar wurde der Siegerland-Flughafen gesperrt: Bäume waren unter den Schneemassen umgestürzt. Die Elektrizitätswerke Siegerland hatten wegen der Straßenverhältnisse erhebliche Mühe, Fehlerquellen bei Stromausfällen ausfindig zu machen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Stadt Siegen noch Streusalz für nur drei Tage, Schneeketten waren ausverkauft. Immer wieder waren Straßen blockiert, vor allem durch Lastwagen. Die Räumfahrzeuge kamen kaum noch hinterher – in Wilnsdorf brachen bei zweien die Räumschilde ab. In Siegen wurde der Katastrophenfall geprobt: 800 Feuerwehrleute plus Technisches Hilfswerk standen auf Abruf bereit, ebenso die in Siegen stationierten belgischen Soldaten.

20 Fahrzeuge waren an dem schweren Unfall beteiligt.
20 Fahrzeuge waren an dem schweren Unfall beteiligt. © Hendrik Schulz


Der Winter kostet: Am 16. Januar hat der Winter die Stadt Siegen bereits 400.000 Mark gekostet. Plus Personal und Aufträge für mehr als 20 Bauunternehmen, die die Bürgersteige freiräumten. 3500 Tonnen Salz waren bereits auf den Straßen verteilt worden. Alle zwei Tage mussten beim Dauereinsatz der Schneepflüge die Pflugscharen erneuert werden, Ausfälle häuften sich, in den Werkstätten wurden die Wartezeiten länger.

Männerchor befreit Hühner: In Oberschelden rettete der Männerchor des CVJM 1300 eingeschlossene Legehennen vor dem Verhungern: Die lange Zufahrt zum Stall von Wilhelm Fischbach war unpassierbar geworden, auch Fischbachs Schlepper kam nicht mehr durch – das Futter reichte nur noch für vier Tage. Der Chor ließ die Probe sausen, der Pfarrer rief in der Predigt zur Hilfe auf und Verstärkung nahte. Die Helfer befreiten auch gleich einen nahen Kuhstall von Schnee.

Dach von Mehlhalle stürzt ein: Durch die Last der Schneemassen stürzte das Dach einer 600 Quadratmeter großen Halle in Kaan-Marienborn ein und begrub 150 Tonnen Mehl unter sich. Die Stadt Siegen nahm eine Schneeschleuder in Betrieb, um sich auch um die Straßen kümmern zu können, die bislang nicht geräumt werden konnten. Vor allem an steileren Straßen standen zugeschneite Autos mitten auf der Straße, die Schneepflüge kamen kaum noch durch.

Bauern stemmen Winterdienst in Netpherland: Die Landwirte spannten Schneepflüge vor ihre Traktoren und schafften es dank guter Organisation, dass auch die Straßen zu entlegeneren Ortsteilen stetig freigeschoben blieben – die Stadt verfügte nur über drei Unimogs. Weil viele Landwirte ohnehin Kunstdüngerstreuer besaßen, waren auch keine Salzstreugeräte nötig. In Freudenberg wurde ein Schneepflugfahrer von einem erbosten Bürger mit einem Knüppel bedroht, weil der Schnee von einer öffentlichen Straße vor eine Grundstückseinfahrt geschoben hatte. In Kreuztal wurde für Tauwetter vorgesorgt und die Kanaleinläufe in Tallagen freigeschaufelt, damit es nicht zu Hochwasser kommt.

Operntenor verunglückt: Nach dem Schnee kam der Regen, die Kälte blieb. Am 23. Januar verunglückte der italienische Operntenor Cesare Curzi auf der A45, weil die Fahrbahn wegen gefrierender Nässe spiegelglatt war. Sein Wagen wurde zwischen zwei Lastwagen eingeklemmt. Curzi wollte nach Düsseldorf, kehrte aber lieber um.

Massenkarambolage: 20 Lastwagen hatten sich bei einer Massenkarambolage auf der A45 zwischen Freudenberg und Wenden ineinander verkeilt. Acht Stunden dauerte es, bis die gesperrte Fahrbahn wieder freigegeben werden konnte. Die Kommunalpolitik musste währenddessen laufend die Mittel für den Winterdienst erhöhen.

Riesige Pfützen: Ende Januar wurde es langsam milder – um verstopfte, zugefrorene oder von den fast schon zum Stadtbild gehörende Schneebergen blockierte Gullys bildeten sich riesige Pfützen.

„Meinen Parka konnte ich hinstellen“: Erinnerungen an den Rekordwinter 1979 

Im ersten Chaos haben manche mit dem Auto von Geisweid bis nach Siegen 4-5 Stunden gebraucht. Ich war mit dem T1-Firmenbulli unterwegs, Schneeketten und jede Menge Gewicht hinten auf der Antriebsachse. Wir haben ‘ne knappe halbe Stunde gebraucht, sind immer die Steigungen (Setzen, Haardter Berg, Giersberg) rauf und runter, wo kein anderer mehr fahren wollte/konnte. Die Bullis waren noch wintertauglich. (Dirk Felchner)

Zu der Zeit wohnte ich am Giersberg, konnte stundenlang mein Auto freischaufeln und als ich dann zurückkam, hatte sich ein Nachbar in die freie Parklücke gestellt. (Eva Killer)

Matthias Henrich, damals 15 Jahre alt: „Das Iglu stand bis Mitte Februar“, erzählt er.
Matthias Henrich, damals 15 Jahre alt: „Das Iglu stand bis Mitte Februar“, erzählt er. © privat

An der Engsbachstraße schnelles Geld verdient. Unten auf die Motorhauben gesetzt, damit die Autos den Berg rauf kamen. Belohnung bekommen, auf der Plastiktüte den Berg runter gerutscht und auf den nächsten gewartet – nicht lange. (Andreas Halbhuber)

Bergungspanzer haben den Schnee weg gefahren,weil kein Parkplatz mehr für die Autos da war. (Eleonore van Hoof)

Die Busse fuhren nur selten und mein Mann hat mich an einer Haltestelle mit unserem VW-Käfer, der Schneeketten hatte, abgeholt. Der Käfer kam überall hin. (Ulla Schreiber)

Achenbach war eingeschneit. Wir kamen von Siegen nicht mehr zurück. Ich konnte zum Glück mit Baby und Kleinkind bei meinen Eltern in Siegen übernachten. (Christiane Hahn)

Silvester 78 habe ich mit meinem Bruder vor dem Radio gesessen und die Schneemeldungen gehört. Jede Stunde rückte die Schneefallgrenze 50 Kilometer weiter südlich. Um Mitternacht erreichte der Schnee dann auch Siegen und blieb bis Ende März 79 liegen. (Wolfgang Weinbrenner)

Damals musste ich von der Kopernikushauptschule in Neunkirchen zu Fuß nach Salchendorf den Fußweg runtergehen, es kam kein Bus den Berg zur Schule hoch. Es lief nichts mehr. Es fing dann an zu regnen, es wurde wer weiß wie glatt. Mit Mühe und Not nach Hause gekommen – zuletzt noch verbotenerweise über die Bahnschienen bei SSI Schäfer gegangen, sonst hätte ich es nie geschafft. Zuhause konnte ich meinen Parka hinstellen, er war vom Regen steif gefroren. (Waltraud Suttner)

Mein Vater hat damals mit dem Schneeschieber für uns Kinder Schnee von der Schlittenbahn geräumt, damit wir überhaupt fahren konnten ... Ich bin damals in einer Schneewehe versunken und kam nur mit Hilfe wieder raus. (Claudia Maiwald)

Es fuhr kein Bus mehr zur Schule, wir mussten zu Fuß laufen, von Sohlbach bis zum Schießberg. An einem Tag war der Weg praktisch umsonst, weil alles dicht war. Lokalradio und Internet gab’s damals noch nicht, um „schulfrei“ zu verbreiten. (Jörg Hoffmann)

Gestrandet in Siegen: Erfahrungsbericht aus dem Rekordwinter 

Winter 1979: Angela Rodriguez ist zu Besuch bei einer Freundin in Siegen. Plötzlich fallen das Thermometer unter Null und Schneemassen vom Himmel...

Nachmittags gegen drei: Besuch bei einer Freundin am Rosterberg. Es sind noch andere Gäste da. Wir haben Spaß, lachen viel, verquatschen uns, die Zeit vergeht. Es wird immer lustiger, je später die Stunde. Wir bereiten zusammen so gegen 18 Uhr Abendessen vor. Nun muss man trotz Kälte doch einmal lüften. Ein Fenster wurde geöffnet und einer der Gäste sagte: „Schaut mal, es schneit ganz gut“! Alle ans Fenster. „Naja, heftig“, finde ich, „ist das ja nicht. Ich bin anderes aus dem Sauerland gewöhnt.“ „Haha, Sauerländer!“

Die Party geht weiter. Ich schaue hin und wieder auf die Uhr und denke mir: „So gegen ein Uhr muss du mal los, musst ja noch ´ne gute Strecke fahren.“ Ich verdränge den Gedanken, mich später ins „saukalte“ Auto setzen zu müssen, das erst nach ein paar Kilometern langsam die Heizung hochfährt. Aber gut. Bei Schnee bin ich bis dato wenigstens noch überall die Berge hoch und heruntergekommen, dank Vorderradantrieb und Winterreifen. Und ich bilde mir wegen meiner Fahrerfahrung im Schnee ein wenig was ein. Es wird wohl nicht so schlimm werden.

Gegen ein Uhr mache ich die Runde und beginne ich, mich zu verabschieden. Es dauert natürlich eine Weile. Fast halb zwei. Meine Gastgeberin macht die Haustür auf ... Eine Mauer verwehten Schnees von mindestens siebzig Zentimetern steht da im Eingang. „Das kann nicht wahr sein!“ sagen wir beide fast gleichzeitig. „Schitte, da muss ich jetzt durch.“ Ich stecke mir die Hosenbeine in die Stiefel, Kapuze aufgesetzt, Handschuhe, ein letztes Tschüss. „Melde mich, rufe dich an.“

Es rieselt immer noch leise vor sich hin. Ich stampfe vorwärts. Keine Spur im Schnee! Er reicht mir bis übers Knie. Der Parkplatz eine jungfräuliche Schneefläche, schwach beleuchtet. Ich sehe bloß einige „Schneehüppel“. Wo ist mein Auto? Das war doch irgendwo nahe bei der Einfahrt. Die Bäume und Büsche rund herum biegen ihre Äste vor lauter Schnee gen Boden. Keine Menschenseele! Ich schaue zurück zum Haus, sehe nur meine Spur zur Haustür.

Mit einer Hand wische ich mal hier und da, wo ich mein Auto vermute, dringe aber mit meiner Aktion nicht bis zum Grund auf einer Motorhaube oder einem Türschloss vor. Nur vereister Schnee. Der Schnee hängt bis übers Knie an meiner Hose. Kalt wird mir. Wie komme ich hier weg? Bei meiner Freundin übernachten, geht nicht. Ich m u s s nach Hause fahren. Außerdem wollten die andern ja schon in der kleinen Wohnung übernachten.

Mit bloßen Händen mein Auto frei schaufeln ging nicht ohne Werkzeug. Also watete ich zurück zur Wohnung meiner Freundin. Alle kommen zur Haustür, und erst jetzt wird auch ihnen bewusst, was da draußen los ist. „Oh, nein! Das ist ja … und ist das kalt!“ Aber: „Klar! Wir finden dein Auto!“ Einmummeln, Schuhe oder Stiefel angezogen. Mit Taschenlampe, Handfeger, Bürsten und Besen bewaffnet und ein starker Mann am Schneeschieber vorneweg geht es im Gänsemarsch nach draußen.

„Na, denk nach, wo ungefähr du geparkt hast!“ „Jo, daaaa ungefähr!“ „Welche Farbe?“ „Nun, rot und eher klein!“ „Wenigstens etwas. An die Arbeit, Leute“.

Die großen „Schneehüppel“ werden ausgelassen. Der Schneeschieber-Mann bahnt eine Gasse um jeden infrage kommenden Schneehaufen. Alle Hände arbeiten. „Nein, da ist zu weit von der Einfahrt weg! Eher hier.“ „Ha, der hier ist rot!“ Einer kratzt am Nummernschild, einer räumt die Motorhaube, eine das Dach, eine das Heck und die Seiten. „Das ist meins!“ Gott sei Dank, das Türschloss geht auf, nicht zugefroren. Jetzt die Feinarbeiten. Mit dem Kratzer befreie ich alle Scheiben vom Schnee. Es rieselt mittlerweile etwas heftiger und die Scheiben sind schnell wieder zugeschneit. Gut, rein ins Auto, gestartet. Es springt an. Heizung an, Gebläse an, auf die Frontscheibe, Scheibenwischer.

Der Wagen läuft eine Weile, bis die netten Freunde abwechselnd eine oberflächliche Spur zur Straße geschoben haben. Zwei schieben den Wagen dann vorsichtshalber an, damit ich raus aus der Schneewehe komme. Nochmal „Tschüss, und komm gut an, und pass gut auf, und fahr bloß langsam. Den Berg herunter kommst du ja wohl von allein.“

Jetzt den ersten Gang rein, nein, besser den zweiten! Ohne Probleme komme ich auf die Straße, oder besser dahin, wo ich sie vermute. Rein gar nichts ist geschoben oder von anderen Autos vorgespurt! „Ein bisschen verrückt das Ganze,“ denke ich, „aber herunter werde ich es wohl schaffen. In der Stadt unten ist bestimmt geschoben.“ Na endlich, da vorn ist die Leimbachstraße. „Nee, nich, das kann nicht sein!“ Ich rede schon mit mir selbst. „Die ist auch nicht geschoben und keine Spur.“

Meines ist das einzige Auto weit und breit. Hoffentlich muss ich nicht anhalten. Das mit dem Anfahren könnte schwierig werden. Ich habe Glück, kann fahren, langsam. Die Reifen greifen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, eine Schneewelle vor mir herzuschieben. Rechts ab muss ich. Da ist die Hauptstraße. Auch hier ist nicht ein Auto zu sehen. Auf der Hauptstraße ist aber wenigstens eine Fahrspur. Also ist gerade doch noch das eine oder andere Auto hier gefahren! Ich setze mich in die Spur und kann jetzt gut vorankommen. Bis Siegen Stadtmitte sehe ich nur ein Taxi. Meine Gedanken schweifen. „Wenn die Nebenstraßen nicht geräumt sind, dann ist auch außerhalb der Ortschaft nicht geräumt. Das schaffe ich nie!“

Ich muss ja noch eine gute Strecke bis nach Hause fahren, die durch ein bergiges Waldstück führt. Wenn ich da im Auto im Wald nächtigen muss, würde ich a) frieren, b) im Dunkeln stehen, c) nichts zu essen und zu trinken haben und d) eventuell auch keine Hilfe holen können (Handys gab´s ja noch nicht). „Also, besser nicht! Was machen?“ Die Idee: Engsbachstraße, Studentenwohnheim, meinen Bruder rausklingeln, bei ihm übernachten. Den Berg hoch muss ich dann wohl laufen, aber immer noch besser als im Wald, im Nirgendwo, stehen bleiben!

Es schneit immer noch leicht. Ich biege in die Engsbach ein. Jetzt zweiter Gang und Gas, Gas, Gas! Mal sehen, wie weit ich den Berg hochkomme. Ist dann wenigstens nicht mehr so weit zu laufen. Mein Auto wühlt sich gewissermaßen hoch und höher. „Häh?? Da kommt doch wirklich ein einsamer Idiot von oben und das mitten auf der Straße!“ Er macht keine Anstalten, mir auszuweichen. Ich erst auch nicht, denke: „Der muss doch mitdenken, dass er besser herunterkommt als ich hinauf. Wenn ich zum Stehen komme, war`s das. Kapiert der nicht, dass er runter von allein rutscht? Nee, wie blöd muss man sein! Du … !“ Ich Lichthupe. Keine Reaktion. Ich muss nach rechts, sonst kracht´s. Ich habe das Nachsehen. Ich stehe! Ich komme mit den rechten Reifen auch nach mehreren Versuchen nicht mehr aus dem Schnee heraus. Ich muss genau hier stehen bleiben. Verflucht!

„Nun denn, reg´ dich ab! Hilft ja alles nichts.“ Raus in die Kälte, Kapuze, Handschuhe, meine Habseligkeiten unter den Arm, abschließen und „heissa“ den Berg hinauf! Wenigstens nur die halbe Strecke! Mein Bruder schaute etwas verdutzt und verschlafen, als ich vor seiner Tür stand. „Wo kommst du denn her? Guck mal auf die Uhr!“ Ich versuche eine kurze Erklärung. „Okayyyyy! Du musst aber auf dem Boden schlafen. Decke ist da im Schrank.“ Mit der Aussicht auf einen guten Kaffee am Morgen, sofern ich letzteren nicht verschlafen würde, legte ich mich nieder und schlief ein. Es musste wohl mittlerweile halb vier sein.

Morgens schmerzten der Rücken und der Nacken, aber ich hatte es wenigstens trocken und warm gehabt und bekam meinen Kaffee. So gegen vierzehn Uhr war ich dann endlich zuhause. Gut, dass ich nicht weitergefahren war! Ich wäre mit Sicherheit nachts im Wald gestrandet. Die Landstraße wurde nämlich erst bei meiner Rückfahrt geräumt. Ich konnte bequem hinter dem Räumfahrzeug herfahren. Zuhause war es an dann an mir zu räumen.