Siegen-Wittgenstein. . Die geplante Zentralisierung des Jugendamts könnte für den Standort Wilnsdorf Folgen haben. Ein Entscheidung sei aber noch nicht getroffen.

Die Töne aus Wilnsdorf werden schriller. Nach der „ungenügenden“ Antwort auf eine Nachfrage will die CDU-Fraktion nun den Gemeinderat eine Resolution verabschieden lassen, damit der Regionale Sozialdienst (RSD) des Kreises seine Dependance in Wilnsdorf behält. Tatsächlich deuten viele Zeichen auf eine weitere Zentralisierung hin.

„Eine Entscheidung hinsichtlich einer möglichen anderweitigen Unterbringung der RSD Süd“ sei „noch nicht getroffen“ — diesen Satz entlockte Bürgermeisterin Christa Schuppler dem Kreissozialdezernenten. Tatsächlich ist seit Sommer schon viel mehr passiert: Im Jugendhilfeausschuss und im Personalausschuss stellte Gutachter Bruno Hastrich seine Organisationsuntersuchung vor. Sein Auftrag war ausdrücklich, auf die bisher fünf Standorte zu schauen und „Optimierungsmöglichkeiten“ zu benennen.

Auch Netphen wurde geopfert

Letzteres hat der Gutachter auch getan: In dem neuen Organisationsplan, den er für das Jugendamt vorschlägt, erscheinen neben dem „RSD Wittgenstein" die „RSD 1“ und „RSD 2“ – ein Zeichen dafür, dass der dritte Siegerländer Standort im Süden des Kreisgebiets schon gar nicht mehr vorgesehen ist. Denn das andere verbliebene Standbein außerhalb Siegens im Norden ist gesichert: Dort wird der Kreis sogar zusätzliche Flächen anmieten. Die Stadt Kreuztal lässt dafür das Dachgeschoss ihres Verwaltungsgebäudes an der Bahnhofstraße aufstocken, wo der RSD Nord für Kreuztal und Hilchenbach bereits sein Domizil hat.

Vier Standorte

Der Regionale Sozialdienst ist eine Abteilung des Jugendamts. In Siegen sind derzeit neun, in Bad Berleburg acht, in Kreuztal sieben und in Wilnsdorf sechs Fachkräfte eingesetzt. Hinzu kommt der sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamts.

In Wilnsdorf hat sich der Kreis nicht bei der Gemeinde eingemietet, deren Verwaltung gerade selbst aus den Nähten platzt, sondern in einem Wohn- und Geschäftshaus in Rathausnähe. Auch dort ist es eng. Und wird wohl noch enger, nachdem der RSD insgesamt um vorerst sieben Stellen aufgestockt wird – ebenfalls eine aus dem Hastrich-Gutachten.

Was aus dem für Burbach, Neunkirchen und Wilnsdorf zuständigen Standort wird, hängt am Ende wohl von der Entwicklung in Siegen ab: Der Kreistag hat die Verwaltung bereits im September beauftragt, Räume zu suchen, in denen das Jugendamt, das bisher auf das Kreishaus, das Lyz und das Servicezentrum am Weidenauer Bismarckplatz verteilt ist, zentral unterzubringen. „Eine konkrete Planung gibt es derzeit nicht“, antwortet Landrat Andreas Müller auf eine Anfrage dieser Zeitung. Aber: „Wir unterziehen unsere Angebote einer stetigen Aufgabenkritik.“

Das Jugendamt vor Ort, so die Wilnsdorfer CDU, biete die Möglichkeit „schnellen und entschlossenen Handelns, um je nach Situation gerade dem Kindeswohl und Rat suchenden Familien zu dienen“. Ähnlich hatte vor mehr als zehn Jahren die Stadt Netphen argumentiert – der Kreis setzte sein „Außenstellenkonzept“ dennoch durch und holte den RSD Mitte von Netphen in das neue Bismarckplatz-Zentrum.